Bäume als Wegbereiter der Evolution des Menschen

Zunächst ist festzustellen, dass sich die ersten Bäume vor mehreren Hundert Millionen Jahren entwickelten, dass Bäume also evolutionsgeschichtlich gesehen schon wesentlich länger existieren als Menschen, dass Bäume mehr noch durch ihre vielfältigen biologischen Funktionen dafür gesorgt haben, dass die Evolution des Menschen überhaupt in Gang gekommen ist. Und dann haben die Menschen schnell gelernt, dass die Bäume sie mit allem versorgten, was sie für ihr Überleben benötigten, nämlich mit Nahrungsmitteln sowie Holz als Baumaterial und als nachhaltigem Brennstoff. Nicht nur unsere Evolutionsgeschichte ist also aufs Engste mit den Bäumen verbunden, sondern auch unsere Kulturgeschichte. Das heißt: Ohne Holz kein Feuer, keine Metallurgie, keine Industrie, kein Fortschritt und keine Zivilisation.

Bäume als Heiligtümer – die Heiligen Haine

Aufgrund der engen Koexistenz zwischen Bäumen und Menschen entwickelten die Menschen früh eine Vorstellung davon, was sie den "grünen Riesen" zu verdanken hatten. Sie begannen deshalb, Bäumen eine übernatürliche Kraft zuzuschreiben und sie als Lebensspender zu verehren. Es entstand die Vorstellung, dass in manchen Bäumen Geistwesen wohnen oder dass sie mit den Göttern in Verbindung stehen. Manche Bäume wurden aber auch selbst als "grüne Götter" betrachtet und angebetet. Diese – heiligen - Bäume wurden vor jedem Schaden beschützt, und als Zeichen der Wertschätzung wurden ihre Äste manchmal mit Blumen, Früchten, Kerzen und Bändern geschmückt. Aber auch größere Gruppen von Bäumen wurden als Heiligtümer – als Heilige Haine - verehrt. Heilige Haine gab es in allen Religionen, also weltweit bei fast allen Völkern und Kulturen. In der heutigen Zeit hätten deshalb Heilige Haine eine große ökumenische Bedeutung.

Können Bäume fühlen? Haben Bäume eine Seele?

Dass in frühen Kulturen Bäume als übernatürliche Wesen betrachtet wurden, deutet daraufhin, dass in der Vorstellung der Menschen, die diesen Kulturen angehörten, Bäume nicht einfach nur Nahrungslieferanten oder zu nutzendes Material darstellten, sondern tatsächlich als Lebewesen galten, die einen Geist, eine Seele, besitzen und deshalb auch Emotionen entwickeln und kommunizieren können. Dieses wird mittlerweile von der Wissenschaft bestätigt. So hat unser Kollege "Schreibspass" darauf hingewiesen, dass Erkenntnissen von Biologen zufolge manche Bäume die Fressfeinde ihrer Parasiten mit speziellen Tönen anlocken, um sich auf diese Weise von ihren Quälgeistern zu befreien, und Bäume über ihre Kapillargefäße sogar Ultraschall-Frequenzen produzieren, wenn ihnen das Wasser fehlt. Wie die Forschung zur Pflanzenkommunikation weiter zeigt, warnen sich Bäume aber auch gegenseitig vor Schädlingsbefall, so dass in Wäldern, in denen schon viele Bäume krank sind, eine regelrechte Alarmstimmung herrscht. Das alles zeigt, dass Bäume Überlebensstrategien entwickeln können - was sicherlich eine Art Verstand, aber auch Gefühl voraussetzt.

"Baumliebespaare"

Der Förster und Waldschützer Peter Wohlleben liefert eindrucksvolle Belege dafür, dass Bäume sogar höchst intensive Emotionen wie Liebe oder Hass empfinden können. Ein Beispiel für Letzteres ist Wohlleben zufolge die Kiefer. Denn diese sei dafür bekannt, dass sie mit ihren Wurzeln eine Art chemischen Krieg vom Zaun bricht. Und zwar versucht sie – so Wohlleben - damit Pflanzen anderer Art aus ihrem Wurzelbereich zu verbannen, um Nährstoffe, Wasser und Licht ausschließlich für sich und ihresgleichen zur Verfügung zu haben. Und dazu sondert die Kiefer Substanzen aus ihren Wurzeln ab, die artfremde Individuen im Extremfall sogar töten können.

Das Gegenteil, eine Baumliebe, sei demgegenüber selten, weil ja bei Bäumen aufgrund ihres festen Standortes eine aktive Partnerwahl nicht möglich ist. Bei der Baumliebe kommt es also – zufälligerweise - zu einer innigen Beziehung zwischen zwei Bäumen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander aufwachsen. Und zwar würde man ein solches "Baumliebespaar" daran erkennen, dass in dem Bereich, in dem die Kronen einander berühren, sich nur zarte Ästchen vorsichtig in Richtung des anderen Baums vortasten, so als ob keiner der Bäume dem anderen das Sonnenlicht wegnehmen möchte. Ein Baumpaar habe, von Weitem betrachtet, durch diesen speziellen Astaufbau scheinbar eine gemeinsame Krone, es sehe fast wie ein einziger Baum aus. Zudem würden beide Bäume über ihr Wurzelsystem zusammenwachsen und sogar Nährstoffe austauschen. So könne ein gesunder Baum einem kranken Partner in Zeiten der Not helfen zu überleben. Es könne sogar vorkommen, dass wenn einer der Bäume gefällt wird, der Partner weiterhin den Stumpf mit Nährstoffen versorgt. Und manchmal geschehe das "Wunder", dass der Stumpf dadurch zu neuem Leben erwacht. Es könne aber auch den traurigen Fall geben, dass der überlebende Partner "vor Kummer" ebenfalls abstirbt.

