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Die Flucht der Menschheit vor den Unterdrückern geht weiter

Mehr als zwanzig Jahre ist es her, seit das Raumschiff "Sehnsucht nach Unendlichkeit" mit ca. 200.000 Überlebenden von Resurgam auf dem kleinen Planeten Aratat gestrandet ist. Unter der Führung von dem Synthetiker Nevil Clavain, dem Hyperschwein Scorpio (eine von den Menschen gezüchtete Schweinerasse, die den Menschen ähnlich ist und ursprünglich als Ersatzteillager gedacht war), der Raumschiffpilotin Antoinette Baxter und weiteren hochrangigen Mitgliedern der Überlebenden haben sie auf Aratat eine neue Gesellschaft aufgebaut. Sie warten darauf, dass der Synthetiker Remontoire und Ana Khouri mit dem Lichtschiff Zodiakallicht zu ihnen kommen und die Flucht vor den Wölfen weitergehen kann.

Die Reparatur der Zodiakallicht nach der Schlacht um die Weltraumgeschütze sollten ungefähr zwanzig Jahre dauern. Doch noch immer gibt es keine Spur von den Verbündeten.

Eines Tages landet eine Kapsel auf dem Planeten. An Bord ist Ana Khouri, die behauptet, Clavains alte Feindin Skade hätte ihre Tochter Aura entführt. Aura sei enorm wichtig für die Rettung der Menschheit, denn sie sei kein gewöhnliches Kind, sondern habe Kenntnisse über Technologien, die im Kampf gegen die Unterdrücker sehr dienlich sein können. Leider sind sie in falschen Händen, wie zum Beispiel in Skades Fingern, auch sehr gefährlich. Sie hat allerdings noch weitere Nachrichten: Remontoire und die Zodiakallicht sind im Orbit um Aratat angekommen - und mit ihnen die Unterdrückermaschinen. Im Moment liefern sie sich im Orbit eine gigantische Schlacht, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Maschinen siegen und Aratat zerstören. Clavain und die Anderen müssen Skade finden, Aura retten und auch diesen Planeten evakuieren.

Rachmika Els ist ein 17-jähriges Mädchen, das auf Hela aufgewachsen ist, dem Mond des Gasriesen Haldora. Auf Hela gibt es einige sehr obskure religiöse Sekten, deren Ursprung bei Quaiche liegt, einem Besatzungsmitglied des Lichtschiffs "Gnostische Himmelfahrt". Quaiche hat bemerkt, dass der Gasriese Haldora einen für einen Planeten ungewöhnliches Verhalten an den Tag legt: Er verschwindet manchmal für Sekundenbruchteile. Quaiche hielt dies für göttliches Eingreifen und gründete die erste Sekte, die den Planeten ununterbrochen beobachten möchte, um Zeuge einer Auslöschung und damit eines Zeichens Gottes zu werden. Doch Quaiche verliert langsam aber sicher den Verstand.

Rachmika möchte ihren Bruder suchen, der vor einigen Jahren in den Dienst eine der Sekten getreten und seitdem nicht wieder aufgetaucht ist. Dazu macht sie sich auf eine gefährliche Reise, die sie schließlich zu Quaiche persönlich führt, nicht ahnend, dass ihr Schicksal und das der vor den Maschinen fliehenden Menschen sehr eng miteinander verbunden sind. Denn Khouris Tochter Aura schickt die Flüchtlinge nach Haldora, angeblich der letzten Hoffnung für die vom Aussterben bedrohte Menschheit.

Der "Revelation-Space-Zyklus"

"Offenbarung" ist der dritte Roman des "Revelation-Space-Zyklus". Insgesamt besteht der Zyklus aus den folgenden Romanen, wobei die ersten drei eine zusammenhängende Geschichte erzählen und die letzten beiden "Chasm City" und "Aurora" nur in demselben Universum spielen:

Die folgenden Bände enthalten Kurzgeschichten, die ebenfalls in der Welt des "Revelation-Space-Zyklus" angesiedelt sind:

  • Träume von Unendlichkeit
  • Galactic North

Wie wird das Finale einer Space Opera erzählt?

Den vorherigen Romanen "Unendlichkeit" und "Die Arche" hat Alastair Reynolds die Geschichte um die Unterdrückermaschinen aufgebaut. Ich fasse kurz zusammen: Die Unterdrücker möchten verhindern, dass sich intelligente Lebewesen ungezügelt über die Galaxie ausbreiten können. Dabei geht es ihnen nicht darum, sämtliches Leben zu zerstören, sondern sie möchten die Intelligenz in ihrem eigenen Interesse eindämmen. Sie glauben, damit in drei Millionen Jahren eine gewaltige Katastrophe verhindern zu können.

