Wer war die Gräfin von Cosel?

 

Die berühmteste Mätresse des sächsischen Kurfürsten und erwählten Königs von Polen - Anna Constantia von Brockdorff (auch Anna Konstanze geschrieben) - wurde am 17.10.1680 in Depenau geboren. Ihre Eltern waren der Ritter Joachim von Brockdorff und dessen Ehefrau Anna Margarethe, eine bürgerliche Kaufmannstochter. Die kleine Anna Constantia durfte, was in der Barockzeit nicht selbstverständlich war, eine umfassende Bildung genießen. Sie erhielt Mathematikunterricht und lernte sogar mehrere Sprachen. Das temperamentvolle Mädchen liebte es, zu jagen. Sie ritt sowohl schicklich im Damensattel aus, jedoch war ihr auch der Herrensattel sehr vertraut, was sich absolut nicht schickte für eine junge Dame aus feinem Hause. 

Als Anna Constantia von Brockdorff 14 Jahre alt war, musste sie das Elternhaus in Depenau verlassen, um am Hofe des Herzogs Christian Albrecht dessen Tochter Sophie Amalie als Hoffräulein zur Hand zu gehen. Auf Schloss Gottorf - in der Nähe von Schleswig - sollte die 14-jährige Anna Constantia von Brockdorf das höfische Leben näher kennenlernen und den "letzten Schliff" erhalten. Sie begleitete die Herzogstochter Sophie Amalie später nach Wolfenbüttel in die Welfen-Residenz des Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg - Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel.

Wie es heißt, soll Anna Constantia im Jahre 1702 ein Kind zur Welt gebracht haben, dessen Vater möglicherweise Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel gewesen war, mit dem die junge Dame eine Liaison hatte. Die Schwangerschaft der Anna Constantia von Brockdorff und die Geburt des Kindes war ein Skandal am Welfen-Hof. Sofort wurde die junge Frau vom Hofe verbannt und zu ihren Eltern auf das Gut Depenau zurückgeschickt. Aus keiner Überlieferung geht allerdings hervor, was aus dem ersten Kind der späteren Gräfin von Cosel wurde.

Anna Constantia von Brockdorff und Adolf Magnus Freiherr von Hoym - Eine kurze Ehe

 

Noch im selben Jahr - anno 1702 - heiratete Anna Constantina von Brockdorff den 12 Jahre älteren Adolf Magnus Freiherr von Hoym, einen königlich polnischen und kurfürstlich sächsischen Kabinettsminister, Obersteuerdirektor und General-Akzise-Inspektor, den sie 1699 in Wolfenbüttel kennengelernt hatte. Die Geburt des Kindes verschwieg Anna Constantia ihrem Gatten Adolf Magnus Freiherr von Hoym. Dieser bereute schon recht bald seine Vermählung mit der jungen Anna Constantia, die er später als "herrschsüchtig und bösartig" beschrieb, und strebte bereits ein Jahr nach der Trauung die Trennung an. Von Hoym erfuhr schließlich doch davon, dass ihm seine junge Frau ein uneheliches Kind verheimlicht hatte. Die offizielle Scheidung fand allerdings erst im Jahre 1706 statt. Was den angesehenen Gatten der späteren königlichen Mätresse so sehr erzürnte, dass er so hinterhältig böse von ihr sprach, geht aus den vielen Aufzeichnungen nicht eindeutig hervor.

Gräfin von Cosel und der Kurfürst Friedrich August I - Liebe, Lust und Leidenschaft bis zum bitteren Ende

 

Schön war sie und klug noch obendrein, die Anna Constantia von Brockdorff. Selbst dem sächsischen Kurfürsten und König von Polen, dem gerechten August des Starken, fiel das hinreißende Geschöpf auf. Der "starke August" war durch und durch Mann und konnte von hübschen Frauen nicht die Finger lassen. Seine Gemahlin, Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth, war sehr fromm erzogen und ließ den Gatten nur recht selten sehr nah an sich heran. Aus dieser Ehe ging nur ein Sohn hervor - Friedrich August II - der am 07.10.1696 geboren wurde. Insgesamt sagt man August dem Starken 354 uneheliche Kinder nach. Aus anderen Quellen geht die Zahl 267 hervor. Gewiss ist jedoch, dass Sachsens Kurfürst neben seinem ehelichen Sohn noch weitere 8 anerkannte uneheliche Kinder hatte, die seine Mätressen zur Welt brachten. Drei davon schenkte ihm seine Lieblingsmätresse Gräfin von Cosel. Eigentlich wären es vier Kinder gewesen, wie aus einigen Quellen zu entnehmen ist. Der erste Sohn der Cosel soll bereits kurz nach der Geburt gestorben sein.  

