Churburg in Südtirol
Im Vinschgau erhebt sich oberhalb von Schluderns die sehenswerte Churburg mit einer einmaligen Rüstkammer.Arkadengang und Loggienhof
Der Arkadengang im ersten Stock ist der Mittelpunkt der Churburg. Über das von 16 Marmorsäulen gestützte Gewölbe aus der Renaissance rankt sich der Stammbaum der Burgbesitzer: der Vögte von Matsch und der Grafen Trapp. Der Arkadengang erhielt um 1580, 60 Jahre nach seinem Bau, die heute sichtbare Bemalung mit Darstellungen antiker Fabeln. Um 1700 herum wurde die Malerei mit Kalk übertüncht. Rund 200 Jahre blieben der Stammbaum und die anderen Wandmalereien unsichtbar. Im 1910 wurde mit der Freilegung begonnen und nach 1990 wurden die Arkaden restauriert.
Jakobszimmer
Vom Arkadengang führt eine mit Intarsien verzierte Tür in das Jakobszimmer mit der daran anschließenden Bibliothek. Das Zimmer erinnert an Jakob Trapp VII., der 1561 ins Heilige Land pilgerte. Seine Pilgerfahrt nach Jerusalem hat für eindrucksvolle Spuren in diesem Raum gesorgt. An die Pilgerfahrt erinnert ein Vollfigur-Porträt des Grafen aus Zirbenholz. Es zeigt ihn in voller Größe. Weiter kann hier der Pilgermantel aus Filz mit doppeltem Kragen betrachtet werden.
Die mit Intarsien verzierte Hausorgel gab Jakob VII. 1559 in Auftrag. Sie gehört zu den ältesten spielbaren Tasteninstrumenten. Die angrenzende Bibliothek beherbergt zahlreiche Druckwerke aus Vergangenheit und Gegenwart und eine Trappe in Balzstellung.
Ahnensaal
Die Wände des im Stil des Barock gestalteten Ahnensaales, auch Matscher Saal genannt, tragen die Ahnengalerie. Hier wird die lange Zeitspanne der Trappschen Herrschaft deutlich. Die Galerie beginnt mit dem Pilger Jakob VII. Genau ihm gegenüber ist Graf Gotthard Trapp, der Großvater des heutigen Grafen Johannes, zu sehen. Rund 350 Jahre Familiengeschichte werden so deutlich.
Graf Gotthard war Kämmerer am Hof von Kaiser Franz Joseph. Daran erinnern seine Uniform und der dazugehörige Kämmererschlüssel.
Rüstkammer
In der Rüstkammer, es soll weltweit die größte ihrer Art sein, werden über 50 vollständige Rüstungen aus dem Besitz der Geschlechter Matsch und Trapp präsentiert.
Diese Rüstungen stammen fast alle von Mailänder oder Innsbrucker Plattnern. Besonders auffällig ist eine 2,10 Meter hoch aufragende Rüstung aus der Zeit um 1450. Dieses über 40 Kilogramm schwere Exemplar fertigte der Mailänder Waffenschmied Missaglia für Ulrich von Matsch. Neben den beeindruckenden Rüstungen sind weitere Zeugnisse vergangener Zeiten zu entdecken: Armbrüste, Pferdesattel, Streitäxte, Pulverbüchsen und weitere Kriegswerkzeug.
Alte Schlosskapelle
Über den äußeren Burghof mit seinem Kopfsteinpflaster geht es zur alten Burgkapelle. Sie entstand in romanischer Zeit und wurde im 16. Jahrhundert entweiht.
Schätze in der ehemaligen Kapelle sind die Madonnenskulptur von 1270, das Altarbild eines böhmischen Wandermalers und zwei Totenschilder. Die wurden früher über den Gräbern der Adeligen aufgehängt.
Jakobskapelle
Die Jakobskapelle ließ Jakob VII. im Jahr 1561, direkt nach seiner Rückkehr von seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land, im Stil der Renaissance erbauen. Sie ist heute noch immer die Hauskapelle der Familie Trapp.
Wallfahrer pilgerten hierher zum Bild der Schwarzen Madonna, das heute in der Sakristei hängt. Bemerkenswert sind die beiden Schreinwächter am Altar, die Heiligen Nikolaus und Georg. Sie sind bei geöffnetem wie geschlossenem Flügelaltar sichtbar.
Geschichte der Churburg
Der Name der erscheint erstmals in einer Urkunde, die Bischof Heinrich von Chur am 21. Februar 1259 in "Curberch" ausstellte. Der älteste Kern der Anlage umfasst den bergseits gestellten Bergfried, der südlich davon stehende Palas und die einen großzügigen Hof umschließende Ringmauer.
Auf den Besitzerwechsel am Beginn des 16. Jahrhunderts kam es zu umfangreichen Um- und Anbauten. Dazu gehören der äußere Burghof, die Gartenterrassen und die Zwingeranlage. Zwischen Palas und Bergfried entstanden weitere Wohnbauten um den Innenhof mit dem Arkadengang im Obergeschoss. Der Palas wurde erhöht und erhielt einen Zinnenkranz sowie an der Südseite einen Erker und im Erdgeschoss eine spätgotische Stube.
In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts verwandelte sich die Burg zum Renaissanceschloss. Im 18 Jahrhundert folgte das dritte Palasgeschoss und den neuen Aufgang zum "Matscher Saal".