Die "anderen Bienen": 20 interessante Fakten über Wildbienen

... und was wir tun können, um ihnen - und uns selbst! - zu helfen.

Vom Schutz der Wildbienen profitieren wir nämlich alle.

1) Apis mellifera ist für uns "die Biene"

Wenn wir von "Biene" sprechen, dann ist damit fast ausschließlich die "Westliche Honigbiene" (apis mellifera) gemeint.

In anderen Ländern wie z.B. Afrika gilt "unsere" Honigbiene dagegen als wilde Biene.

2) 570 Wildbienenarten gibt es in Deutschland

In Europa gibt es ca. 1300 verschiedene Bienenarten, in Deutschland sind es noch mehr als 500 – trotzdem kennt kaum jemand die unbekannten Wildbienen.

Vor allem mit Wespen werden einige Wildbienenarten von Laien gerne verwechselt und deshalb oft auch - zu Unrecht - gefürchtet.

Übrigens: Die Gehörnte Mauerbiene (siehe unten) gehört zu den häufigsten Wildbienenarten Deutschlands. Einen unterhaltsamen Artikel, der das Leben der Mauerbiene näher beschreibt, hat die Vaihinger Kreiszeitung veröffentlicht. 

Männchen der Gehörnten Mauerbiene (osmia cornuta) im Frühjahr

Männchen der Gehörnten Mauerbiene (Bild: © Die Persönliche Note)

3) Bienen haben sogar die Dinosaurier überlebt

Bienen gehören zu den ältesten Lebewesen überhaupt, sie leben schon seit mehr als 100 Millionen Jahren auf der Erde!

Bienen sind zwar nicht älter als die Dinosaurier, haben diese aber immerhin überlebt.

4) Wildbienen-Honig gibt es nicht

Wildbienen sammeln zwar Nektar und Pollen für ihre Brut, stehen aber nicht im Dienste eines Imkers und "machen" also auch keinen Honig.

5) Die meisten Wildbienen sind Einzelgänger

Es gibt zwar Wildbienen, die ähnlich wie Honigbienen in Staaten leben und Wildbienen, die sich zu kleinen Gemeinschaften zusammenschließen, doch die meisten Wildbienen sind Einzelgänger: Sie leben "solitär".

Das bedeutet: Eine Wildbiene kümmert sich meist nur um ein einziges, ihr eigenes Nest.

Es kann allerdings vorkommen, dass viele dieser Nester an einem ganz bestimmten Standort eng beeinander gebaut werden - dem Betrachter kann das dann den Eindruck vermitteln, dass es sich hier um einen Bienenstaat handelt.

6) Bei Wildbienen gibt es keine Generationsprobleme

Bei den solitären Bienen – auch Einsiedlerbienen genannt – stirbt die Mutterbiene meist bereits vor der vollständigen Entwicklung ihrer Nachkommen: Zwischen den beiden Generationen gibt es also praktisch keinen Kontakt.

Vaterlos sind die Jungbienen sowieso: Bienen-Männchen ("Drohnen") spielen bei der Brutfürsorge überhaupt keine Rolle.

7) Kuckucksbienen schmuggeln ihre Eier in fremde Nester

Auch unter Wildbienen gibt es Schmarotzer, die sogenannten "Kuckucksbienen". Wie ihre Namensvettern aus der Vogelwelt legen diese Bienen ihre Eier in fremde Nester. Die schlüpfende Larve tötet dann die Larve der Wirtsbiene und ernährt sich von deren Vorräten.

8) Wir hätten ca. 70 % weniger Nahrungsmittel ...

... gäbe es keine Bienen!

Für die Bestäubung unserer Kultur- und Futterpflanzen sind Bienen – auch die Wildbienen – ungeheuer wichtig: Ohne ihren Einsatz bei der Bestäubung müssten wir auf 70% unserer Nahrungsmittel verzichten.

Vor allem für die Bestäubung von Obstbäumen, Beerensträuchern, aber auch Gurken, Sonnenblumen, Luzerne oder Klee sind wir auf Bienen dringend angewiesen.

9) Auch Hummeln sind Wildbienen

Die Hummeln gehören ebenfalls zu den Wildbienen. Laut Wikipedia bezeichnet der Begriff "Wildbiene" nämlich:

sämtliche Bienenarten der Überfamilie Apoidea mit Ausnahme der Honigbienen

Früher war auch der Begriff "Blumenwespe" gebräuchlich, doch gerade weil er für große, pelzige Wildbienen-Arten wie die Hummel gar nicht passt, wird er heute kaum noch verwendet.

