Wenn die Angst das Leben beherrscht - Angst vor Misserfolg und ihre Folgen

Jeder Mensch besitzt ganz natürliche Schutzmechanismen. Angst zu haben, ist also zunächst eine positive Eigenschaft des Menschen, denn durch die Angst schützt er sich vor gefährlichen Situationen. Wer schon einmal vor Schreck erstarrt oder vor etwas zurückgeschreckt ist, der hat diesen Schutzmechanismus Angst selbst erlebt.

Angst ist Teil der menschlichen Entwicklung

In der Frühzeit der menschlichen Existenz waren wir immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen eine schnelle Reaktion nötig war, um zu überleben. Als der Mensch beispielsweise noch Jäger war, konnte es zu Begegnungen mit Tieren kommen, bei denen der Mensch entscheiden musste, ob er sie angreift oder ob er vor ihnen flieht. Er entwickelte mit der Zeit ein sehr feines Gespür dafür, ob er in Gefahr ist. Meist spürte der Jäger instinktiv, wenn er einem Tier unterlegen war und floh lieber. Dieses instinktive Gefühl, welches ihn zur Flucht antrieb, würden wir heute mit Angst umschreiben. Aber auch heute erleben Menschen solche Situationen. Wenn man beispielsweise nachts allein auf der Straße unterwegs ist und hinter sich Schritte hört, spannt sich der Körper und man läuft automatisch schneller. Auch diese Reaktion basiert auf dem Schutzmechanismus der Angst.

Angst vor Misserfolg

In der heutigen Gesellschaft wird vom Menschen viel verlangt. Er steht im Berufs- und auch Privatleben vor immer neuen Herausforderungen und es werden hohe Ansprüche an ihn gestellt. Viele dieser Herausforderungen nimmt der Mensch einzig aus einem Grund nicht an. Er hat Angst vor Misserfolg. Da nützt es auch nichts, dass er eigentlich die Fähigkeiten hätte, um der Herausforderung gewachsen zu sein. Die Angst vor dem Scheitern ist einfach so groß, dass sie letztlich die Ausschöpfung der vorhandenen Potenziale verhindert und ihn davon abhält, eine Aufgabe in Angriff zu nehmen. Diese besondere Form der Angst wird dadurch hervorgerufen, dass der Betroffene beispielsweise durch eine übertragene Aufgabe in eine Situation gerät, die sein Selbstbild oder sein Selbstwertgefühl bedrohen könnte. Er reagiert mit Rückzug und nimmt die Herausforderung aus Angst vor einem Misserfolg und einer daraus resultierenden "Beschädigung" seines Selbstwertgefühls bzw. seines Selbstbildes gar nicht erst an.

Angst ist oft unbewusst vorhanden

Interessanterweise merken Betroffene sehr häufig gar nicht, dass sie unter Angst vor Misserfolg leiden. Klassische Aussagen von Menschen mit Versagensängsten sind unter anderem, dass sie zwei linke Hände hätten und etwas nicht reparieren könnten oder dass sie aus diesem oder jenem Grund den Arbeitsplatz ohnehin nicht bekämen. Es werden unzählige Gründe angeführt, mit denen sich Betroffene selbst bestärken, etwas nicht zu tun. Auf diese Weise umgehen sie die Konfrontation mit der Angst.

Wenn Angst zur Krankheit wird

Der normale Schutzmechanismus der Angst ist in sich positiv. Er kann sich aber auch zu einem Krankheitsbild entwickeln. Angst wird zu einer Krankheit, wenn sie sich zu einer Belastung bzw. Bedrohung entwickelt, die vom Betroffenen nicht mehr kontrolliert werden kann. Eine solch (pathologische) krankhafte Angst schränkt die Lebensqualität erheblich ein und ist in der Lage, ein normales Leben unmöglich zu machen. In dieser Situation hilft nur noch kompetente Hilfe, denn allein kann sich der Betroffene vermutlich nicht aus dem Teufelskreis der Angst befreien.

Tipps für einen positiven Umgang mit der Angst

Mit kleinen Gedankenspielen kann man seine Ängste überwinden oder zumindest dafür sorgen, dass sie einem nicht mehr so bedrohlich vorkommen und das gesamte Denken und Handeln beherrschen:

  • Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins ist wichtig
  • Erinnerung an frühere Erfolge können die Angst mindern
  • Schlimme Befürchtungen bis zum Ende denken (sie sind meist nicht so schlimm, wie gedacht)
  • Einschätzung, wie wahrscheinlich ein Misserfolg ist
  • Daran denken, was man bei einem Erfolg gewinnen kann
  • Bewusstsein, dass ein Misserfolg bereits vorhandene Erfolge nicht schmälert

Vielleicht ist es auch hilfreich, aus einem neuen Blickwinkel auf seine eigenen Ängste zu schauen und sie einfach als ganz normale Bestandteile des eigenen Lebensweges zu verstehen. Wenn es gelingt, sie als notwendiges Geschehen zu deuten, dann verlieren sie einen Großteil ihres bedrohlichen Charakters.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel generell fachlichen Rat - zum Beispiel durch einen Arzt oder Psychotherapeuten - nicht ersetzen kann.

 

Autor seit 12 Jahren
212 Seiten
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