Henry Arnold, Steffen Gräbner

Henry Arnold, Steffen Gräbner (Bild: Oliver Fantitsch/Ernst Deutsch Theater)

Schlichte Inszenierung sorgt für Tiefgang

Yves Jansen setzt dieses psyschologisch starke Stück schnörkellos in Szene. Er stellt nur das absolut Notwendigste auf die Bühne und setzt fast ausschließlich auf Text und schauspielerische Qualitäten seiner Darsteller. Und genau dadurch gibt er "Scherben" den richtigen Tiefgang.

Steffen Gräbner gibt seinen Dr. Hymann souverän. Er sorgt immer wieder für Klarheit in diesem komplexen Drama. Völlig wertfrei klärt Hymann Philipp darüber auf, dass der Mensch seiner Umwelt etwas vormachen kann, seinen Nachbarn, seiner Familie - vielleicht sogar sich selbst. Aber seinen Körper kann er nicht überlisten. Denn dieser weiß ganz genau, wann der Mensch etwas nicht mehr verkraften kann. Hyman ist Vermittler zwischen Philipp und Sylvia. Vorurteilsfrei, neutral und doch mit ehrlichem Interesse an den seelischen Problemen des Ehepaars. Gräbner verleiht seiner Rolle einen gewissen Charme. Er bleibt immer "nur" der souveräne Arzt und bringt dennoch den nötigen Esprit herüber den das Publikum braucht, um ihm auch den Beau von vergangenen Jahren zu glauben. Schließlich war Hyman einst von Frauen umschwärmt  - und auch Sylvia kann sich ihm nicht ganz entziehen und gewinnt so schnell Vertrauen.

Kraftvoll und energiegeladen spielt Henry Arnold den Philipp. Den leicht aufbrausenden Juden, der kein Jude sein will, der der Fels in der Brandung sein will und in Wahrheit so zerbrechlich und unsicher ist. Er schwankt permanent zwischen Selbstbeherrschung, Verunsicherung, Wutausbrüchen und Verletzlichkeit. Arnold meistert diese Gratwanderung bravourös.

Isabella Vértes-Schütter hingegen kann dem nicht immer Stand halten. Zwar wirkt sie wie ein frisches junges Mädchen, wenn sie von ihren Problemen ablenken will und munter drauf los plappert, doch sobald die leisen Töne nahen mangelt es an Authentizität. Das sind oft nur ganz kleine Momente, wie etwa wenn sie für eine Sekunde nur es schafft, eben doch ihre Beine zu bewegen und aufzuspringen. Diese Momente scheinen bei ihr nicht wirklich von Innen herauszukommen, das ist zwar schade, tut der Gesamtinszenierung aber dennoch keinen Abbruch.

Insgesamt ist Yves Jansen ein Theaterabend gelungen, der zum Nachdenken anregt.

"Scherben" wird noch bis zum 09. November 2013 im Hamburger Ernst Deutsch Theater gespielt.

 

 

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