Bruno Bettelheim überlebte das KZ Buchenwald


Bruno Bettelheim wurde am 28.8.1903 in Wien geboren. Der Sohn eines Sägewerksbesitzers studierte an der Universität Wien Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie. Wegen seiner jüdischen Abstammung im KZ Dachau und später im KZ Buchenwald interniert, lernte Bettelheim Ernst Federer, den Sohn eines Wiener Psychotherapeuten, in Buchenwald kennen. Beide erarbeiteten gemeinsam eine "Psychologie des Terrors". Die Erkenntnisse aus dieser Theorie halfen ihnen, unter den unmenschlichen Bedingungen zu überleben. 1939 konnte Bettelheim in die USA emigrieren.

Die "Orthogenic School" in Chicago

Bettelheim begann seine Arbeit in den USA als Forschungsassistent an der University of Chicago und übernahm im Jahr 1944 die Leitung der "Orthogenic School" in Chicago. Er war als Assistenzprofessor für Kinder- und Jugendpsychologie, -psychiatrie und -pädagogik tätig. Seine Arbeit in dieser Einrichtung mit autistischen Kindern ist bis heute umstritten. Die von ihm entwickelte Theorie zu Ursachen und zur Entstehung des Autismus wurde widerlegt.

Bruno Bettelheim und seine Theorie über die "Kühlschrankmütter"

Bruno Bettelheim war als Bewunderer und Anhänger der Freudschen Theorien überzeugt, dass autistische Kinder durch früheste Kindheitserlebnisse mit ihren Eltern in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit gestört wurden. Bei vielen Eltern autistischer Kinder fiel ihm die mangelnde Bindung und fehlende Zuwendung zu den Kindern auf. Seine Beobachtungen der scheinbar emotional und sozial vernachlässigten Kinder brachten ihn auf die Theorie, dass die Mütter autistischer Kinder deren soziale und emotionale Bedürfnisse nicht befriedigen konnten und sich die Kinder deshalb auf einen Rückzug in eine innere Welt konzentrierten. Der Begriff der "Kühlschrankmütter" etablierte sich und schob den Eltern autistischer Kinder die Schuld an der Behinderung der Kinder zu.

Bettelheim und seine Behandlung autistischer Kinder

In den sechziger Jahren praktizierte Bettelheim eine Behandlung autistischer Kinder, die seiner Theorie von den "Kühlschrankmüttern" und dem schlechten sozialen Umfeld autistischer Kinder entsprach. Er schuf ein therapeutisches Umfeld zur Behandlung der Kinder, nach seinen psychoanalytischen Leitmotiven. Die Kinder wurden von den Eltern separiert.

Ein Besucher beschreibt die Behandlung autistischer Kinder

In den siebziger Jahren beschrieb ein Besucher von Bettelheim's Einrichtung die Behandlung autistischer Kinder: "Es waren überall verschlossene Türen - es wurde gefordert, die Welt draußen zu halten - und ich konnte nur einen kurzen Blick auf einen Schüler erhaschen...Für das erste Jahr wurde das Kind total von seinen Eltern getrennt, und auch nach dieser Zeit waren nur begrenzte Besuche erlaubt - vielleicht 2 oder 3 mal im Jahr."

Die Theorie von Bruno Bettelheim zu Ursachen des Autismus wurde widerlegt

Wissenschaftliche Erkenntnisse über die genetischen Ursachen der Entstehung von Autimus widerlegten Bettelheim's Theorien. Auch seine Beobachtungen über die auffallend geringen emotionalen und sozialen Bindungen zwischen dem autistischen Kind und seiner Mutter werden heute anders erklärt. Durch die Pflege eines autistischen Kindes erfahren die Eltern kein emotionales Echo des Kindes auf ihre natürlichen Bindungsbestrebungen, eine Anpassung an die autistischen Symptome des gepflegten Kindes kann daher vor allem bei längerer Pflegezeit beobachtet werden. Das Kind bestimmt mit seinen Bedürfnissen und Einschränkungen nicht nur seinen eigenen Alltag, sondern auch wesentlich den Alltag der Pflegepersonen. Je ausgeprägter die Symptome des Autismus beim Kind zu beobachten sind, um so größer ist auch der Einfluss der Behinderung des Kindes auf das unmittelbare soziale Umfeld.

Quelle: Ilona Roth, "Autism: an evolving concept", The Autism Spectrum in the 21st Century, 2009, Latimer Trend and Company Ltd, Plymouth, The Open University

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Immortelle, am 19.03.2014
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Bildquelle:
von Loeper Literaturverlag, Karlsruhe (Kleine Brötchen backen? Buchvorstellung)
von Loeper Literaturverlag, Karlsruhe (Emil ständig unter Strom - eine Rezension)

Autor seit 13 Jahren
171 Seiten
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