Befana ist eine gute Hexe geworden
In den Lepontiner Voralpen, oberhalb des Luganer Sees, wird Epifania weiterhin gefeiertAuf dem Besen von Haus zu Haus
Diese Befana hat es in sich. Es ist eine mystische Figur, es ist der Name einer hässlichen Hexe, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar auf der Suche nach dem Jesuskind auf einem Besen von Haus zu Haus fliegt, Geschenke bringt und unter Umständen auch bestraft. Im Lauf der Jahrhunderte haben die positiven Aspekte ihrer Gestalt die Oberhand gewonnen. Sie gilt heute in erster Linie als gute Fee.
Kaspar, Melchior, Baltasar
Der Name stammt vom Fest Epiphanias – dem Fest, an dem der HERR den Heiligen Drei Königen Balthasar, Melchior und Kaspar erschienen sein soll. Der Sage nach hat die Befana von den Hirten die Frohe Botschaft gehört. Und sie wollte auch zur Krippe. Der Stern sollte sie führen – aber sie machte sich zu spät auf den Weg, und der Stern war bereits erloschen, sie fand das Christkind nicht mehr. Seitdem fliegt die Befana am 6. Januar ruhelos von Haus zu Haus, von Kind zu Kind, in der bangen Hoffnung, dass eins das richtige ist.
Die Befana kommt durch den Schornstein
Diese Befana, die die Kinder beschenkt, wird meistens als eine alte, hässliche Hexe dargestellt. Aber trotzdem: Insgesamt entspricht sie nicht dem gängigen Hexentyp, sondern sie ist trotz ihres Äußeren sozusagen eine "weiße"
Hexe. Und darum auch wird sie in der Nacht zu 6. Januar von den Kindern, die Strümpfe am Kamin gehängt oder Schuhe vor die Tür gestellt haben, mit Spannung erwartet. In der Nacht dann zischt die Befana durch den Schornstein in die Häuser und verteilt ihre Gaben. Bösen Kindern wird Kohle in den Strumpf gefüllt. Aber das ist eine schwarze Zuckermasse, "carbone dolce".
Aber auch "ein hässlicher Vogel"
Die Kinder besingen die Hexe mit einem in ganz Italien bekannten Reim:
"La Befana viene di notte
Con le scarpe tutte rotte
Il cappello alla romana
Viva viva la Befana.
Auf deutsch: Die Befana kommt bei Nacht mit ihren ganz kaputten Schuhen, mit dem Hut auf römische Art, Hoch soll leben die Befana.
Es ist eine gute, eine "weiße" Hexe geworden. Trotzdem: Befana ist in der Umgangssprache, vor allem in den Voralpen, auch ein Synonym für "hässliche Frau" geblieben. "È un Bafana" bedeutet "Dies ist ein hässlicher Vogel". Aber die Kinder fürchten sich nicht mehr...
Bildquelle:
Gerd Altmann
(Weihnachten mal anders feiern)