Antonia Bill, Raphael Dwinger, Luca ...

Antonia Bill, Raphael Dwinger, Luca Schaub, Boris Jacoby, Roman Kaminski (Bild: © Marcus Lieberenz)

Ohne ausgefeilte Strukturen

Die Autoren und Regisseure Leander Haußmann und Sven Regener, ein eingespieltes Duo, hatten es nicht auf ein Stück angelegt, das sich an nachprüfbare Fakten von Dylans Biografie hält. Offenbar wollten sie zum Abschluss der Peymann-Ära ein zartes, im Gedächtnis haften bleibendes Feuerwerk entzünden, bei dem kurioserweise Parallelen von Dylan zum scheidenden Intendanten gezogen werden. Diese Selbstreferenzialität ist nicht unbedingt haustypisch, sie gemahnt an Praktiken, die am Rosa-Luxemburg-Platz schon seit Jahren in ungeahnter Blüte durchexerziert werden. Die Lobredner des Meisters, die sich durch das Feeling unterscheiden, wie die Musik rüberkommt, sind vor allem bemüht, sich in ihren individuell geprägten Huldigungen nicht zu verheddern. Genau aber das geschieht den Regisseuren mit ihrem losen Konzept zuweilen. Die Zuschauer*innen, die ohne ausgefeilte Strukturen auskommen müssen, haben inhaltlich fast gar nichts in den Händen. Das Stück lebt von spritzigen Ideen und scheitert beim Ausbleiben derselben. Wenigstens wird einmal eine durchaus sinnvolle Frage gestellt, die wohl nicht wenige Menschen beschäftigt hat: Wie kann ein Rock ‚n' Roller einen Literaturpreis erhalten, und dazu noch den höchsten?

 

Am Lagerfeuer

© Marcus Lieberenz

 

Die armen Dramaturgen

Die Dylan-Veranstaltung findet wohl in einem fiktiven Theater statt, das sich letztlich als ein vertrautes, sehr spezielles erweist. Gegen Ende spielt Carmen-Maja Antoni den großen Boss, der im Scheinwerferlicht steht und mit Fernbedienung den einfallenden Lichtstrahl diktiert. Was sie hält, ist eine gebieterische Generalsrede, worin die "Figuren" Peymann und Dylan willkürlich miteinander vermischt werden, als verkörperten sie exakt den gleichen Typus. Ob das für Peymann schmeichelhaft oder herabstufend ist, lässt sich nicht ermessen. Ach, und da wir gerade bei Literaturnobelpreisen sind: Günter Grass hat ihn auch. Diese Tatsache verleitet die Regisseure dazu, permanent den Schnauzbärtigen zu erwähnen, zu dessen Rang sich Dylan rein textlich betrachtet emporgeschwungen hat. Neben einem Gesangsauftritt von Karla Sengteller steuert noch der altgediente Martin Seifert den interessantesten Beitrag bei: Er klagt über das Schicksal der Dramaturgen, die unter notorischer Nichtbeachtung dahinvegetieren. Aber was sie nicht alles leisten, sie sind beinahe Hintergrund-Manager, Alles-Macher! Nur versteht das niemand, außer der bescheidenen Schar anderer Dramaturgen, die es besser wissen. Inhaltlich hat man das Stück bald abgehakt. Doch es ist nun einmal eine aufgepumpte Party, da lässt man nicht so schnell die Luft raus und achtet mehr auf Stimmungsbilder. Und etwas gemütlich ist es schon.

Die Danksager
Text und Regie: Leander Haußmann, Sven Regener, Kostüme: Janina Brinkmann, Dramaturgie: Steffen Sünkel.
Mit: Martin Seifert, Roman Kaminski, Karla Sengteller, Felix Strobel, Matthias Mosbach, Carmen-Maja Antoni, Antonia Bill, Claudia Burckhardt, Raphael Dwinger, Boris Jacoby, Peter Luppa, Luca Schaub, Nörbert Stöß, Traute Hoess.

Berliner Ensemble, Premiere vom 27. April 2017
Dauer: 2 Stunden, keine Pause

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