Kein Theater - Aprilscherze nach Drehbuch gehen schief

Es ist verlockend, im Internet nach Aprilscherzen zu suchen und diese nachzuahmen. Was Sie im Netz gefunden haben, könnte Ihr Opfer ebenfalls kennen. Noch gefährlicher für den Erfolg Ihrer Aprilscherze wird es, wenn Sie verkrampft an die Sache herangehen. Und das ist der Fall, wenn Sie sich zu viel vornehmen, wenn der eigentliche Trick zu kompliziert ist.

 

Verzichten Sie also möglichst auf ein Drehbuch. Lassen Sie sich von anderen Aprilscherzen inspirieren, aber passen Sie diese an. Aprilscherze müssen zu Ihnen und zu der Person passen, die Sie hereinlegen möchten. Überspitzen Sie eine ganz alltägliche Situation. Treiben Sie etwas auf die Spitze, was dem anderen zunächst vollkommen normal vorkommt. Normal vorkommen muss.

 

Bedienen Sie sich dem wichtigsten Trick der Taschenspieler: Ablenkung. Die Lüge muss ganz beläufig serviert werden. Sorgen Sie dafür, dass der Belogene sich erst einmal auf etwas ganz anderes konzentriert. Dabei ist Ihr erzählerisches Talent gefragt. Lenken Sie mit einer ausführlichen Geschichte von der eigentlichen Lüge ab. Oder setzen Sie Ihr Opfer unter Druck: Es handelt sich um eine Notsituation. Er soll ganz schnell handeln. Er soll ganz schnell das tun, worum Sie gbitten. Ohne groß darüber nachzudenken. Er soll sich voll und ganz auf das drumherum konzentrieren und die bittere Pille mittendrin gar nicht bemerken.

Verbündete

Überlegen Sie sich genau, ob Sie andere Menschen in Ihre Aprilscherzplanungen einweihen möchten. Unter Umständen funktionieren Ihre Aprilscherze nur, wenn Sie eingeweihte Helfer haben, die mitspielen. Eine Lüge - und das ist ein Aprilscherz nun einmal - wird eher geglaubt, wenn Sie von mehreren Menschen gedeckt wird.

Andererseits gilt auch bei Aprilscherzen: Viele Köche verderben den Brei. Je mehr Menschen Sie von ihrem Vorhaben erzählen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich einer davon verplappert, noch bevor der 1. April überhaupt da ist. Der Schuss kann nach hinten los gehen, wenn das potentielle Aprilscherzopfer zu sehr gedrängt wird, die Kröte zu schlucken.

Überlegen Sie sich also genau, ob Sie Verbündete brauchen und entscheiden Sie dann gewissenhaft, wer sich dafür eignet. Wer kann schweigen wie ein Grab, wenn es sein muss? Wer hat Freude daran, andere hereinzulegen? Wer bringt Unwahrheiten glaubhaft, locker und natürlich an den Mann oder die Frau? Viel Erfolg bei der Suche nach dem geborenen Lügner.

© Duncan Noakes - Fotolia.com

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In Unternehmen ist es besonders beliebt, neue Auszubildende in den April zu schicken. Lehrlinge werden auch an anderen Tagen im Jahr verarscht, aber das ist eine andere Geschichte.

 

Meist sind diese Aprilscherze so gestaltet, dass ein wacher, aufmerksamer Azubi, der über ein Mindestmaß an Fachwissen verfügt, überhaupt nicht auf den Scherz anspringen dürfte. Andererseits herrscht in vielen Ausbildungsbetrieben die Mentalität, dass der Ausbilder immer Recht hat und der Stift zu spuren hat. Wer zu viel hinterfragt, macht sich unbeliebt. Das macht es den Scherzbolden einfach. Und wie bei jedem Aprilscherz ist nicht nur entscheidend, welche Lüge verbreitet wird, sondern wie sie verkauft wird.

Ein Beispiel

Es war einmal in einer kleinen Werkstatt auf dem Land. Der Geselle spricht zu seinem Azubi: "Kennst du den Enzerhof?"

"Nee."

