Angstpatienten und die Co-Abhängigkeit ihres Umfeldes - Wie die Angst eines Menschen sein Umfeld belasten kann

Leider ist die Bekämpfung von Angstsymptomen und deren Auswirkungen auf das tägliche Leben, das Miteinander im Umgang mit anderen Personen und als Teil der Gruppe Mensch, ein harter, steiniger und vor allem langer Weg. Viel zu oft haben Betroffene das Gefühl, eher zwei Schritte rückwärts zu gehen, als einen vorwärts. Sich in einer solchen Situation vergangene Erfolge ins Gedächtnis zu rufen, fällt vielen Angstpatienten unglaublich schwer. Neben der bloßen Erinnerung an Vergangenes ist es notwendig, sich den eigenen Ängsten im Rahmen einer kompetenten Begleitung zu stellen.

Emotion gegen Verstand

Angst hat nicht nur etwas mit der Ratio zu tun, sondern versetzt den Menschen auch emotional in einen Ausnahmezustand. Obwohl der Verstand bemüht ist aufzuzeigen, dass die auslösende Situation in den meisten Fällen nicht im erwarteten Extrem enden wird, sorgen die Emotionen für das Entstehen des Angstzustandes. Diese Diskrepanz zwischen Verstand und Gefühl aufzuzeigen, ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Verbesserung der Situation. Ist die Angst bereits das Symptom einer Erkrankung, so ist interessanterweise nicht die Angst selbst das größte Problem. Vielmehr wirkt die Angst vor der Angst lähmender und unerträglicher, als das befürchtete Eintreten des fast immer bis ins Detail ausgemalten Extrems.

Therapie-Gespräch

Wird ein pathologisches Niveau der Angst erreicht, so ist therapeutische Hilfe notwendig. Viele Betroffene berichten, dass Therapie-Gespräche hilfreich sind. Im Rahmen einer solchen Gesprächstherapie bei Angstzuständen kann zudem das gemeinsam erlebte und (professionell kontrolliert herbeigeführte) Erleben einer angstauslösenden Situation ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sein. Dieses gelenkte Heranführen sollte aber stets in kleinen Etappen erfolgen.

Das persönliche Umfeld ist wichtig

Einen Therapeuten finden und sich diesem anzuvertrauen, ist sicher wichtig und notwendig. Vor allem sind aber die Menschen aus dem ganz persönlichen Umfeld des Betroffenen ein entscheidender Faktor der Therapie. Denn gerade sie sind es, die dem Betroffenen durch Worte, Gesten oder auch nur ein liebes Wort zeigen können, dass er sich der angstmachenden Situation bzw. seiner Angst nicht allein stellen muss. Das Wissen um Menschen, die einem zur Seite stehen, auch wenn man strauchelt oder fällt, kann einem Angstpatienten großen Halt geben.

Vorsicht vor Co-Abhängigkeit

Für alle Personen, die zum Umfeld eines Angstpatienten gehören, ist es ungemein wichtig, auf sich selbst Acht zu geben. Ähnlich wie im Umgang mit der Sucht eines Verwandten, Partners oder Freundes besteht die Gefahr, dass der von Betroffene kaum noch feststellen und schon gar nicht gegensteuern kann, wenn die Kraftreserven der helfenden Person erschöpft sind. Das Hineinrutschen in eine sogenannte Co-Abhängigkeit kann für beide Personen verhängnisvoll sein.

Das wichtigste im Umgang zwischen Helfer und Betroffenem ist die Ehrlichkeit sowie die Akzeptanz der zu kommunizierenden und damit gesetzten Grenzen. Um als vertraute und helfende Person nicht über seine eigenen Kräfte zu gehen, sollten Auszeiten vereinbart werden, in denen man sich um die eigenen Bedürfnisse kümmert. Diese Auszeiten sind notwendig, weil auch die Helfer ein Leben haben und Freiraum brauchen, um sich zu erholen. Sorgt ein Helfer nicht für sich selbst, so kann er schnell vom Helfer zum Hilfsbedürftigen werden. Geschieht dies, dann kann es im schlimmsten Fall sogar notwendig sein, dass sich die helfende Person zum Selbstschutz aus der "Umklammerung" des Betroffenen löst und die Hilfe einstellt.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel generell fachlichen Rat - zum Beispiel durch einen Arzt oder Psychotherapeuten - nicht ersetzen kann.

Autor seit 13 Jahren
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