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Die Wölfe greifen an

Die Synthetiker sind Menschen, die sich mit Implantaten und Nanomaschinen vollgestopft haben. Als das Raumschiff ihrer Gründerin Galiana zurückkehrt, ist das ein schockierender Moment für alle Synthetiker. Ihre geliebte Galiana ist tot, ausgelöscht von brutalen Maschinen. Die Synthetiker nennen sie "die Wölfe". Die einflussreiche Synthetikerin Skade sieht nur eine Möglichkeit. Sie baut eine Evakuationsflotte, um alle Mitglieder ihres Volkes zu retten. Doch sie benötigt noch mehr. Es gibt 40 Weltraumgeschütze, die sie gerne in ihren Besitz bringen möchte. Und zurzeit befinden sie sich an Bord der "Sehnsucht nach Unendlichkeit". Skade möchte diese Geschütze um jeden Preis haben.

Nevil Clavain ist ebenfalls Synthetiker. Er hat mit Galiana zusammen die Synthetiker praktisch gegründet und ist ein großer Held. Früher ein Feind der Synthetiker, ist er später zu Galiana übergelaufen. Im Gegensatz zu Skade ist Clavain der Meinung, dass auch alle anderen Menschen beschützt werden müssen. Er möchte die Geschütze ebenfalls in seinen Besitz bringen und sie benutzen, um alle Menschen und nicht nur die Synthetiker zu retten. Es ist Zeit für ihn, noch einmal die Seiten zu wechseln, um Skades Einfluss zu entgehen.

Inzwischen haben Volyova und Khouri an Bord der "Sehnsucht nach Unendlichkeit" die schwierige Evakuierung Resurgams begonnen, denn die Unterdrücker haben mehrere Monde und einen Gasplaneten zerstört, um daraus eine gigantische Maschine zu bauen. Die Zeit wird knapp, handelt es sich bei der Maschine doch mit Sicherheit um ein verheerendes Tötungswerkzeug. Doch die beiden Frauen brauchen ihre Weltraumgeschütze, um die Evakuierung zu beschützen. Und Volyova ist entschlossen, niemandem diese Waffen auszuhändigen.

Während die Wölfe sich rüsten, kämpfen drei Parteien der Menschen, die von Sturköpfen angeführt werden, gegeneinander um die Geschütze. Dabei werden auch die junge Raumschiffpilotin Antoinnette und ihr Freund Xavier auf Clavains Seite in den Konflikt gezogen, ebenso Scorpio, ein Schwerverbrecher und Mörder, der zunächst eher unfreiwillig unter Clavains Kommando tritt.

Und über dem kleinen Planeten Resurgam soll es zur Entscheidung kommen - und die Unterdrücker bauen weiter ihre Tötungsmaschinerie.

Alastair Reynolds - der Autor

Der 1966 im südlichen Wales geborene Alastair Reynolds zählt heute zu den Größen der wissenschaftlich orientierten Science-Fiction. Er selbst hat Physik und Astronomie studiert und bis 2004 bei der Europäischen Raumfahrtbehörde als Wissenschaftler gearbeitet. Seine wissenschaftlichen Kenntnisse hat er bereits in seinen ersten Roman "Unendlichkeit" stark einfließen lassen. "Die Arche" ist die direkte Fortsetzung von "Unendlichkeit".

Der "Relevation-Space-Zyklus"

"Die Arche" ist der zweite Roman des "Revelation-Space-Zyklus". Insgesamt besteht der Zyklus aus den folgenden Romanen, wobei die ersten drei eine zusammenhängende Geschichte erzählen und die letzten beiden "Chasm City" und "Aurora" nur in demselben Universum spielen:

Die folgenden Bände enthalten Kurzgeschichten, die ebenfalls in der Welt des "Revelation-Space-Zyklus" angesiedelt sind:

  • Träume von Unendlichkeit
  • Galactic North
Der "Revelation-Space-Zyklus"
Unendlichkeit: Roman
Die Arche.
Offenbarung