Der Geselle gibt eine sehr detaillierte Wegbeschreibung ab. Er fragt immer wieder nach, ob der Azubi die Wegbeschreibung verstanden hat. Er lässt ihn ab und zu die einzelnen Wegpunkte wiederholen. Der Geselle überflutet den Lehrling mit Informationen über die markanten Wegpunkte zum Hof, an welchen Geschäften er auf dem Weg zum Hof vorbei kommt und welche Gebäude schließlich  zum Enzerhof gehören, inklusive einer Schilderung, an welcher Haustür er klingeln soll und welche Person er dort kontaktieren soll. Der Azubi ist sichtlich konzentriert, sich das alles zu merken. Das sorgt dafür, dass ihm nichts besonderes auffällt.

 

Der Geselle fährt fort: "Nimm dich vor dem Hund in Acht, das ist ein bissiger Drecksköter. Wenn das Hoftor zugezogen ist, dann musst du mit deinem Handy die Telefonnummer anrufen, die auf dem Werbeschild für den Hofladen steht. Dann sperrt jemand den Hund weg und man lässt dich ein. Frag dich zu dem Alten durch und lass dir die Wasserwagengewichte geben."

 

Der Auszubildende stellt nur eine Gegenfrage: "Kann ich mein Mofa nehmen?"

 

"Nein. Die Gewichte sind schwer. Die liegen auf einer Schubkarre und die schiebst du hier her,"

 

Der Lehrling gehorcht, macht sich auf den Weg und war lange Zeit nicht gesehen. Natürlich war der Alte vom Enzerhof schon lange eingeweiht und spielte mit. Es gab gar keinen Hund auf dem Hof, das Tor stand immer offen. Aber es war gut, dass der Geselle die Geschichte mit dem Hund erfunden hat, denn der Azubi war dadurch so abgelenkt, dass er gar nicht darüber nachdachte, ob es überhaupt Wasserwaagen gab, die zur einwandfreien Funktion Wasserwaagengewichte benötigten.

 

Sichtlich erschöpft kehrt der Auszubildende zurück und stellt vor der Werkstatt eine Schubkarre ab, auf der ein Eimer voll mit altem Schrott steht.

 

"Du wolltest mich wohl verarschen", schimpft der Lehrling und bei diesen Worten läuft es dem Gesellen eiskalt den Rücken herunter. "Die Wasserwaagengewichte sind gar nicht so schwer, ich hätte auch mit dem Mofa fahren können," fügt der Lehrling hinzu.

 

Der Lehrling hat erst sehr viel später erfahren, dass er in den April geschickt wurde. Aber der alte Enzer und der Geselle fanden immer wieder einen Anlass, über den gelungensten ihrer Aprilscherze zu lachen.

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Dieser Aprilscherz funktioniert im Grunde überall. Für jeden Beruf kann man sich Gegenstände ausdenken, die logisch erscheinen, die es aber so gar nicht gibt. Auch Wehrpflichtige wurden bei der Bundeswehr gerne derartig veralbert, z.B. um den Verfügungsraumschlüssel zu holen. In Kfz-Betrieben ist es die Kolbenrückziehfeder, mit denen Azubis aus der Materialausgabe zurückkehren sollen. Im Büro bieten sich W-LAN Kabel an und im medizinischen Bereich wäre die rektale Beatmungsmaschine ein schönes Mitbringsel.

Entscheidend für den Erfolg dieser Aprilscherze ist, dass man sich gut mit der Person abgesprochen hat, bei der das möglichst schwere Teil, das es eigentlich gar nicht geben dürfte, abgeholt werden soll.

 

Selbst im privaten Bereich ist dieser Trick anwendbar. Man könnte den Partner bitten, aus dem Supermarkt irgendein Fantasieprodukt mitzubringen, weil man das unbedingt für ein angekündigtes Verwöhnessen braucht. Oder ihn damit beauftragen, ganz dringend einen schweren Gegenstand von einem eingeweihten Freund / einer eingeweihten Freundin abzuholen. Vielleicht, weil das eigene Kind diesen Gegenstand unbedingt für ein Schulprojekt braucht. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und die Kombinationsmöglichkeiten sind unendlich.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihren Aprilscherzen. Treiben Sie es nicht zu bunt. Sie sollen hinterher noch gemeinsam mit den Menschen lachen können, die Sie in den April geschickt werden.

 

Liebe Aprilscherzopfer, nehmt es sportlich. Es ist Erster April. Ihr hättet es ahnen müssen. Vielleicht trägt dieser Text dazu bei, dass bei euch beim nächsten Mal die Alarmglocken schrillen. Damit ihr das Muster erkennt, mit dessen Hilfe man euch in den April schicken will.

textpressi, am 23.03.2011
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Autor seit 14 Jahren
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