„Briefe aus der Hölle“ - Ramón Sampedro (1943 – 1998)
Ramón Sampedro entschloss sich 1993 vor Gericht die Euthanasie als persönliches Recht einzufordern und verlor. 1998 nahm er sich mit Hilfe seiner Freundin das Leben.Meer (Bild: http://pixabay.com/static/u...)
„Cartas desde el infierno“
"Briefe aus der Hölle" ist der Titel des Gedichtbandes von Ramón Sampedro. Die Folgen des Sprunges ins seichte Wasser fesselten den spanischen Seefahrer aus Galicien ans Bett. Im April 1993 entschloss er sich die Euthanasie als persönliches Recht einzufordern, das in einer Niederlage endete. Für Ramón ist das Dasein als Tetraplektiker nichts mehr als ein chronisch Toter; wäre er ein Tier gewesen hätte man ihn getötet, so seine Worte. Man hätte ihn so behandelt wie es den edelsten Motiven des Menschen entspräche.
1998 starb er 55jährig, davon 29 Jahre ans Bett gefesselt, durch die Hilfe seiner Freundin Ramona Maneiro (44) und einem Glas Zyankali-Wasserlösung. Zum Zeitpunkt des Todes galt die Tat als Beihilfe zum Suizid und war strafbar. Erst nach Ende der Verjährungsfrist gestand Ramona im Januar 2005 ihre Tat. Der 20minütige Todeskampf wurde auf Video aufgezeichnet. Ramona tat nur wie ihr geheißen worden war und beschreibt sich als "helfende Hand" die einem Freund zum Tode verhalf. Ramón hatte an alles gedacht, auch daran, dass seine Freundin ihn nach der Einnahme nicht mehr küssen durfte. In den letzten fünf Minuten ertrug sie seinen Todeskampf nicht mehr und flüchtete ins Bad. Tausende erklärten sich mit Ramón Freitod solidarisch, das Verfahren gegen Ramona wurde fallen gelassen.
Sampedros Fall ist der meist diskutierte in Spanien was die Sterbehilfe betrifft.
„Mar Atrendo“
Verfilmt wurde seine Geschichte (Deutsch: Das Meer in mir) vom Ressigeur Alejandro Amenábar ("The Others", "Abre los ojos") mit Javier Bardem ("Eat Love Pray", "Vicky Christina und Barcelona") in der Hauptrolle. Der Film zog vier Millionen Zuschauer in die Kinos und erhält neben zahlreichen nationalen wie internationale Auszeichnungen den Oscar 2005 für den besten ausländischen Film, ebenso den 62. Golden Globe.
"Das Meer in mir" ist im Grunde genommen ein autobiographischer Film, dennoch beschränkte sich Amenábar nicht nur auf die Nacherzählung der Geschehnisse, da die juristischen Geschehnissen nur am Rande auftauchen. Die letzten Jahre werden behandelt und während Ramón lachend von der Sehnsucht zum Tod erzählt keimt eine gewisse Ambivalenz. Doch genau die Ernsthaftigkeit gepaart mit menschlichen Szenen lassen den Film einfühlsam und nachdenklich stimmen. Unterbrochen wird die Darstellung manchmal durch Rückblenden.
Die Unterschiede zur Realität sind gering: Aus Romana wurde Rosa und die Gestalt der Rechtsanwälting Julia gab es in dieser Form nie und vereint mehrere Freunde von Ramón.
Vorwort zu "Briefe aus der Hölle"
Ins Meer hinein, ins Meer,
in seine schwerelose Tiefe,
wo die Träume sich erfüllen,
und Zwei in einem Willen sich vereinen,
um zu stillen eine große Sehnsucht.
Ein Kuss entflammt das Leben
mit einem Blitz und einem Donner,
und sich verwandelnd
ist mein Körper nicht mehr Körper,
als Dräng ich vor zum Mittelpunkt
des Universums.
Die kindlichste Umarmung
und der reinste aller Küsse,
bis wir beide nicht mehr sind
als nur noch eine große Sehnsucht.
Dein Blick und mein Blick
wortlos hin und her geworfen,
wie ein Echo wiederholend: tiefer, tiefer,
bis weit jenseits allen Seins,
aus Fleisch und Blut und Knochen.
Doch immer wach ich auf
und immer wär ich lieber tot,
um endlos mich mit meinem Mund
in deinem Haaren zu verfangen.
Ramón Sampedro
Quellen
http://www.dieterwunderlich.de/Ramon_Sampedro.htm
http://www.filmstarts.de/kritiken/38281-Das-Meer-in-mir.html
http://horus.commas25.neusta.de/images/HORUS0/DLR2007/vorwort_briefe_hoelle.pdf
Bildquelle:
Droemer-Verlag
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