Meinung zu "Die Arche"

Wie auch im Vorgänger "Unendlichkeit" lässt Alastair Reynolds eine gewaltige Menge an wissenschaftlichen Kenntnissen in seinen Roman "Die Arche" einfließen. Die Geschichte hat an ihrer Komplexität gegenüber dem ersten Teil nichts verloren; das Figurenkabinett ist noch größer geworden; die politischen Verhältnisse werden genauer beschrieben. All das schließt natürlich mit ein, dass der Leser sehr viel mitdenken muss. Man muss als Leser all diese Hintergrundinformationen verarbeiten, merken und abrufbereit haben.

Reynolds führt mit den Synthetikern eine neue menschliche Gruppierung ein, die im ersten Band nur am Rande als Erbauer der mächtigen Antriebe der Lichtschiffe erwähnt wurden. Nun bekommen sie ein Gesicht und einen Charakter. Synthetiker haben unzählige Implantate und Nanomaschinen in ihrem Körper und können auf diese Art miteinander kommunizieren, ohne auf die gesprochene Sprache zurückgreifen zu müssen. Bei den Menschen, die selbst keine Synthetiker sind, kursiert die Angst, dass man bei einer Gefangennahme gezwungen wird, einer der ihren zu werden, indem einfach Implantate und Nanomaschinen eingebaut werden. Hier ist Reynolds wohl ein wenig von den Borg bei Star Trek inspiriert worden.

Aber dennoch sind die Synthetiker etwas Eigenes, keine abgekupferten Borg, was alleine schon daran erkennbar ist, dass sie alle noch Individuen sind (anders wäre Clavains "Verrat" gar nicht machbar). Dass tatsächlich gezwungene Umwandlungen stattfinden, wird auch nicht vollständig bestätigt.
Es dauert ein wenig, bis man sich als Leser in der sehr fremdartig anmutenden Welt der Synthetiker zurecht findet. Sie führen Krieg gegen eine andere Gruppierung, die Demarchisten, und marschieren auf einen Sieg zu. Allerdings dient der Krieg nur noch als Tarnung für die Evakuierungsflotte, die alle Synthetiker vor den Wölfen retten soll - nicht aber die anderen Menschen. Das ist der Grund für Clavains Fahnenflucht. Die Technik der Synthetiker erscheint aus heutiger Sicht teilweise sehr fantastisch. Andererseits sind bereits Entwicklungen von Implantaten und Nanomaschinen im Gange bzw. sie werden bereits eingesetzt. Wenn man weiterdenkt, erscheint die von Reynolds in "Die Arche" beschriebene Technik nicht mehr ganz so fantastisch.

Ein gutes Beispiel sind die Hyperschweine: Menschenähnliche Schweine, die ursprünglich als Ersatzteillager für Organe gezüchtet wurden und nur eine rudimentäre Intelligenz besitzen. Aber sie haben sich dennoch weiterentwickelt und einige Schweine möchten nicht mehr ausgebeutet werden. Ich denke, solche Züchtungen als Ersatzteillager kann man nicht als unrealistisch bezeichnen, sondern so etwas wird kommen - und ist ja auch schon in der Diskussion.

Noch sehr viel wichtiger als im Vorgängerroman ist die Zeit bzw. ihr Verhalten bei hohen Geschwindigkeiten (nahe der Lichtgeschwindigkeit). Alastair Reynolds umgeht Einsteins Relativitätsgesetze nicht, sondern die Raumschiffe müssen sich daran halten: Kein Körper kann sich schneller bewegen als das Licht. Wenn ein Raumschiff nahe an die Lichtgeschwindigkeit herankommt, treten auch die relativistischen Effekte in Kraft wie die Zeitdilatation: Auf Raumschiffen, die nahe an der Lichtgeschwindigkeit fliegen, vergeht die Zeit langsamer als z.B. auf einem Planeten. Reynolds verwendet dazu die subjektive und die objektive Zeit. Seit Clavains Geburt sind bspw. über 400 irdische Jahre vergangen. Allerdings hat er auch viel Zeit auf schnellen Raumschiffen verbracht und während dieser Flüge ist er weniger gealtert als ein Mensch auf der Erde.

