Ich stelle an dieser Stelle Marokko als Zielland vor, aber auch in anderen afrikanischen Ländern zahlt man teils viel für alte Autos. Da man in Marokko Zoll zahlen muss, wenn man das Auto dort verkauft, empfiehlt es sich, mit dem Käufer in ein anderes Land zu fahren und den Deal dort abzuschließen (nur Mauretanien möglich). Das ist nötig, da man bei der Einreise einen Stempel in den Pass bekommt, dass man mit einem Auto eingereist ist. Wenn man bei der Ausreise dann kein Auto mehr hat (z.B. am Flughafen) bekommt man große Probleme (enorm hohe Zollnachzahlungen von über 1000 Euro möglich), weil im Pass ja eines eingetragen ist. Deshalb muss man selbst mit dem Auto und Autokäufer in ein anderes Land fahren, dass man "ausgetragen" wird. Dann macht man "Fahrerwechsel", schließt den Deal ab, der Käufer reist mit dem Auto wieder ein und bekommt den Autostempel, man selber reist ganz regulär ein und hat keinen Autostempel und kann dann später ganz gechillt am Flughafen ausreisen. Die ganze Sache lohnt sich allerdings nur für Leute, die einen schönen Urlaub für quasi kein Geld haben wollen, da netto nicht viel an dem Deal verdient ist, wenn man die Unkosten berücksichtigt. Aber das lohnt sich auch, da man durch wunderschöne und auch abenteuerliche Gegenden kommt und viele nette Leute trifft und viel lernt. 

 

Vorgehensweise

1. Mercedes kaufen, der vor allem eine guten Motor hat und bevorzugt Diesel verbraucht

2. Zoll-Kennzeichen besorgen, am besten online. Das geht schnell, man kann die Karte ausdrucken und das für ca. 50 Euro pro Monat

3. Fähre buchen, am besten ab Norditalien, z.B. Genua. Durch Frankreich und Spanien zu fahren ist zwar schön, dauert aber lange, verbraucht Sprit, Autobahngebühren (über 100 Euro), Unterkunft und Verpflegung. Und die Fähre ab Algeciras oder Gibraltar muss man trotzdem zahlen (ca. 30 Euro pro Person, 50 Euro für Pkw ohne Anhänger). Man sollte besonders in der Feriensaison mit der Buchung früh genug dran sein, um die günstigsten Preise zu bekommen, da viele in Europa lebenden Marokkaner ihre Familie besuchen. Preise sind idealerweise für 2 Personen und 1 Auto ca 350 Euro. Internet-Buchung ist zu bevorzugen, es gibt zwar eine Warteliste am Fährbüro, um für nicht erscheinende Passagiere einzuspringen. Darauf sollte man sich aber nicht verlassen, teurer ist es meistens auch. 

 4. Zur Zulassungstelle mit den ausgedruckten Unterlagen fahren und alles anmelden und Kennzeichen holen.

5. Elektronik besorgen. Beliebt sind v.a. alte Handys, alte Flatscreens, Autoradios (mit CD), Digicams etc. Hauptsache ist dabei nicht die Marke und Leistung, sondern dass es etwas hermacht.  Alkohol besorgen: Whisky ist extrem beliebt, man kann damit auch oft in Hinterhoftankstellen den Sprit bezahlen. Am besten kauft man den billigsten, den man findet, und keine zu großen Flaschen. Die Marke kennt in Afrika sowieso kein Mensch. Zollprobleme gibt es meistens nicht wenn man nicht den ganzen Kofferraum mit Whisky-Flaschen vollstapelt. Offizielle Grenze ist 3 Liter Alkohol. Falls man zu viel dabei hat und gefilzt wird bei den Autos vor einem, kann man die Kontrolleure, die in Tanger warten, oft in ein Gespräch verwickeln und z.B. nach irgendeinem Ort fragen und sie lassen einen einfach weiterfahren. Erfahrungsgemäß gibt es aber auch sonst keine Probleme.

6. Rückflug buchen. Kann man gleich machen. Wenn man sich nicht sicher ist, wie lang man unterwegs sein will, lieber vor Ort (geht sogar in den Sahara-Städten). Billigairlines wie Ryanair fliegen z.B. von Agadir ab 40 Euro nach Düsseldorf Weeze. Wenn man so einen Schnäppchen-Flug ergattern kann, kann man sicherheitshalber schon mal buchen.

7. Rucksack packen (nicht zu viel, da man ja wieder zurückfliegen muss), Pass, Fahrzeugschein und -brief, grüne(!) Versicherungskarte nicht vergessen.

8. Losfahren. Generell eher immer etwas mehr Zeit einplanen, v.a. wenn man in Marokko ist. Die Leute dort denken oft in Tagen wenn es um die Fortbewegung geht.

9. Auf der Fähre: Die Fahrt auf der Fähre dauert ca. 50 Stunden bis Tanger. Hat man die billigste Variante hat man einen Pullmansessel, also kein Bett. Mit Isomatte und Schlafsack kann man sich aber auch ein nettes Plätzchen suchen, und dort die Zeit genießen.

