TM 36 an der Schleuse Kleinmachnow

Die Geschichte der Schützenwagen

Die als "Schützenwagen" bezeichneten Straßenbahntriebwagen mit Mitteleinstieg der Bauart 1927 wurden von der Waggonbauanstalt Christoph & Unmack in Niesky und der AEG entwickelt. Bis 1929 wurden 300 Fahrzeuge an die Berliner Straßenbahn-Betriebs-GmbH geliefert.

Eine neuartige Bremsausrüstung bescherte diesen Fahrzeugen erhebliche Probleme. Als Betriebs- und Notbremse hatten die Fahrzeuge eine Kurzschlussbremse. Als zweite Bremseinrichtung gab es eine elektrisch betätigte Federspeicher-Ankerzangenbremse. Die diente als Festhaltebremse beim Halt des Wagens. Sie ersetzte die konventionelle manuell betätigte, Handbremse. Die Federspeicherbremse sprach bei Unterbrechungen der Stromversorgung an. Dabei war die Kurzschlussbremse nicht mehr zu nutzen.

Relativ häufig sprangen die damaligen Rollenstromabnehmer von der Fahrleitung. Dabei verlor der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug. Denn die relativ schwach dimensionierte Federspeicherbremse konnte den Wagenzug nicht in kürzester Zeit zum Stehen bringen. Kam es beim Bremsvorgang zum Stromausfall, dann waren Unfälle oft nicht mehr vermeidbar.

Es kam zu Unfällen. Die wurden auch in der Presse ausgiebig erörtert. Die neuen Fahrzeuge hatten schnell einen schlechten Ruf. Die gravierenden konstruktiven Sicherheitsmängel der Bremssysteme führten dazu, dass alle Fahrzeuge dieser Serie 1931 aus dem Betrieb genommen wurden.

Der Umbau der Schützenwagen

Anderthalb Jahre dauerten die Planungen für die notwendigen Änderungen. Geordert wurden eine von der Oberleitungsspannung, unabhängigen Betriebsbremse sowie einen eigenen Fahr- und Bremsstromkreis für jeden Triebwagen in einem Zuge, die aber weiterhin von einem Fahrschalter gesteuert werden sollten. Ab 1933 begann der Umbau dieser Fahrzeuge. Dabei entstanden drei unterschiedliche Typen, die als TM 33, TM 34 und TM 36 von der Berliner Verkehrgesellschaft in den Betrieb übernommen wurden.

Entsprechen dieser Forderungen wurde eine Zweiwagen-Verbundsteuerung mit durchgehenden Fahr- und Bremsstromkreisen konzipiert. Mit einem Fahrschalter konnten bis zu vier, Fahrmotoren gesteuert werden. Im Laufe des Jahres 1933 wurden 56 dieser Verbundwagen umgebaut und als TM 33 in Dienst gestellt. Aus Geldmangel wurde der teure Umbau dann beendet. Diese Fahrzeuge erhielten die Betriebsnummer 3300 bis 3355.

1934 folgte eine weitere Umbauserie. Die TM 34 erhielten eine kostengünstige Einfachsteuerung. Sie waren daher nur Solo oder mit einem Beiwagen einsetzbar. Dazu erhielten sie zusätzlich zu den Mitteltüren zusätzlich in Fahrtrichtung rechts vorne eine weitere Tür. Damit sollte der Fahrgastfluss verbessert werden. Diese Triebwagen fuhren unter den Nummern 3801 bis 3850.

Zu den Olympischen Spielen von 1936 sollte sich die Berliner Straßenbahn in moderner Form repräsentieren. Alte Vierachswagen mit offenen Plattformen sollten abgelöst werden. Dazu wurden die restlichen 194 Schützenwagen umgebaut. Diese Fahrzeuge erhielten wieder die in den TM 33 bewährte Verbundsteuerung. Wie die TM 34 erhielten sie die vorderen Türen. Diese Fahrzeuge der Bauart TM 36 erhielten die Nummern 3401 bis 3594.

Die TM-Wagen waren die letzten Straßenbahnwagen, die von der BVG-West bis 1967 eingesetzt wurden. Bei der BVG-Ost fuhren diese Wagen bis 1971 im Linienbetrieb. Mit einer Fahrzeuglänge von 11,60 Meter und einem Achsstand von 3,50 Meter waren sie die längsten zweiachsigen Straßenbahntriebwagen in Berlin.

Noch vorhandene Fahrzeuge

  •  TM 36, Wagen 3587 gehört der Stadt Teltow und ist an der Schleuse Kleinmachnow aufgestellt
  • TM 33, Wagen 3344, TM 34, Wagen 3802 und TM 36, Wagen 3493 werden durch den Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin im Straßenbahnbetriebshof Niederschönhausen betreut
  • TM 36, Wagen 3412 steht im Depot Nahverkehr des Deutschen Technikmuseum in Berlin
  • TM 36, Wagen 3487 und TM 36, Wagen 3495 befinden sich beim Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. in Schleswig-Holstein
  • TM 33, Wagen 3325 im Firmenmuseum Linke-Hofmann-Busch (LHB) Salzgitter
  • TM 36, Wagen 3412 befindet sich im "Seashore Trolley Museum" in Kennebunkport, Maine (USA)

Literatur

  • Ralf Ball: Die Berliner Mitteleinstiegswagen der Bauart 1927. In: Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e. V. (Hrsg.): Tram Geschichte(n). Von der 3 zur 23. Verlag GVE Berlin 1995, ISBN 3-89218-033-4
  • Sigurd Hilkenbach: 125 Jahre Straßenbahn in Berlin. Alba-Verlag Düsseldorf 1990, ISBN 978-3-8709-4338-7
  • Gerhard Bauer (Hrsg.): Straßenbahnarchiv Berlin und Umgebung 5. Transpressverlag Stuttgart 1987, ISBN 978-3-3440-0172-8
Autor seit 10 Jahren
230 Seiten
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