Christusdorn im Rampenlicht

Euphorbia milii im Botanischen Garten Innsbruck (Bild: a.sansone)

Kleiner botanischer Steckbrief vom Christusdorn

Christusdorn,  Euphorbia milii/Syn. Euphorbia splendens, stammt aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae), das ist auch leicht an seinem weißen *Milchsaft zu erkennen. *Zum Milchsaft und seiner Gefährlichkeit gibt es extra einen Information.

Die Pflanze stammt aus den Granitbergen im Hochland von Madagaskar. Dort wird er bis 1,5m hoch, ganze Hecken werden aus den undurchdringlichen dornigen Sukkulenten gehalten.

Die hellgrünen, elliptischen Blätter wachsen an den jungen Trieben und fallen später ab. Die namensgebenden Dornen werden bis 2 cm lang. Die Hochblätter können gelb oder rot oder sogar panachiert sein. Die meisten im Handel erhältliche Zuchtformen gehen auf Hybriden von Euphorbia milii mit Euphorbia lophogona zurück.

Wolfsmilchgewächse haben nur ganz unscheinbare kleine Blüten,

das was wir fälschlich als Blüte bezeichnen sind die bunt gefärbten Hochblätter; es handelt sich um Scheinblüten (Cyathien=kleiner Becher). Beim Christusdorn speziell werden die paarweise auftretenden Hochblätter Cyathophyllen genannt.

Lesetipp: Was ist typisch für Wolfsmilchgewächse?

 

Dornenkrone - ja oder nein?

Christusdorn - Dornenkrone? (Bild: a.sansone)

Dem Namen auf der Spur: Christusdorn

Fangen wir bei der botanischen Bezeichnung, Euphorbia milii, an:

  • Euphorbia: König Juba II von Mauretanien widmete dem "herba euphorbia" und dessen gummiartigen Milchsaft, der als Arzneimittel diente, eine Schrift. Die Pflanze benannte er nach seinem Leibarzt Euphorbos.
  • milii: An Baron Pierre-Bernard Milius (1773-1829), französischer Gouverneur der damaligen Bourbon-Insel im Indischen Ozean (heute Réunion) erinnert der wissenschaftliche Name. Er brachte 3 Exemplare der damals noch unbekannten Art in den botanischen Garten von Bordeaux.
  • Wolfsmilch: Der deutsche Name "Wolfsmilch" wurde der Pflanzenfamilie wegen seines giftigen Milchsaftes "gefährlich, wie ein Wolf" im Volksmund verliehen.
  • Christusdorn: Der Legende nach waren es viele unterschiedliche Pflanzen, aus deren Zweigen die Dornenkrone Christie geflochten wurde. Unter anderem eben auch diese sukkulente Wolfsmilchart. (Eher zu bezweifeln, da Madagaskar zu jener Zeit kaum bekannt war.) Weitere "Christusdorn" genannte Pflanzen (allesamt dornenbewehrt) sind noch

    das Kreuzdorngewächs, Paliurus spina-christi und die wohl dornigste Version, eine Gleditschie, Gleditschia triacanthos.

Kein Wunder also, dass er zu den sogenannten "Weihnachtspflanzen" zählt; wie eben auch Weihnachtsstern etc.

Prachtexemplar Christusdorn

Prachtexemplar Christusdorn (Bild: a.sansone)

Wie ist das Klima an seinem Herkunftsort?

  • Der Christusdorn hat sich auf Madagaskar im Indischen Ozean entwickelt. In diesem tropischen Klima herrschen zwei Jahreszeiten: die heiße Regenzeit von November bis April und die kühlere Trockenzeit von Mai bis Oktober.

Was braucht ein Christusdorn in Zimmerpflege?

  • Er braucht einen hellen Standort ohne zu viel direkte Sonne. Temperaturen über etwa 12 bis 18 °C.
  • Blütezeit (Kurztagspflanze) ist von Oktober bis März
  • Im Winter von November bis April sparsam gießen
  • Ab Mai kann man ihn behutsam an einen Aufenthalt (ohne pralle Sonne) gewöhnen. Das führt zu gedrungen wachsenden Pflanzen und kräftig gefärbten Scheinblüten. Dazu buddelt man am besten an einem regengeschützten Platz die Pflanze samt Topf in sandige Erde. Trockenheit macht ihm nichts aus, aber Dauerregen macht ihm den Garaus!
  • Ältere Pflanzen kann man im Frühjahr stutzen (Achtung: Handschuhe sind ein Muss und die Gurkenzange zum Festhalten ist eine gute Option!) und alle zwei Jahre in Kakteenerde umtopfen. Der an den Schnittwunden entstehende Ausfluss des Pflanzensaftes wird mit einem Lappen gestoppt, der vorher in heißes Wasser getaucht wird.
  • Im Sommer von Mai bis Oktober gleichmäßig feucht halten. Nie Gießwasser im Untersetzer stehen lassen. Zwischen den Wassergaben gut abtrocknen lassen

Fehler, die man nicht machen sollte:

  • Zu viel Gießen, dann beginnen die Wurzeln zu faulen und die Pflanze wirft die Blätter ab
  • In der Sommerfrische an einen nassen Standort stellen ist ein NoGo.
  • Ist ihm im Winter zu kalt, fallen ebenfalls die Blätter.
Christusdorn: multi color

Two petals flowers (Euphorbia milii) (Bild: rpphotos / Flickr)

Wie kann ich meinen Christusdorn im Winter zur Blüte bringen?

