Der inhaltliche Aufbau des ersten Korintherbriefes

Der erste Hauptabschnitt dieses biblischen Buches befasst sich mit der so genannten Reinigung der Gemeinde in Korinth, da deren Ruf offenbar gefährdet war. Die vier Anfangskapitel beschäftigen sich deshalb mit Parteienbildung, Streitsucht und der Betonung menschlichen Könnens in der Gemeinde. Die Kapitel 5 – 10 wiederum benennen und verurteilen sittliche Vergehen wie Götzendienst und sexuelle Unmoral. Von letzterem war die griechische Metropole und doppelte Hafenstadt Korinth offenbar stark betroffen. Angeblich hatte die Stadt einen entsprechenden Ruf. "Korinthisch leben" soll damals ein geflügeltes Wort gewesen sein. So ist beispielsweise das Verb korinthiazesthai ein griechischer Spezialausdruck für "kuppeln". Diese Umstände drohten, auf die Gemeinde überzugreifen. Auch bei der so genannten christlichen Freiheit (Kap. 8) mahnte Paulus behutsames Vorgehen an, um weniger gefestigte Gemeindeglieder nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Im Prinzip ging es hier um den verantwortungsvollen Gebrauch erlaubter Verhaltensweisen, was Paulus in einem heute sehr bekannten Bibeltext zusammenfasste: Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. Niemand suche das Seine, sondern was dem Anderen dient. Weitere Gefahren sah der Apostel Paulus im Missbrauch des Abendmahls sowie in dem Umstand, dass die korinthischen Christen ihre Streitigkeiten offenbar nicht untereinander lösten, sondern damit offizielle Richter beauftragten, was dem Ansehen der Gemeinde natürlich schadete.

Im zweiten Teil des Briefes erklärt Paulus seine Sicht auf die Glaubenslehre und die Aspekte der Gottesdienstordnung. Neben rein zeitgenössischen Ansichten zu Kleidung, Haartracht und der Stellung der Frau im Gottesdienst (ein heute oft missverstandener Abschnitt!), geht der Apostel noch einmal auf Fehlverhalten hinsichtlich des Abendmahls ein. Zudem gebraucht er das bekannte Bild von der Gemeinde als einem Leib mit verschiedenen Gliedern, welche unterschiedliche Fähigkeiten und Aufgaben haben. Weiterhin äußert er sich zum Stellenwert von so genannter Zungenrede (eine Art geistgewirkte Verzückung) und prophetischer Rede. Bezüglich der christlichen Lehre betont Paulus die zentrale Bedeutung der Auferstehung. Abschließend gibt der Apostel noch einige Anweisungen und Ermahnungen, erläutert seine weiteren Reisepläne und bittet um Geldspenden für die (damals offenbar notleidenden) Christen in Jerusalem. Der schönste und bekannteste Abschnitt des Ersten Korintherbriefes ist jedoch das Hohelied der Liebe, dessen Inhalt von Predigern und christlichen Autoren bereits unzählige Male aufgegriffen wurde.

Das Hohelied der Liebe im Ersten Korintherbrief

Das Hohelied der Liebe, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bibelbuch, ist die wohl bekannteste Textpassage des ersten Korintherbriefes, in dem es das 13. Kapitel bildet. Das Hohelied der Liebe beschreibt einerseits die Eigenschaften der Liebe, zeigt aber andererseits auch auf: Die größten Wundertaten und Glaubenswerke, ja, selbst umfassendes, soziales Handeln machen den Christen nicht besser, wenn dabei die Liebe fehlt. Das Hohelied der Liebe schließt mit einer Aufzählung, welche gelegentlich bei Hochzeiten Verwendung findet:

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.

Alle zitierten Bibeltexte entstammen der revidierten Luther-Übersetzung von 1984.

 

 

 

 

 

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