Vom armen Bäckerssohn zum Megastar - Mit buchstäblich durchschlagendem Erfolg

Béla Férenc Lugosi wurde am 20. Oktober 1882 in Lugos, Rumänien (damals noch zum Kaiserreich Österreich-Ungarn gehörend) als Sohn eines Bäckers in ärmliche Verhältnisse hineingeboren. Sein eigentlicher Nachname, "Blasko", lässt auf den Beruf des Vaters schließen, wenngleich er diesen gerne als höhergestellten Beamten ausgab. In späteren Interviews verwies er sogar auf eine adelige Herkunft, um seine Rolle als Graf glaubwürdig zu unterlegen. Die aristokratische Linie jedoch kann ausgeschlossen werden und diente lediglich dazu, sich für das Publikum interessanter zu machen.

Als Junge riss der abenteuerlustige Béla von zuhause aus, um dem Gymnasium zu entgehen, das die Eltern für ihn vorgesehen hatten. Stattdessen absolvierte er die Akademie der Darstellenden Künste in Budapest und wurde aufgrund seines guten Aussehens bald für die Rolle des jugendlichen Liebhabers oder strahlenden Helden engagiert. Eine herausragende Leistung brachte er als Jesus Christus: er spielte ihn sogar mit Pejes, den traditionellen Schläfenlocken, welche ein gläubiger, männlicher Jude heute noch trägt.

Nach dem Zerfall der Donau-Monarchie 1918 flüchtet Béla aufgrund kommunistischer Aktivitäten nach Deutschland und spielt dort mehrere Filmrollen, u.a. für Murnau und einen ersten Karl May-Orientfilm "Die Todeskarawane" (1920). Zwei Jahre später emigriert er in die USA und hält sich dort mit Theaterauftritten und gelegentlichen Filmangeboten über Wasser, bis er 1927 erstmals auf der Bühne die Rolle übernimmt, die zu seinem Markenzeichen werden sollte.

Als Jesus Christus am Theater

I am... Drack-yula - 1931 erstmals auf Celluloid

Sein harter, osteuropäischer Akzent, den Lugosi im Exil nie ablegte, wurde zu einer Herausforderung zahlreicher folgender Dracula-Darsteller. Vor allem der als Extremschauspieler bekannte Brite Gary Oldman, der mit Francis Ford Coppola's Version des untoten walachischen Fürsten 1992 internationalen Ruhm erlangte, pries Lugosi als sein großes Vorbild in dieser Rolle. Tatsächlich orientiert sich seine Aussprache sehr stark an der des ersten Dracula-Darstellers.

Für zeitgenössische Kollegen wie "Frankenstein" Boris Karloff allerdings erwies sich der Dialekt als schwer verständlich. Öffentlich warf er Lugosi Faulheit vor, da dieser es selbst nach Jahrzehnten nicht als nötig erachtete, seinen Dialekt zu unterdrücken.

Der Film "Dracula" machte ihn über Nacht zum Horrorstar seiner Zeit, obwohl er nicht einmal spitze Eckzähne einsetzte und auf Masken gänzlich verzichtete. Seine dämonisch-geisterhafte Präsenz genügte, um Dracula in Zukunft stets mit seinem Gesicht zu assozieren. Selbst Graf Zahl aus der Sesamstrasse geht auf Lugosis Aussehen zurück.

In den 1930er und 1940er Jahren ist er häufig mit Boris Karloff in Horrorstreifen zu sehen; die Gelegenheit, selbst Frankensteins Monster zu spielen, hatte er abgelehnt, was er später sehr bedauert. Er glaubt, der Kreatur mehr Charisma verleiht zu haben können als es der britische Kollege tut. Beide schreiben mit ihren Rollen Filmgeschichte und bleiben ihr ganzen Leben lang miteinander verbunden.

Drogenabhängigkeit und Abstieg...

Wie viele Hollywoodstars fühlt sich auch Béla Lugosi zunehmend verheizt. Er tritt in Billigproduktionen als Parodie seinerselbst auf, mimt den wahnsinnigen Wissenschaftler oder den Wolfsmensch und gibt, durch den Rat seiner PR-Abteilung gedrängt, Interviews im Dracula-Kostüm und im offenen Sarg liegend. Ein ausschweifender Lebensstil, finanzielle Engpässe, Frauen und Alkohol hinterlassen ihre Spuren.

In den 1950er Jahren bietet ihm der als "schlechteste Regisseur aller Zeiten" bekannte Ed Wood eine Rolle in einem Science Fiction-Film. Beide erhoffen sich dadurch einen Karriereaufschwung, doch die Trash-Filme Ed Woods genießen erst seit Tim Burtons Neuverfilmung mit Johnny Depp Kultstatus. Damals wurden sie von Publikum und Kritik gleichermaßen zerrissen.

1955 begibt sich Lugosi freiwillig in ein Sanatorium, wo er seine Alkohol- und Morphiumsucht besiegt. Nach der dritten Scheidung kündigt er die Verlobung mit einer dreißig Jahre jüngeren Frau an, nachdem die Ehe mit einem ehemaligen Fan in die Brüche geht.

Am 16. August 1956 stirbt Béla Lugosi in seinem Haus in Los Angeles. Entgegen den Gerüchten, er habe selbst darauf bestanden, in seinem Dracula-Gewand beerdigt zu werden, steht die These, dass seine Familie es so wünschte. Unter den Trauergästen waren auch Boris Karloff und der ebenfalls durch Horrorfilme bekannt gewordene Vincent Price, der Boris Karloff vernehmlich zugeflüstert haben soll: "Sicherheitshalber sollten wir ihm einen Pfahl durchs Herz treiben."

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