Die gejagten Menschen sind da etwas anderer Meinung. Das Lichtschiff "Sehnsucht nach Unendlichkeit" ist nun ein Fluchtfahrzeug, eine Arche, für die Überlebenden von Resurgam. Und Reynolds beschreibt in den drei Romanen "Unendlichkeit", "Die Arche" und "Offenbarung" nur das Schicksal dieser Menschen. Man erfährt natürlich auch, was mit den Synthetikern geschieht und wie die Metropole Chasm City zerstört wird, aber nur aus zweiter Hand oder nebenbei.

"Offenbarung" bietet ein wirklich furioses Finale, in dem Alastair Reynolds wieder tief in die Trick- und Ideenkiste greift, auch wenn einige Ideen etwas skuril anmuten wie z.B. die Sekten auf Hela. Wenn man sich andererseits mal einige reale Sekten auf der Erde anschaut, muss man sich natürlich fragen, ob Reynolds Schilderungen wirklich als übertrieben abgetan werden können - wahrscheinlich nicht. In "Offenbarung" kommt es zum ersten Mal zu wirklich großen Raumschlachten zwischen Menschen und Maschinen, die allerdings auch nicht das Hauptaugenmerk der Geschichte sind, denn sie wird nicht aus Remontoires Sicht erzählt, der die kämpfenden Verbände der Menschen kommandiert.

Einer der Hauptcharaktere ist in "Offenbarung" das Hyperschwein Scorpio. In "Die Arche" hat er zwar auch schon eine große Rolle gespielt, aber in der Fortsetzung ist er wirklich eine der wichtigsten Figuren, denn das Schicksal der Überlebenden hängt von seinen Entscheidungen ab - zwar nicht alleine, aber er verfügt doch über große Macht. Schade ist, dass einige Charaktere wie z.B. Anoinette und Clavain in "Offenbarung" nur noch eine recht geringe Rolle spielen verglichen mit "Die Arche". Und auch Skade, die im Vorgänger eine wunderbare Gegenspielerin war, ist zu schnell aus dem Geschäft.

Beim Thema Physik und Wissenschaft lässt Reynolds sich allerdings wieder einmal nicht lumpen. Dieses Mal geht es sogar um Quantenmechanik, Stringtheorie und M-Theorie, in denen mit parallel exisierenden Universen gearbeitet wird. Dabei erklärt Reynolds einige Grundsätze dieser Theorien, geht allerdings nicht zu tief in die Materie. Der Leser muss also keine wissenschaftlichen Vorträge befürchten. Dennoch sind die Erklärungen nicht immer nachvollziehbar, was der Geschichte keinen Abbruch tut. Man kann ihr in den meisten Fällen sehr gut folgen.

Unglücklicherweise ist Alastair Reynolds wieder in zwei Fallen getappt: Erstens ist der Roman mit 900 Seiten wieder viel zu lang und einige langatmige Beschreibungen und Szenen sind nicht zu vermeiden. Zweitens packt der Autor zwar hervorragende Ideen aus, lässt den Leser dank fehlender Erklärungen manchmal etwas im Dunkeln tappen. Gerade der Schluss geht meines Erachtens nach viel zu schnell und kann den Leser, obwohl es noch ein überraschendes Ende gibt, doch ein wenig unbefriedigt zurück. Das sollte bei dem Finale einer Romanserie nicht der Fall sein - oder wollte Alastair Reynolds sich hier die Möglichkeit einer Fortsetzung offen lassen? Falls ja, sollte er sie bald schreiben.

Fazit

Der "Revelation-Space-Zyklus" findet in "Offenbarung" ein wirklich gelungenes Ende mit einigen Schwächen. Auch der dritte Band kann dem ersten Band "Unendlichkeit" nicht mehr das Wasser reichen und der Schluss hinterlässt leider ein bisschen den Eindruck, als hätte Reynolds das Buch nur noch zu Ende bringen wollen. Vielleicht hätte er besser mittendrin auf einige Seiten verzichtet und den Schluss etwas besser ausgebaut.

Trotz dieser Kritikpunkte ist der Roman für alle Fans von Science-Fiction und Alastair Reynolds unbedingt empfehlenswert.

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