Eine echte Wildbirne ist eine botanische Sensation

Denn Wildbirnen sind in Deutschland inzwischen sehr selten geworden. Wildbirne oder auch Holzbirne nennt man den wilden Birnbaum, sein lateinischer Name lautet Pyrus pyraster. Pyrus communis ist unsere bekannte Obstwiesen- und Gartenbirne. 

Gar nicht so leicht zu unterscheiden sind sie, die Wildbirne und die Gartenbirne. Zu erkennen ist die wilde Birne, übrigens direkter Vorfahrer unserer Kulturbirne, an den kleineren Blättern und den Ästen, die oft mit Dornen besetzt sind.

Wer das Glück hat, eine echte Wildbirne zu entdecken, sollte sich jedoch nicht zu sehr auf einen besonderen kulinarischen Genuss freuen: Früher hat man die wilde Birne auch gerne als "Würgbirne" bezeichnet. Sie hat einen besonders hohen Gerbstoffgehalt und schmeckt daher eher herb und sauer. 

1998 war die Wildbirne Baum des Jahres.

Holzbirnen und Knödelbirnen

Es gibt zwei Unterarten der Wildbirne:

  • Die Holzbirne erkennt man an ihren (für die Birne so typischen) länglich geformten Früchten.
  • Die Früchte der Knödelbirne dagegen sind rund.

Nicht nur lecker, sondern auch attraktiv (Bild: ATU Studios)

Birnen werden schon seit Jahrtausenden kultiviert

Funde am Bodensee belegen, dass das Holz der Wildbirne schon in der Bronzezeit zum Bau von Pfahlbauten verwendet wurde. 

Die alten Griechen kannten die Birne und auch die Römer züchteten und pflegten bereits ca. 40 unterschiedliche Birnensorten. 

Die Birne steht nach dem Apfel an 2. Stelle ...

... was den weltweiten Obstanbau betrifft. Als besonders artenreiches "Birnenland" gilt China, dort giltt der Birnbaum auch als Symbol für ein langes Leben. 

Ganz so ertragreich wie der Apfelbaum ist der Birnbaum allerdings nicht, er bringt nur ca. ein Drittel der weltweiten Apfelernte ein.

Ja, sie sind schon irgendwie süß, die beiden ... (Bild: PublicDomainPictures / Pixabay)

Typisch Birnbaum:

  • Im Unterschied zur Kronenform des Apfelbaums - rund wie die Apfelfrucht selbst - erinnert auch die Baumkrone des Birnbaums an eine Birnenfrucht, sie wölbt sich eher langgezogen in die Höhe. 
  • Im Gegensatz zur Apfelblüte blüht der Birnbaum weiß, enthält keine rosafarbenen Varianten.
  • Birnbaumblüten riechen eher unangenehm, weil sie - wie z.B. auch die Blüten der Kastanie, der Eberesche oder des Weißdorns - Trimethylamin enthalten, ein farbloses Gas mit fischartigem Geruch. 
  • Im Fruchtfleisch der Birne (wie auch bei den Quitten) finden sich sogenannte Steinzellen (Sklerenchymzelle): Es sind verholzte Zellen, die das Festigungsgewebe der ausgewachsenen Pflanzenteile ausmachen. Beim Apfel sitzen diese Zellen im Kerngehäuse.

Blühender Birnbaum (Bild: Hans / Pixabay)

Was den Apfel und die Birne verbindet

Im Obstgarten gelten sie als Paar: Dabei stellt der Apfel das weibliche Element, die Birne das männliche Element dar. 

Auch als Geschenk zur Geburt eines Kindes sind Obstbäumchen früher sehr populär gewesen - Mädchen bekommen einen Apfelbaum, Jungen einen Birnbaum. 

Auch Drachen und Hexen mögen Birnen gern

Als Wohnstätte für Drachen galt der Birnbaum früher - und als Hexenbaum: Erste Zauberlektion der Junghexen soll es gewesen sein, Birnen in Mäuse zu verwandeln. Die nächste Herausforderung war noch schwieriger: Fortgeschrittene Hexen mussten lernen, sich selbst in eine Birne zu verzaubern. 

Birnen haben heilende Wirkung - bei richtiger Zubereitung

Früher glaubte man, der Birnbaum würde die Krankheiten der Menschen auf sich nehmen, auch gegen Schädlinge und Würmer sollte er wirken. 

Bewiesen ist, dass die Blätter der Birne eine heilende Wirkung auf Blase und Niere haben (harntreibend, desinfizierend). Gekochte Birnen, z.B. als Kompott, gelten als Heil- und Diätkost, können den Magen stärken und sollen auch Herz- und Kreislauferkrankungen positiv beeinflussen.