Auch Hummeln leisten viel für die Bestäubung unserer heimischen Kultur- und Futterpflanzen: Es gibt sogar einige Pflanzenarten, die fast ausschließlich von Hummeln bestäubt werden, z.B. Klee, Erbsen oder Bohnen.

P.S.: Habt ihr euch schon mal gefragt, warum im Hochsommer so viele tote Hummeln unter Linden zu finden sind? - Beim Naturschutzbund (NABU) findet ihr Antwort(en) und erfahrt, was ihr selbst tun könnt, um den Hummeln beim Überleben zu helfen.

Auch sie ist eine Wildbiene: Die Hummel

... die Hummel (Bild: © Die Persönliche Note)

10) Bienen sind Nutztiere in der Landwirtschaft

In Europa und den USA stellen immer mehr Obstbauern gezielt Nisthilfen für Wildbienen auf, um so eine bessere Ernte zu garantieren.

Hummeln werden inzwischen in einigen Ländern (z.B. den Niederlanden oder Belgien) sogar in Gewächshäusern eingesetzt, um Tomaten- oder Paprikapflanzen zu bestäuben.

11) Was Bienen für die Wirtschaft leisten? - Ungeheuer viel!

Die weltweite Bestäubungsleistung der Bienen und anderer Insekten wird weltweit auf ca. 153 Milliarden Euro geschätzt.

12) Wo Honigbienen zu "wählerisch" sind, springen die Wildbienen ein

Honigbienen bestäuben nur Pflanzen, die für sie attraktiv sind bzw. die sich für die Versorgung ihrer Volkes auch lohnen. Wildbienen sorgen auch für die Bestäubung von seltenen und gefährdeten Pflanzen, die für Honigbienen nicht von Interesse sind.

Dazu kommt: An Apfelblüten begehen viele Honigbienen "Nektarraub", weil sie die Narbe nicht berühren und so auch keine Bestäubung stattfindet. Bei den Wildbienen kommt Blütenbesuch ohne Bestäubung dagegen nur selten vor.

13) Wildbienen sind "wetterfest" ...

... oder doch zumindest etwas "wetterfester" als Honigbienen. Diese fliegen nämlich bei Regen oder kühleren Temperaturen nicht zum Nektarsammeln aus.

Einige Wildbienen-Arten (vor allem auch die Hummeln) lassen sich dagegen von Nässe und kühlen Temperaturen weniger beeindrucken.

Dass in vergangenen Jahren nach verregneten Frühlingsmonaten überhaupt noch eine Obsternte stattfinden konnte, hatte man vor allem den Wildbienen zu verdanken. 

14) Wildbienen sammeln Nektar, Pollen - und auch Öl

Wildbienen sammeln nicht nur Pollen und Nektar, manche Wildbienen (z.B. die Schenkelbienen) sammeln auch Öl von heimischen Wildpflanzen, etwa dem Gilbweiderich.

Spannend: Diese ganz besondere Technik der Natur, die dafür sorgt, dass Öl an den Beinen der Schenkelbiene haften bleibt und "sauber" wieder abgegeben werden kann, soll in der Forschung als Vorbild für ein neues Ölwischtuch dienen.

Die damit verbundene Hoffnung: Irgendwann sollen selbst Ölteppiche nach Tankerunfällen auf diese Weise beseitigt werden können. 

15) Wildbienen sind ungefährlich

Vor Wildbienen muss man sich nicht fürchten. Sie haben nur ein sehr schwaches Gift und ihr Stachel kann die Haut des Menschen kaum empfindlich reizen. Außerdem sind sie ausgesprochen friedfertig.

16) Unter den Wildbienen gibt es "Allessammler" und Spezialisten

Unter den Wildbienen gibt es "Spezialisten", die ausschließlich Pollen einer ganz bestimmten Pflanzenart sammeln: Man bezeichnet das als "Oligolektie".

Die bekannteste polylektische Biene ist dagegen unsere Honigbiene - sie nutzt das gesamte vorhandene Angebot an Blütenpflanzen und ist nicht an eine einzige Pollenquelle gebunden.

Kritisch: Gerade oligolektische Wildbienen-Arten sind darauf angewiesen, dass ihnen ihre (einzige) Nahrungsquelle auch weiterhin erhalten bleibt - deshalb ist es umso wichtiger, ihren Lebensraum zu schützen.

17) Wildbienen mögen es "erdig"

Fast 75% aller Wildbienen nisten in der Erde.

Allerdings hat auch hier jede Wildbienenart ihre eigenen Vorlieben: Manche mögen Sandboden, andere Lehm. Manche nisten an dichtbewachsenen Stellen, andere an Plätzen, wo es nur wenig Vegetation gibt.