Der Christusdorn ist wie der Weihnachtsstern auch eine Kurztagespflanze. Tage mit max. 10 Stunden Licht sind das eine Signal. Ein übergestülpter Karton am Abend ist da sehr hilfreich. Sonst sollten Sie ihn in einen abends unbenützten Raum stellen.

Zweites Signal ist die beginnende Trockenzeit. Wenn man schrittweise die Gießmenge im Herbst reduziert und somit die Trockenruhe eingeleitet, entwickelt sich die Blüte.

Sobald er blüht, mäßig gießen, eher kühl stellen und genießen.

Wie steht es mit der Giftigkeit vom Milchsaft?

Kurz und bündig, da muss man nicht herumreden: Der weiße Wolfsmilchsaft ist giftig:

  • Er ist haut- und schleimhautreizend.
  • Er kann Magenbeschwerden, Erbrechen und Durchfall verursachen. Auch können allergische Reaktionen ausgelöst werden. Das weiß man seit altersher. Siehe alte Volksmedizin: Warzenkraut, Warzen-Wolfsmilch (Euphorbia verrucosa). Deshalb bei Hautkontakt die Wolfsmilch sofort mit Wasser abwaschen. So weit, so bekannt, aber seit jüngerer Zeit kursieren diese Schlagzeilen:

Ist die Wolfsmilch krebserregend?

  • Eine Untersuchung von verschiedenen Wolfsmilcharten des Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit hat die Inhaltsstoffe des milchigen Pflanzensaftes im Labortest genauer angeschaut. Eine vorhandene Substanz, Diterpenester genannt, reizt die Haut und ist ein so genannter Tumor-Promotor: Dieser kann zwar selbst kein Krebswachstum auslösen, aber schlafende Krebszellen aktivieren oder zusammen mit einem krebserregenden Stoff (Karzinogen) schädigend wirken. Der Saft vom Christusdorn fällt in diese Reihe.

Allerdings weiß man nicht in welcher Intensität diese schädliche Wirkung beginnt.  Ein einmaliger Kontakt mit dem Milchsaft ist sicher nicht mit diesen Labor-Versuchen (Zellkultur in einem Bad in konzentrierten krebserregenden Stoffen) zu vergleichen. Dennoch gilt:

Oftmaliger Kontakt mit der Milch ist besonders für berufsmäßige Gärtner zu vermeiden. Es ist wichtig, sich zu schützen.

Heilt die Wolfsmilch Hautkrebs?

  • Inhaltsstoffe der Garten-Wolfsmilch (Ingenol), haben sich als hochwirksames Lokaltherapeutikum bei aktinischer Keratose bewährt. Siehe Artikel.

Sie sehen, auch hier gilt wieder einmal: "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei." Der Satz von Paracelsus gilt auch heute noch.

Tipp: Was auch für andere Wolfsmilchgewächse gilt.

Niemand muss aus gesundheitlichen Gründen seinen Christusdorn oder ein anderes Wolfsmilchgewächs aus seinem Haus oder seiner Wohnung entfernen. (Einschränkung: Sie sind gegen eines davon allergisch.)

Wer mit Wolfsmilchpflanzen arbeitet, muss achtsam bei der Pflege sein.

  • Schon wegen der schmerzhaften Dornen - dicke Handschuhe
  • Beim Schneiden - Schutzbrille (Saft in den Augen muss ärztlich behandelt werden), Gurkenzange oder Ähnliches (auch eine ausgemusterte Grillzange leistet hier gute Dienste) zum Festhalten; direkten Hautkontakt mit dem Milchsaft meiden. Schneiden bei größeren Exemplaren wegen der Dämpfe bitte immer im Freien.
  • Werkzeug im Anschluss säubern!

Für einen Haushalt mit Kleinkindern und Haustieren sind Euphorbien generell nicht empfehlenswert. Kinder tollen herum, verletzen sich. Haustiere knabbern an Stängeln, Blättern, Zweigen - das ist für sie giftig.

Quellen

  • Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen, Verlag das Beste, Stuttgart 1980
  • Heil-, Gewürz-, Nutz- und Giftpflanzen im Botanischen Garten der Universität Innsbruck, Bortenschlager/Vergörer, Innsbruck 2004
  • Botanica, Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
Adele_Sansone, am 02.12.2017
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Bildquelle:
a.sansone (Wolfsmilch, Euphorbia - tolle Pflanzen für den Garten)

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