Eine weitere Gemeinsamkeit ist ihr weidlich gepflegtes Pharisäertum. Al Gore etwa, der in Sorge um die klimagewandelte Natur vor Mitleid schneller schmilzt als das Packeis, besitzt eine Villa, deren Stromverbrauch logischerweise größer ist als, sagen wir, der eines rumänischen Straßenkindes. Außerdem liebt er das Reisen in Privatjets, anstatt mit dem Fahrrad zu enorm wichtigen Konferenzen zu pilgern. Und ich kann es ihm nicht nachsehen: Wer schon einmal Business Class in einem offensichtlich auf Hobbit-Größe ausgestatteten Flugzeug einen Atlantikflug genießen durfte, wird nie wieder einen Gedanken an den Spritverbrauch eines solchen Privatjets verschwenden und neidischen Auges zu Big Al schielen.

"Menno! Nicht so schnell! Ihr wisst ...

"Menno! Nicht so schnell! Ihr wisst doch, dass ich nach dem Tanken träge werde ..." (Bild: https://pixabay.com)

Und welche ökologische Schuhgröße haben Sie?

Mein Problem mit Menschen vom Schlage eines Al Gore besteht aber nicht darin, ihnen ihren Reichtum zu neiden oder sie dazu anzuhalten, gefälligst zu Fuß zu gehen, sich von Algen zu ernähren und Kröten einzeln über die Straße zu tragen. Es ist mir herzlich egal, ob Al Gore in seiner Villa höchstpersönlich Energiesparlampen installiert oder in jedem Raum mehrere hell beleuchtete Kronleuchter betreibt, zehn Ferraris in der Garage stehen hat oder seine Zeitung mit dem Privatjet holen lässt.

Mein Problem mit Gore ist, dass er unsereins in die Lebensplanung hineinzupfuschen gedenkt. Es hat Al Gore & Co. exakt gar nichts zu kümmern, wie ich mein Leben gestalte: Ob mein "CO2-Fußabdruck" winzig oder gigantisch groß ist, sollte niemanden etwas angehen. Schon gar nicht jemanden, der zum Ausgleich für seine privaten Eskapaden Bäume pflanzen lasst.
Lieber Al: Für einen Atlantikflug oder eine Spritztour mit einer Limousine Bäumchen zu pflanzen, ist an Absurdität nur schwer zu überbieten!

König der Pharisäer: Bono Vox!

Und falls doch, dann bestenfalls von Bono Vox: Weltretter, Umweltschützer und selbsternannter Sprecher der Armen. Nehmen wir nur die 2009-Tour seiner Band U2 her:

"The 18-month romp, featuring a 200-person crew and three 390-ton stages, will produce 65,000 tons of CO2—as much as a round-trip flight to Mars."

In Ermangelung eines Mars-Fluges kann ich die getätigte Behauptung nicht überprüfen. Doch 65.000 Tonnen CO2-Ausstoß klingt auf jeden Fall ziemlich imposant! Da muss unsereins schon ziemlich oft um den Block für fahren ...

Wie erklärt nun Gitarrist "The Edge" diese leichte Unstimmigkeit mit den eigenen Weltrettungsambitionen?

"We'd love to have some alternative to big trucks bringing the stuff around but there just isn't one,” The Edge explained, speaking to BBC 6 Music.

Doch, es gäbe eine Alternative: Esel, Kamele, Sklaven, ... Alternativen, aber bei weitem nicht so bequem und sicher wie der ach so umweltzerstörerische Automobilverkehr.

Falls die Klima-Apokalyptiker recht ...

Falls die Klima-Apokalyptiker recht behalten sollten, werden auch diese Windräder untergehen ... gut, dass der Strom aus der Steckdose kommt! (Bild: https://pixabay.com)

David Byrne, Quatschkopf der "Talking Heads", zeigte sich jedenfalls befremdet:

"It could be professional envy speaking here, but it sure looks like, well, overkill, and just a wee bit out of balance given all the starving people in Africa.”

Und auch ich zeige mich befremdet: Wo besteht da ein Zusammenhang zwischen einer Musiktournee und hungernden Menschen in Afrika? Können diese sich von den hierfür aufgewendeten Trucks ernähren, oder was

Auch der Frontmann der vermutlich nur mir völlig unbekannten "Ginger Ninja's" äußerte sich marginal kryptisch:

 "U2 is still working the old paradigm that says the way to function as a rock star is to play for as many people as possible in as many parts of the world as you can reach before you die. Is anyone's music that important?”

Nein, ist sie nicht. Wir Menschen könnten auch sehr gut ohne jegliche Musik leben. Oder ohne Softdrinks. Ohne Fußball, ohne Haustiere, ohne Fernseher, etc.

Aber weshalb sollten wir? Der wesentliche Unterschied zu unseren Vorfahren vor tausenden von Jahren besteht darin, dass wir heute leben, nicht einfach nur überleben wollen. Und es gibt eine Menge "unnützer" Dinge, die uns das Leben erleichtern oder zumindest verschönern. Da mögen mir Heuchler wie Al Gore noch tausendmal erklären, dass die hilflose alte Erde in ihren letzten Zügen liegt, weil ich Arschloch keine Energiesparlampen verwende: Ich habe mit meinen bescheidenen Mitteln wohl exakt dieselben Rechte wie Al Gore, mir ein Leben nach meinen Wünschen zu gestalten. Da mögen die Eisbären noch so traurig gucken ...

"An den Typen in der 151. Reihe ...

"An den Typen in der 151. Reihe, der sein Handy eingeschaltet hat: Weißt du, wie viel unnötigen Strom das verbraucht? Du umweltzerstörendes Arschloch!" (Bild: https://pixabay.com)

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