18) Wildbienen sind heimatverbunden

Viele Wildbienen sind ausgesprochen ortstreu: Sie nisten bevorzugt dort, wo sie selbst "aufgewachsen" sind.

Außerdem liegen Nistplätze und Nahrungsquellen meist nahe beeinander.

Idealer Lebensraum für Wildbienen: Die Streuobstwiese

"Mehrfamilienhaus" für Wildbienen (Bild: © Die Persönliche Note)

19) "Exoten" sind für Wildbienen uninteressant

Die Mehrzahl der einheimischen Wildbienen hat von fremdländischen "Bienenweiden" wie z.B. Robinien, Goldrute oder Riesenbärenklau keinen Nutzen. Nur wenige Wildbienenarten finden hier Nahrung. 

Auch Balkonpflanzen wie die Geranien oder Petunien sind für Bienen als Nahrungsquelle uninteressant.

Wildbienen bevorzugen heimische Pflanzen und Wildkräuter - oft auch solche, die vom Menschen als "Unkraut" bezeichnet werden wie z.B. Löwenzahn, Wilde Möhre oder Wiesen-Kerbel.

20) Bedroht: Wildbienen in Deutschland

Die schlechte Nachricht: Beinahe die Hälfte aller 570 Wildbienenarten in Deutschland sind in ihrem Bestand gefährdet und vom Aussterben bedroht.

Die gute Nachricht: Jeder kann etwas tun, um die Wildbienen zu schützen.

Ob großer Garten oder kleiner Balkon: Jeder kann etwas tun, um den Wildbienen zu helfen!

Wildbienenschutz - wie geht das?

Voraussetzung: Wildbienen kennen und ihre Bedürfnisse respektieren. Vielleicht - hoffentlich - hilft dabei dieser Artikel.

Wildbienenschutz lässt sich ganz einfach definieren: Wildbienen brauchen geeignete Nahrung und geeigneten Lebensraum.

Ganz praktisch und konkret gibt es da einiges, was jeder tun kann, um es den Wildbienen ein bisschen leichter zu machen: 

  • Im eigenen Garten oder auf dem Balkon auf heimische Pflanzen setzen - und ein bisschen großzügig sein: Auch mal ein paar "Unkräuter" für die Wildbienen stehen lassen. 

  • Wer eine Wiese oder einen größeren Garten besitzt, sollte nicht zu häufig mähen, weil sonst die Wildkräuter allmählich verschwinden. Auch sinnvoll: Sich mit dem benachbarten Wiesen- oder Gartenbesitzer absprechen damit den Bienen durch das Mähen nicht die gesamte Nahrungsgrundlage auf einmal entzogen wird. 

  • Gezielt Pflanzen anbauen, die den Bienen Nahrung bieten, sogenannte "Bienenweiden", z.B.: Hornklee, Glockenblume, Hahnenfuß, Wilde Möhre, Wiesen-Kerbel, Wiesen-Salbei, Löwenzahn, Zaunwicke oder Flockenblume.

  • Keine Pflanzenschutzmittel, Unkrautvernichter oder andere Gifte einsetzen

  • Großzügiger Gastgeber sein und den Wildbienen etwas Raum im Garten oder auf dem Balkon gönnen. Das bedeutet zum Beispiel: Alte Bäume nicht gleich fällen, Holzbalken mit kleinen Löchern nicht sofort auswechseln, Ritzen und Spalten in Mauern und Wänden nicht zustopfen.

  • Wer ganz gezielt für Wildbienen aktiv werden will, der kann auch selbst eine Nisthilfe für die fleißigen Insekten bauen. Da jedoch ca. 75% aller Wildbienen in der Erde nisten ist es wichtig, nicht ausschließlich auf diese Hilfsmaßnahme zu setzen.

Nisthilfen für Wildbienen: So wohnen Wildbienen
So wohnen Wildbienen ...

So wohnen Wildbienen ... (Bild: © Die Persönliche Note)

Habt ihr Lust, noch mehr über Wildbienen zu erfahren?

Faszination Wildbienen - vom Wildbienen-Experten Dr. Paul Westrich
Umfassende Informationen zum Thema "Wildbienen" mit vielen Bildern, Anleitungen zum Nisthilfenbau, Gartentipps und mehr findet ihr auf der Wildbienen-Website von Diplom-Biologie und Autor Dr. Paul Westrich.

Michaela, am 01.10.2011
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Bildquelle:
Bildautor: © Michaela Steininger (Wer hat die Knautien-Sandbiene gesehen?)
M. Steininger - Die Persönliche Note (Streuobstwiesen erhalten = aktiver Tier- und Pflanzenschutz)

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