1. Die AC-Therapie mit Botox bei spannungsbedingtem Haarausfall (Alopecia Contentionalis)

In den Wechseljahren oder in sehr stressigen Zeiten kann es zu vermehrtem Haarausfall kommen. Normal sind bis zu 100 Haaren täglich. Fallen über länger als 4 Wochen mehr Haare aus, besteht Handlungsbedarf. Eine Blutuntersuchung kann erste Hinweise auf einen Mangel geben, zum Beispiel an Eisen oder auf eine gestörte Schilddrüsenfunktion hinweisen.

Laut der Allgemeinärztin und AC-Therapeutin, Dr. Susanna Meier aus Hamburg gibt es den sogenannten Spannungs-Haarausfall ''Alopecia Contentionalis''. So projizieren manche Menschen ihren Stress sehr stark in den Kopf hinein und knirschen zudem auch nachts mit den Zähnen. Durch die angespannte Kopfmuskulatur werden die Blutgefäße zusammengedrückt und die Haarwurzeln können nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden.

Kommt dann noch – bei erblicher Veranlagung – die sogenannte androgenetische Alopezie hinzu, bei der die Haarwurzeln überempfindlich auf das Hormon Dihydrotestosteron (DHT) reagieren, verhornen und schrumpfen sie und fallen schließlich ganz aus. Bei Frauen können sich Geheimratsecken bilden oder der Scheitel im Laufe der Zeit immer breiter werden. Bei manchen Frauen fängt es bereits ab 20 an, meist aber erst jenseits der Wechseljahre.

Meist klagen die Betroffenen über starken Stress und beschreiben oft Kopfschmerzen so, als würde ein Stahlband um ihren Kopf herum liegen. Die Kopfhaut brennt und kribbelt. Misst man die Spannung der Kopfmuskulatur mit Elektroden, so die Fachärztin Dr. Meier, dann liegt sie bei 30 bis 40 Mikrovolt und manchmal sogar bei bis zu 300 Mikrovolt. Normal sind bis zu 6 Mikrovolt.

Die Wirkung der AC-Therapie

Der Facharzt injiziert Botulinumtoxin in die angespannte Kopfmuskulatur, sie entspannt sich und die Durchblutung erreicht die Haarwurzeln. Nach 4-5 Tagen können diese dann wieder normal versorgt werden. Bei 70 Prozent der Patienten führt das dazu, dass die Haare erneut wachsen und auch die anderen Beschwerden lassen nach.

Neben der AC-Therapie ist es hilfreich, auch Entspannungsübungen in den Tag einzubinden. Frau Dr. Meier verordnet ihren Patienten weiterhin als begleitende Kur die Haar-Nährstoffe Kupfer, Zink und Biotin.

Nebenwirkungen gibt es so gut wie keine. Selten kann es ein paar Tage lang zu Kopfschmerzen kommen. Es wird empfohlen, nach der Behandlung keine eng sitzende Kopfbedeckung zu tragen, damit sich der Wirkstoff nicht anders als vorgesehen verteilen kann. Diese Art der Behandlung sollte zwei- bis dreimal pro Jahr durchgeführt werden. Die Patienten können danach pausieren und beobachten, ob das Entspannungsniveau weiter anhält oder ob man mit der Therapie fortfahren soll.

Preis der Behandlung:

Die Messung der Kopfhautspannung kostet 30 bis 60 Euro. Die Botox-Injektionen beginnen bei circa 600 Euro. Da Haarausfall von den Krankenkassen – auch von den privaten – immer noch als kosmetisches Problem eingestuft wird, werden auch keine Kosten übernommen. Sie sind vom Patienten alleine zu tragen.

Weiterführende Information finden Sie unter AC-Therapie

Botox gegen Depressionen

Eine Pilotstudie der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universitätsklinik Basel, deren Ergebnisse im Februar 2012 veröffentlicht wurde, zeigte, dass sich das Botulinum-Toxin auch zur Behandlung von Depressionen eignet. 30 Patienten wurde entweder Botox oder ein Scheinmedikament (Placebo) in die Stirnfalten gespritzt. Das verblüffende Ergebnis:

Laut Journal of Psychiatric Research 2012 zeigte sich bei 85 Prozent der Botox-Patienten eine mindestens leichte Verbesserung, bei 60 Prozent eine deutliche Verbesserung und bei 33 Prozent eine Heilung.

Wie erklären sich die Forscher diese Erfolge?

Sie legen dabei die sogenannte Facial-Feedback-Theorie (auf deutsch etwa: Gesichtsmuskel-Rückkopplungs-Theorie) zugrunde, die besagt, dass sich Gefühle wie Trauer oder Ärger nicht nur in der Mimik einer Person widerspiegeln (wie zum Beispiel in Form von Zornes-oder Grübelfalten auf der Stirn), sondern dass umgekehrt die Aktivität der Gesichtsmuskeln die Stimmung auch positiv beeinflussen kann. Die Injektion von Botox führt zu einer vorübergehenden Lähmung der entsprechenden Muskeln und kann so die Wechselwirkung zwischen Mimik und Stimmung unterbrechen.

Wer führt Botox-Behandlungen bei Depressionen durch?

Auf keinen Fall darf eine solche Behandlung in kosmetischen Instituten vorgenommen werden, die sich auf die Glättung von Falten spezialisiert haben. Sie gehören in die Hände von Spezialisten und sie sollte auch dann erst angewendet werden, wenn alle anderen Therapien gegen Depressionen nicht gewirkt haben.

 

Fazit der Pilot-Studie

Die Behandlung mit Botulinumtoxin sei relativ nebenwirkungsarm, sicher und ökonomisch und die Wirkung halte für mehrere Monate an, so seinerzeit Studienleiter Prof. Dr. Tillmann Krüger und Privatdozent Dr. Axel Wollmer. So könne nach den Studienergebnisssen Botox durchaus ein neuer Baustein in der Depressionsbehandlung werden, allerdings räumen die Mediziner auch ein, dass die Ergebnisse erst noch in größeren Studien bestätigt werden müssen.

Nähere Auskünfte und medizinischen Rat bei Depressionen geben unter anderem der Psychotherapie-Informationsdienst (PID),die Deutsche Depressionsliga oder die Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

 

Bitte beachten Sie, dass Pagewizz-Artikel niemals fachlichen Rat, zum Beispiel durch einen Arzt – ersetzen können.

 

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