10. Angekommen in Marokko: Alle Autos müssen an Kontrolleuren vorbei. Die sind meistens ganz nett und man braucht sich keinen großen Stress machen. Bei den Prepaidkartenverkäufern vor der Kontrolle kauft man besser nichts, da die Karten überteuert sind. Die Papiere, die man an der Station bekommt, muss man unbedingt gut aufbewahren, man muss sie später ständig herzeigen.

11.  In Marokko: mit dem Auto nach Lust und Laune herumfahren und alles anschauen, die Leute sind sehr nett und gastfreundlich, man braucht kein Hotel, wenn man keines will. Wenn man von irgendjemand gefragt wird, wie lange man schon da ist, immer(!) sagen, dass es schon ein paar Wochen oder besser Monate sind. Sonst denken die, die einen so etwas fragen, das man handelstechnisch noch keine Ahnung hat und drehen einem alles mögliche an, ohne das man fähig ist, anständig herunterzuhandeln (1/10 des veranschlagten Preises ist oft möglich).

12. Irgendwann muss man zur (West-)Sahara. Die Stadt Guelmim kann als Randstadt betrachtet werden. Ab dort gibt es immer wieder Polizeistationen an der Straße. Die Prozedur sieht folgendermaßen aus: man muss an einem Halteschild halten bis einen die Beamten herwinken, dann muss man ihnen die Papiere zeigen und Fragen beantworten. Grundregeln: immer nett sein, und unbedingt über schlechte Witze lachen, auch wenn man sie nicht versteht, außerdem muss man es toll finden, wenn sie "Guten Tag" o.ä. sagen. Bei Nicht-Sympathie kann man stundenlang aufgehalten werden oder muss Whisky löhnen. Wenn Polizisten ein "Gift" wollen, ist es gut, wenn man kleine Portionen (Whisky oder auch Gun-Powder-Tee aus dem Norden) dabei hat, das reicht ihnen völlig. Geld geht auch, ist aber "unrentabler".

13. Bis nach Dakhla fahren, der letzten Stadt vor der mauretanischen Grenze bzw. dem "Niemandsland". Die Straßenverhältnisse sind fast immer überraschend gut, mit Wüstentrips muss man nicht rechnen. Von Agadir bis nach Dakhla braucht man ca. 3 Tage wenn man sich beeilt. Nachts sollte man nicht fahren, wegen möglicher Pannen etc. Untertags ist es sowieso viel schöner, da man fast immer am Meer entlang fährt und tolle Aussichten hat. In Dakhla kann man sich schon mal nach einem mauretanischen Visum umhören (bekommt man zur Not aber auch an der Grenzstation), auch wenn alle sagen, dass es neuerdings nur noch in Rabat bei der mauretanischen Botschaft Visa gibt. Das stimmt nicht. Das Visum braucht man nur rein formell, man muss mauretanischen Boden nicht betreten also nicht das teils verminte Niemandsland durchqueren.

14. Käufersuche: Dakhla bietet sich gut an für Verkäufe. Man kann aber auch schon vorher einen Käufer suchen. Man sollte aber unbedingt verschiedene Angebote einholen und nicht gleich zusagen. Die potenziellen Käufer muss man nicht suchen, sie finden einen ganz sicher. Fürs Handeln ist Französisch von Vorteil, es geht aber zur Not auch mit Händen und Füßen.

15. Fahrt von Dakhla zur Grenzstation. Hat man den Käufer gefunden und den Deal ausgehandelt, fährt man mit dem Käufer zur Grenzstation. Dort muss man noch ein paar Zuwendungen an Polizisten verteilen (Handys, Geld etc.) dann regelt sich alles von selbst. Die Kennzeichen kann man dran lassen, der Käufer hat das Auto und man selbst läuft mit den anderen Einreisenden zur entsprechenden "Theke" und reist ein. Vorsicht: Rucksack und andere Unterlagen nicht im Auto vergessen. Rein gesetzlich darf man erst 24 Stunden nach Ausreise wieder einreisen. Wenn die Zuwendungen verteilt wurden dauert das aber nur eine Viertelstunde. Wenn man wieder im Land ist, kann man nach Taxis Ausschau halten oder mit dem Käufer wieder mit nach Dakhla fahren und von dort weiter. Eine Fahrt zurück nach Agadir kostet mit dem Taxi ca. 55 Euro umgerechnet, vorausgesetzt dass es mit 7 Personen vollbesetzt unterwegs ist (hinten 4, auf dem Beifahrersitz 2 Leute, als sehr "familiär").

 

Hoffentlich habe ich mit diesem kleinen Ablaufplan ein paar Leute ermuntert, die Reise mal auszuprobieren. Es lohnt sich wirklich und man bereut es nicht. Man lernt eine ganz andere Kultur kennen und trifft überall Leute, die ein ganz anderes Leben als man selbst hat und einem viele interessante und Sachen erzählen können (wenn sie einen nicht abzocken wollen). Die gefühlte Wildwestmentalität in der Sahara ist auch sehr reizvoll. Von der Handlerei und dem ständigen Umgang mit der Polizei darf man sich nicht abschrecken lassen, das kann auch ganz lustig sein.

Autor seit 12 Jahren
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