Alastair Reynolds lässt seiner Fantasie in "Die Arche" freien Lauf. Neben den Syntethikern lernen wir die Stadt Chasm City etwas genauer kennen - in "Unendlichkeit" war sie nur der Ausgangspunkt von Ana Khouris Reise. Wir erfahren wesentlich mehr über die Unterdrücker bzw. Wölfe wie die Synthetiker sie nennen. Auch die Herkunft der gewaltigen Weltraumgeschütze auf der "Sehnsucht nach Unendlichkeit" wird genauer erläutert. Die politische Lage auf dem Planeten Resurgam hat sich wieder geändert und Ilia Volyova und Ana Khouri sind Teil davon. Und vieles mehr packt Reynolds aus, um dem Leser ein großes Abenteuer auf 900 Seiten zu verschaffen.

Und das gelingt ihm auch gut: "Die Arche" ist eine spannende, unterhaltsame und lehrreiche Reise durch das Weltall. Leider hat Reynolds Space Opera nicht nur positive Aspekte, denn gerade die enorme Länge mit 900 Seiten rächt sich. Man wird als Leser das Gefühl nicht los, dass Alastair Reynolds in "Die Arche" zu viel erzählt. Seine ausschmückenden Beschreibungen tun den Rest und der Leser ist geneigt, hier und da mal eine Beschreibung zu überlesen, egal wie plastisch und anschaulich sie auch sein mögen - es sind einfach zu viele. Leider weiß Reynolds auch einige Ideen nicht konsequent zu Ende zu führen und bleibt dem Leser Erklärungen schuldig.

Daran mag auch liegen, dass "Die Arche" nicht mehr die Qualität des Vorgängers "Unendlichkeit" erreicht. Ohne Frage handelt es sich um eine sehr gute Space Opera, die sich sehr an der Wissenschaft und dem technisch Machbaren orientiert, die aber leider hinter dem Vorgänger zurückstecken muss. Aber man möchte ja schließlich wissen, wie sich die Geschichte um die Unterdrücker weiterentwickelt - und unterhaltsam und überraschend ist der Roman allemal.

Fazit

Wie bereits "Unendlichkeit" ist auch "Die Arche" mit Sicherheit nicht für jeden Leser interessant. Ich persönlich habe den Roman sehr gerne gelesen, was aber auch daran liegen kann, dass ich mich sehr für Astronomie und Astrophysik interessiere (auch wenn ich nicht alles verstehe) und mich die wissenschaftlichen Bestandteile der Geschichte deshalb nicht stören - im Gegenteil. Ich mag das mehr als unrealistische Weltraumballereien. Trotz der Thematik der Unterdrückermaschinen ist "Die Arche" nicht angefüllt mit Weltraumschlachten. Die Unterdrücker greifen nicht direkt an, sondern bauen eine gigantische Maschine, die mit einem Schlag das Zentralgestirn des Delta-Pavonis-Systems, in dem der Planet Resurgam liegt, zerstören soll. Sie gehen weniger mit roher Gewalt als mit gezielten Schlägen vor. Was dann natürlich auch Weltraumschlachten und Actionfeuerwerke unnötig macht.

Da die Menschen, klug wie Menschen nun einmal sind, im Angesicht der Bedrohung gegeneinander kämpfen, hat Reynolds noch einen zweiten Konflikt- und Spannungsherd aufgemacht, in dem schon mal scharf geschossen wird. Allerdings ist ein großer Teil des Romans auch sehr ruhig, aber dennoch sehr spannend und aufregend. Alastair Reynolds entführt uns auf eine Reise durch ein fremdes Universum mit vielen Rätseln und Gefahren und Science-Fiction-Fans sollten die Lektüre auf jeden Fall in Erwähnung ziehen.

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