Bewegung als strukturelles Gestaltungsmittel in Musik und anderen Künsten
Zur Neuveröffentlichung des gleichnahmigen Buches im Sommer 2017Für diesen Prozess wird "Handwerkszeug" aus unterschiedlichen Künsten und unterschiedlichen Bewegungslehren angeboten, wobei das Haupt-augenmerk auf der Eukinetik Rudolf von Labans, der Kunstlehre Paul Klees und einigen Theorien Jürgen Webers liegt. Die Auswahl ist dabei als Anregung zu verstehen, selbst zu suchen, Gemeinsamkeiten zu finden, allgemeine Gesetzmäßigkeiten zu entdecken, die sich in den verschiedenen Künsten und deren Organisationsprinzipien widerspiegeln, sie aufzuspüren und zu durchdringen.
Gleichzeitig ist diese Arbeit ein Plädoyer gegen "expressive Beliebigkeit" und für eine künstlerische Arbeit, die geprägt ist von klaren Vorstellungen und soliden Fähigkeiten, diese Ideen umzusetzen. Es ist ein Plädoyer für das Wissen um die Möglichkeiten und Grenzen der eingesetzten Mittel, um die Möglichkeiten und Grenzen der Wahrnehmung und geistigen Rezeption sowie um die Möglichkeiten und Grenzen der Tendenz permanenter Erweiterung und ungebremster Freiheit des Materials ohne Bewusstsein für die immanenten Kräfte desselben; - mithin ein Plädoyer für den Erhalt grundlegenden ästhetischen Handwerks in der Kunst.
Dr. Reiko Füting, professor für Komposition und Musiktheorie an der Manhatten School of Music, New, York, schreibt in seinem Vorwort:
"Musik, Tanz, Bildende Kunst, Wortkunst: sie alle basieren auf Bewegung, und deren Prinzipien und Bedeutungen sind einander übergreifend verwandt und ähnlich.
Zu einem großen Teil sind diese Prinzipien und Bedeutungen auch theoretisch formuliert: Metrik und Verslehre sind seit langem Grundlage der Wortkunst, Paul Klee und Jürgen Weber haben in jüngerer Zeit die Grundlagen der Bildenden Kunst beschrieben, und Rudolf von Labans Eukinetik tat ein Selbiges für den Tanz. Allein Bewegung in der Musik ist nicht auf solch systematische und praktisch-anwendbare Weise untersucht worden, und dieser Herausforderung stellt sich das vorliegende Buch.
Das künstlerische Schaffen des Autors René Hirschfeld ist prädestiniert für eine Abhandlung über das Phänomen der Bewegung in der Musik: Als Komponist bewegt er Klänge in der Zeit, als Geiger bewegt er sich im Raum, um Musik zum Klingen zu bringen, und als Tänzer bewegte er sich im Raum zum Klang. Als Komponist und Interpret steht René Hirschfeld in einer sowohl theoretischen (oder theoretisierenden) als auch praktischen Beziehung zur Musik, und diese Kombination macht das vorliegende Buch so wunderbar plastisch.
Auf der einen Seite basiert es auf tiefgründiger Forschung, die viele für das Phänomen Bewegung relevante Aspekte streift, auf der anderen Seite ist es – durch seine direkte Sprache wie auch durch Grafiken und musikalische Beispiele – konkret und greifbar.
Das Buch basiert auf einer Dreiteiligkeit – Thesen, Anwendbarkeit, Umsetzung – und bewegt sich ausgehend von allgemeinen zu speziellen theoretischen Grundlagen und weiter zu einer konkreten musikalischen Analyse.
Das erste Kapitel beschreibt Bewegung aus der Perspektive von Tanz, Bildender Kunst und Wortkunst, das zweite wendet die dort beschriebenen Prinzipien auf die Musik an, um im dritten Kapitel in einer Bewegungsanalyse der Fünf Stücke für Orchester op. 10 von Anton Webern zu kulminieren.
Die Logik dieser formalen Struktur ist so zwingend wie die theoretische und praktische Besprechung von Bewegung in der Musik, die der Autor als "klingenden Tanz" versteht und überzeugend darstellt."
Das Buch ist zwar in erster Linie für ausübende Musiker und Künstler gedacht und Kenntnis wichtiger musikalischer Grundbegriffe ist für weite Teile Voraussetzung. Allerdings können auch musikalische Laien, die eben gewisse Grundkenntnisse mitbringen, durchaus wichtige Erkenntnisse gewinnen und auf manche Phänomene und Gestaltungsweisen in Musik, bildender Kunst, Tanz und Wortkunst neue Sichtweisen entdecken.
Bildquelle:
W. Zeckai
(Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)