 

Lange bevor Sachsens Kurfürst im Jahre 1704 die wunderhübsche Anna Constantia von Hoym erblickte, als er in der Kutsche am brennendem Hause der von Hoyns vorbeifuhr, wo sie die Löscharbeiten beaufsichtigte, hatte er bereits zahlreiche heiße Affären mit den schönsten Frauen Sachsens gehabt. August der Starke sah Anna Constantia und er "wollte sie haben". Zu jener Zeit war die junge Frau jedoch noch rechtsmäßig mit Adolf Magnus Freiherr von Hoym verheiratet, wenngleich auch diese Ehe nicht glücklich war. Die kluge Anna ließ den mächtigen Kurfürsten zappeln. Leichtes Spiel hatte der sächsische Herrscher nicht. Jedoch bekam er am Ende, was er wollte. Seine geliebte Mätresse Anna Constantia, die er im Jahre 1706 zur "Reichsgräfin von Cosel" ernannte und ihr viel Mitspracherecht einräumte, was - wie sich später herausstellte - der Gräfin am Ende zum Verhängnis werden sollte.

TaschenberpalaiseFür seine geliebte Mätresse ließ der Kurfürst das Taschenberg-Palais in Dresden errichten, welches die Cosel als Residenz bezog. 3 Kinder schenkte Gräfin von Cosel dem starken August, die er über alles liebte und in jeder Hinsicht förderte. Die erste Tochter - Augusta Constantia von Cosel - erblickte 1708 das Licht der Welt. Nur ein Jahr später schenkte die Gräfin einer weiteren Tochter das Leben, die den Namen Friederike Alexandrine erhielt. 1712 gebar die Cosel einen Sohn - Friedrich August.    

 

Friedrich August der Erste schmückte sich gerne mit der klugen und liebreizenden Gräfin von Cosel, überhäufte sie mit Geschenken, vermachte ihr herrliche Schlösser, feierte prunkvolle Feste mit ihr. Die temperamentvolle Anna Constantia von Cosel war die Einzige seiner vielen Mätressen, der er innig zugetan war. Er soll ihr sogar einen schriftlichen Heiratsantrag gemacht haben. Dieses Schriftstück hatte der mächtige Kurfürst von Sachsen nicht ganz freiwillig verfasst. Viel eher war es eine Bedingung, welche  die kluge Anna Constantia stellte, denn einfach nur Mätresse sein, reichte ihr nicht aus. Der Ehevertrag sollte einige Jahre später noch eine sehr entscheidende Rolle spielen.

Die geistreiche Gräfin von Cosel - der im Übrigen nachgesagt wurde, dass sie Pfeife rauchte, mit dem Degen umging wie ein Mann und sogar schießen konnte - machte sich am sächsischen Hofe zahlreiche Feinde. Nicht nur, dass sie viele Sachen beherrschte, die zu damaliger Zeit sich für Frauen nicht geziemten, Sie mischte sich überdies zu sehr in politische Entscheidungen ein, was den Herren am Hofe sehr missfiel. Der Kurfürst von Sachsen ließ seine schöne Mätresse lange Zeit gewähren, so sehr war er ihr verfallen. Selbst wenn August der Starke in den Krieg zog, wich ihm die Gräfin nicht von der Seite. Der Hochmut der Gräfin kam vor ihrem tiefen Fall, sofern von Hochmut überhaupt gesprochen werden kann.