Rohe Birnen betrachtete man dagegen im Mittelalter aufgrund ihrer schweren Verdaulichkeit als ungesund und beinahe schon als "giftig" für den Menschen.

Kletzen, Most und Öl ...

  • Auch im bekannten Kletzenbrot (Früchtebrot), das viele Menschen zur Weihnachtszeit gerne essen, steckt die Birne. Als "Kletze" bezeichnet man im Dialekt die getrocknete Birne bzw. die Dörrbirne. 

  • Im Gegensatz zur Tafelbirne (auch als "Speisebirne" oder "Edelbirne" bezeichnet) eigenen sich Mostbirnen nicht zum Verzehr, weil sie besonders viele Gerbstoffe enthalten. Die Mostbirne findet sich oft auf Streuobstwiesen

  • Früher wurde aus den Kernen der Birne sogar Speiseöl gemacht. Aus ca. 25 Pfund Birnenkernen konnte man rund 3 Pfund Öl gewinnen. 

Auch diese Birne hat sich sehr nützlich gemacht ...

Häufig gestellte Fragen rund um die Birne

  1. Wieviele Kalorien hat eine Birne? - Eine Birne hat ungefähr 55 Kilokalorien pro 100 Gramm. Birnen enthalten fast kein Fett, dafür aber viele Ballaststoffe.

  2. Welche Inhaltsstoffe stecken in der Birne, wie gesund ist sie? - Die Birne enthält die Vitamine A,C und E. Sie ist zwar nicht so vitaminreich wie der Apfel, dafür stecken hinter ihrer Schale jedoch noch mehr Mineralstoffe wie z.B. Kalium, Kalzium und Magnesium. Die Birne enthält außerdem Gerbstoffe, organische Säuren und ungesättigte Fettsäuren. 

  3. Was sollte man beim Einkauf von Birnen beachten? - Experten empfehlen, Birnen immer noch ein paar Tage bei Zimmertemperatur nachreifen zu lassen. Birnen, die bereits reif sind, sollte man im Kühlschrank aufbewahren. Von braunen Flecken um den Stielansatz muss man sich nicht irritieren lassen. Diese sind normal und mindern den Geschmack bzw. die Qualität der Birnenfrucht nicht.

  4. Wann haben Birnen in Deutschland Saison? - Deutsche Birnen kommen vor allem in den Monaten September bis Dezember auf den Markt.

  5. Wer oder was ist die "Birne Helene"? - Das Online-Lexikon Wikipedia erklärt es ganz genau: Die sogenannte "Birne Helene" ist "ein Dessert der klassischen französischen Haute cuisine. Im Originalrezept werden frische, geschälte Birnen inLäuterzucker pochiert, nach dem Auskühlen auf Vanilleeis angerichtet und mit kandierten Veilchen bestreut. Dazu wird eine heiße Schokoladensauce gesondert gereicht."

  6. Welche Birnensorten gibt es und welche davon sind besonders gut für den Garten geeignet? - Zu den in Deutschland beliebten Birnensorten gehören z.B. Gellerts Butterbirne aus Frankreich, die edle Williams Christ, die man auch vom gleichnamigen Obstbrand kennt, die Sorte Alexander Lucas oder Conference. Was man bei der Auswahl eines Birnbaums für den eigenen Garten beachten sollte, fasst die Website was-wir-essen.de zusammen: Birnenbaum - welche Sorte für den Hausgarten?

  7. Gab es dem berühmten Birnbaum des Herrn von Ribbeck wirklich? - Vielen Menschen ist die berühmte Ballade "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" von Theodor Fontane noch aus der Schule bekannt. Und ja, den berühmten Birnbaum auf dem Friedhof von Ribbeck gab es wirklich. Allerdings fiel er 1911 einem Sturm zum Opfer und musste im Jahr 2000 nachgepflanzt werden. Der Birnbaum scheint Theodor Fontane besonders fasziniert zu haben, denn auch die bekannte Novelle "Unterm Birnbaum", eine Kriminalgeschichte, stammt aus seiner Feder. 

Als Kuchen und Dessert sind Birnen besonders beliebt (Bild: la-fontaine / Pixabay)

Birnen - die leckersten Rezepte

Berühmt und beliebt: Die Birne als Dessert - am liebsten kombiniert mit Schokolade ...

Wie man sich die Birne sonst noch schmecken lassen kann - zu den Klassikern gehören Kuchen, Konfitüre und Kompott:

Zu Weihnachten beliebt:

Birne passt auch in pikante Gerichte gut:

 

Michaela, am 05.09.2014
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Bildquelle:
Bildautor: Andreas Krappweis (Baum des Jahres 2013: Der Europäische Wildapfel (Holzapfel))
M. Steininger - Die Persönliche Note (Streuobstwiesen erhalten = aktiver Tier- und Pflanzenschutz)

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