 

Bäume als Klimaretter

Nach dem Einblick in das Seelen- und Liebesleben der Bäume komme ich nun auf ein gravierendes Problem am Beginn des 21. Jahrhunderts zu sprechen, nämlich den Klimawandel durch die – von Menschen gemachte – Erderwärmung. In dieser Situation sollen die Bäume dem Menschen wieder einmal als Lebensspender und Schutzmacht zu Hilfe kommen, und zwar in Form eines gigantischen globalen Aufforstungsprogramms. So ist im September 2011 in Bonn auf einer internationalen Waldkonferenz vereinbart worden, dass bis 2020 weltweit 150 Millionen Hektar an verlorenen Wäldern ersetzt beziehungsweise geschädigte Wälder wieder aufgebaut werden sollen. Dies entspricht einer Fläche, die viermal so groß ist wie Deutschland.

Knapp zehn Monate nach der Konferenz hatten drei Staaten konkrete Zahlen genannt, nämlich die USA, Ruanda und Brasilien. Demnach wollen die USA 15 Millionen Hektar Wald wiederaufforsten, Ruanda zwei Millionen. Der "Brazilian Mata Atlantica Forest Restoration Pact", ein Bündnis brasilianischer Behörden, NGO, Unternehmen und indigener Interessengruppen gab an, mehr als eine Million Hektar Wald wieder aufforsten zu wollen. Auch von anderen Staaten kamen Zahlenangaben. In Brasilien soll ferner dem weiteren Abholzen des Regenwaldes stärker entgegengewirkt werden. Nach Ansicht der Generaldirektorin der Weltnaturschutzunion (IUCN), Julia Marton-Lefèvre, ist dies die größte Wiederaufforstungsinitiative, die die Welt je gesehen hat. Bei einer Zwischenbilanz Anfang 2015 wurde festgestellt, dass bereits der Wiederaufbau von mehr als 60 Millionen Hektar Wald auf den Weg gebracht worden ist und dass deshalb gute Chancen bestehen, das Ziel von 150 Millionen Hektar zu erreichen.

In diesem Zusammenhang soll darauf hingewiesen werden, dass es in China bereits seit Ende der 1970er Jahre ein gewaltiges Aufforstungsprogramm gibt, um unter anderem mit Hilfe von Bäumen die verheerenden Sandstürme vor allem im Norden des Landes und die Ausbreitung der Wüsten zu stoppen. So soll eine 700 km lange, grüne 'Mauer' aus Bäumen, Sträuchern und Gräsern das Land schützen. So wie die Chinesische Mauer einst Feinde abhalten sollte, hofft man, dass die 'Große Grüne Mauer' nun gegen die Bedrohung durch die zerstörerischen Wüstenstürme hilft.

Sind Bäume und Menschen wirklich Freunde?

Wie die bisherigen Überlegungen gezeigt haben, scheint zwischen Bäumen und Menschen wirklich eine uralte, tiefe Freundschaft zu bestehen. Diese könnte sogar genetisch verankert sein. Das heißt: Die Millionen von Jahren gemeinsamer Evolution von Baum und Mensch könnten sich nicht nur in Mythen und Legenden niedergeschlagen, sondern sich auch in unseren Gehirnen genetisch-instinktiv eingeprägt haben. Dass viele Menschen trotz der vielfach beklagten Entfremdung des Menschen von der Natur immer noch eine innige Beziehung zu Bäumen haben, dass das genetische Erbe also wirkt, haben exemplarisch die Vorfälle bei den Protesten gegen den Neubau des Stuttgarter Bahnhofs, besser bekannt als "Stuttgart 21", gezeigt. So hat gerade das Vorhaben der damaligen Landesregierung, für dieses Projekt viele alte Bäume fällen zu lassen, die Bürger buchstäblich "auf die Palme gebracht". In einem bewegenden Bericht kann man lesen, wie die Demonstranten bei einem äußerst brutalen Polizeieinsatz Leib und Leben riskiert haben, um die Bäume zu retten, und wie bittere Tränen vergossen wurden, als ein sehr alter, besonders prächtiger Baum dennoch gefällt wurde.

Die hohe Wertschätzung der Bäume kommt auch in der Einführung eines "Weltbaumtages" zum Ausdruck. Und zwar wurde der internationale "Tag des Baumes" 1951 von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ausgerufen. In Deutschland werden die Bäume seit 1952 an einem speziellen Tag geehrt. "Erfunden" wurde die Idee eines Baumtages, also die Idee, alljährlich an einem bestimmten Tag auf die Bedeutung der Bäume und des Waldes für den Menschen und die Natur hinzuweisen, im 19. Jahrhundert von dem amerikanischen Journalisten Julius Sterling Morton. - Es spricht also Vieles dafür, dass vielen Menschen nach wie vor bewusst ist, wie sehr ihr Wohlergehen von den Bäumen abhängt, und dass sie diesen deshalb Dankbarkeit, Respekt und Zuneigung entgegenbringen.

Quellennachweis:

https://pagewizz.com/wie-wirken-baume-auf-den-menschen-31821/

http://gardora.at/wiki/Bedeutung_von_B%C3%A4umen

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/wald-staaten-einigen-sich-auf-wiederaufforstung-a-839693.html

http://www.n-tv.de/wissen/Deutschland-hilft-beim-Baeumepflanzen-article14752381.html

http://www.lebensart-magazin.de/index.php?id=36&type=10&no_cache=1&tx_ttnews[backPid]=3&tx_ttnews[tt_news]=5132 (der Artikel von Peter Wohlleben)

Alle Bilder: pixabay.com

 

 

 

 

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