Aufstände haben in England eine lange Tradition
In vielen Orten Englands, vor allem in London, eskaliert die Gewalt. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass solche gewaltätigen Aufstände in England eine lange Tradition haben.Riots in UK
Seit Tagen erschüttern gewalttätige Aufstände die Städte Großbritanniens. Besonders betroffen bisher die Hauptstadt London. Doch auch in anderen Städten wie Bristol, Birmingham, Liverpool und Manchester eskaliert die Gewalt. Es handelt sich vorwiegend um Jugendliche im Alter von 14-18 Jahren doch auch jüngere Kinder und ältere, organisierte Plünderbanden machen die Straßen unsicher. Sie zerstören, plündern und brennen, was ihnen in die Finger kommt. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass solche Aufstände in Großbritannien schon seit Jahrhunderten zum Leben gehören.
Allein 27 Riots seit 1970 in Großbritannien
Eine Liste der Gewalt. Wikipedia dokumentiert allein seit den 70er Jahren bis heute 27 Aufstände in UK. Hier eine Liste zum Überblick:
1970 – Garden House Riot
1971 – Priestlley Riots
1975 – Chapeltown Race Riot
1977 – Battle of Lewisham
1980 – St. Pauls Riot
1981 – England Riots
1981 – Brixton Riot
1981 – Chapeltown Race Riot
1981 – Toxteth Riots
1981 – Moss Side Riot
1981/1985/1991 – Handsworth Riots
1985 – Brixton Riot
1985 – Broadwater Farm Riot
1987 – Chapeltown Race Riot
1989 – Dewsbury Race Riot
1990 – Strangeways Prison Riot
1990 – Poll Tax Riots
1991 – Meadow Well Riots
1995 – Manningham Riot
1995 – Brixton Riot
2001 – Bradford Riots
2001 – England Riots
2001 – Oldham Race Riots
2001 – Harehills Riot
2005 – Birmingham Race Riots
2010 – UK Studenten Proteste
2011 – England Riots
Aufstände in UK waren schon lange das Mittel des Volkes
Wie der britische Historiker E.P. Thompson in einem Essay schrieb, waren Aufstände für das Volk ein übliches Mittel, ihre Interessen durchzusetzen. Damit wollten sie durchsetzen, was sie die "moral economy" nannten. Sie verteidigten ihre traditionellen Rechte und Gebräuche und hatten eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. Das Bewusstsein für ihr legitimes Recht, vor allem aber für das Unrecht, war groß. Besonders, wenn sie sich durch Gesetze ungerecht behandelt fühlten, griffen sie zu Knüppeln und Hellebarden.
Bei den Gordon Riots im Jahre 1780 protestierten die protestantischen Bewohner Londons gegen ein Katholiken-freundliches Gesetz. Auch damals zündeten sie Häuser an und attackierten Banken. Es muss ein ähnliches Bild gewesen sein, wie wir es in den letzten Tagen in London gesehen haben. Auch damals wurde randaliert und geraubt. Der Aufstand, der auch als "schwarzer Mittwoch" bekannt ist, wurde blutig niedergeschlagen. Nach dem Kampf lagen 210 Tote in den Straßen von London.
Massenschlägerei in London im Jahr 1958
Nach der De-Kolonialisierung des British Empire wanderten viele West-Indies in Großbritannien ein. Zunächst kamen die Migranten in kleinen Schüben, doch ab 1954 kamen sie bereits zu Zehntausenden, wovon Dreiviertel nach London gingen. Zuerst verlief die Integration problemlos und es gab viele Eheschließungen zwischen Einwanderern und Mitgliedern der unterprivilegierten Schicht Englands. Das änderte sich am 23. August 1958, als es in der Stadt Nottingham zu einem Streit zwischen einem Schwarzen und einem Weißen kam. Schnell wuchs sich der Konflikt zu einer Massenschlägerei mit 1500 Beteiligten aus.
Es gab einen erbitterten Kampf, bei dem Flaschen flogen und Messer gezogen wurden. Schließlich mussten die Schwarzen aus dem Kampfgebiet herauseskortiert werden. Nur wenig später kam es zu ähnlichen Zusammenstößen im Londoner Stadtteil Notting Hill. Ein Mob von mit Eisenstangen bewaffneten Jugendlichen griff die Häuser schwarzer Anwohner an, Brandflaschen wurden geschmissen und rassistische Parolen gebrüllt.
Die Unruhen hielten mehrere Wochen an. Der Schriftsteller Colin MacInnes griff die Ereignisse 1959 in einem Buch auf. Das Werk wurde 1986 mit David Bowie in der Hauptrolle verfilmt. Wie sich später herausstellte, hatten rassistische und neo-faschistische Organisationen zu Rassenhass aufgerufen.
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