Die angebliche Flucht der Cosel

Als dem starken August schwante, dass seine geliebte Mätresse und Mutter seiner drei Kinder, sich mehr und mehr in den Vordergrund spielte, wichtige Entscheidungen entgegen seinem Willen traf und sich viele Feinde am Hofe gemacht hatte, ließ er sie 1713 eiskalt fallen. Was ihm anfangs noch imponierte, wurde ihm plötzlich zu heiß. Anna Constantia von Cosel sagte ihm viele Dinge voraus, die tatsächlich eintrafen, warnte ihn vor unüberlegten Machtspielchen auf politischer Ebene in den polnischen Fürstenhäusern. Versessen kämpfte Friedrich August I darum, den Königstitel im katholischen Polen wieder zu gewinnen, den er verloren hatte, als er eine Niederlage im Großen Nordischen Krieg gegen die Schweden erlitt.

Gräfin von Cosel sah voraus, was kommen musste und dies kränkte den gerechten, starken und unverwundbaren Friedrich August den Ersten in seiner königlichen Ehre. Er wollte zurückerobern, was ihm "gehörte" - den polnischen Königstitel. Da gab es bereits eine neue Frau, die ihm seinem Ziel sehr viel näher bringen konnte und so entschied er sich für eine Verbindung mit der zwar recht hübschen, jedoch nicht unbedingt geistreichen Maria Magdalena Gräfin Dönhoff. August der Starke handelte ziemlich schnell. Er verbannte seine einst liebste Mätresse - Gräfin von Cosel - vom sächsischen Hofe, mit der Auflage, dass sie diesen nie wieder zu betreten hatte. Die Gräfin zog sich nach Pillnitz zurück, wo sie sich zunächst mit der Umgestaltung des Schlosses befasste, welches August der Starke eigens für sie erworben hatte.

Nach Berlin reiste die Gräfin im Jahre 1715, um dort den Ehevertrag zu beschaffen, den sie an August den Starken aushändigen sollte. Er hatte der damals 24-Jährigen Holsteinerin die Ehe versprochen, sobald seine Angetraute - Christiane Eberhardine - das Zeitliche gesegnet hätte. Überdies hatte er sich bereit erklärt, Anna Constantina pro Jahr 100 000 Taler zu zahlen. Da die Cosel allerdings Schloss Pillnitz nicht verlassen durfte, wurde der Gräfin "Landesverrat" vorgeworfen. Immerhin waren die Preußen politische Gegner und es war zu befürchten, dass die gewitzte Gräfin, brisante Staatsgeheimnisse in Berlin ausplauderte. August der Starke ordnete die sofortige Auslieferung seiner ehemaligen Mätresse an, da diese sich mehrfach weigerte, freiwillig nach Dresden zurückzukehren. Daraufhin wird Anna Constantia festgenommen und unter Arrest gestellt.

Wie es heißt, soll die Reichsgräfin von Soldaten mehrmals vergewaltigt worden sein, woraufhin sie auf das Schloss Nossen gebracht wurde. Dort erlitt die gepeinigte Gräfin einen Schlaganfall. Unter der strengen Aufsicht von 40 Männern, die sie rund um die Uhr bewachten, verweilte die kranke Reichsgräfin auf Schloss Nossen, um sich von ihrem Martyrium und dem Schlaganfall zu erholen. Jeglicher Schriftverkehr wurde ihr strengstens untersagt. Jeder noch so schwache Schritt, der von der schweren Krankheit gezeichneten Gräfin, wurde mit Argusaugen verfolgt, um einen möglichen Fluchtversuch zu verhindern.

Burg Stolpen - das Gefängnis der Gräfin von Cosel

 

Coselturm Burg Stolpen

Im Dezember 1716 befahl August der Starke, die langsam wieder genesende Cosel auf die Burg Stolpen zu bringen, wo sie fortan gefangen gehalten werden sollte. Ganze 49 Jahre lebte die Reichsgräfin auf der Burg Stolpen. Wobei gesagt werden muss, dass Sie ihr Gefängnis bereits nach 28 Jahren verbüßter Haft hätte verlassen können.

Doch sie blieb noch weitere 21 Jahre - bis zu ihrem Tod im Jahr 1765 - auf der Burg Stolpen und siedelte in den Johannis-Turm - den so genannten Cosel-Turm - um. Gräfin Anna Constantia von Cosel verstarb im Alter von 85 Jahren. 

Um die berühmte Gefangene auf der Burg Stolpen im Landkreis Sächsische Schweiz ranken sich viele Mythen und Geschichten.

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