Cupido: Thriller von Jilliane Hoffman
Anwältin glaubt, in ihrem neuen Klienten ausgerechnet jenen Mann zu erkennen, der sie einst vergewaltigte ... "Cupido" ist ein spannender Bestseller von Jilliane HoffmanStarker Debütroman "Cupido"
Mit "Cupido" legte die US-Amerikanerin Jilliane Hoffman ihren Debütroman vor, der sich sogleich zum internationalen Bestseller mauserte. Warum dem so war, ist nicht schwer zu erklären: Der 2004 veröffentlichte Thriller überzeugt dank seiner geschickt gesetzten Spannungspunkte und des schnörkellosen Stils, der den Leser zum Weiterlesen animiert. Seither riss Hoffmans Bestsellersträhne nicht mehr ab: "Morpheus", "Vater Unser" sowie "Mädchenfänger" verkauften sich weltweit wie die sprichwörtlichen warmen Brötchen.
Die größte Stärke des Romans liegt in seiner nachvollziehbaren Handlung. Welche Frau hatte noch nie das unheimliche Gefühl, dass sich in der leeren Wohnung ein fremder Mann befinden könnte, der nur auf den richtigen Moment zum Zuschlagen wartet? Die dem Martyrium folgende Verwandlung der liebenswerten Chloe in die eiskalte Anwältin C.J. Townsend wird ebenso glaubhaft beschrieben. Dabei legt C. J. ein schroffes, oft sogar ungerechtes Verhalten an den Tag welches verhindert, den Leser völlig für die traumatisierte Protagonistin zu vereinnahmen.
Ungewöhnlich an "Cupido" ist, dass anders als in vielen ähnlichen Thrillern nicht die Jagd auf den Serienkiller das zentrale Motiv darstellt. Vielmehr muss die Protagonistin dessen "Rehabilitation" in der Gesellschaft verhindern, was sie freilich vor einen schweren Gewissenskonflikt stellt, handelt es sich bei dem Verdächtigen doch um ihren Klienten.
Eindimensionaler Psychopath
Verzeihbare Schwächen offenbart der Roman vor allem bei den Charakterisierungen. "Cupido" wird als bösartiger, menschenverachtender Psychopath geschildert, der von keinerlei Motiven angetrieben wird. Hier verschenkte Autorin Jilliane Hoffman eine große Chance: Ein sympathisch wirkender Bösewicht hätte die Protagonistin in ein weitaus schlimmeres Dilemma gestürzt als ein Täter, den ohnehin jeder hinter Gittern sehen möchte.
Auch der Schluss vermag nicht so recht zu überzeugen. Überstürzt und wie aus dem Nichts wird ein Plottwist eingeflochten, der einfach nicht zum zuvor beschriebenen Szenario passen will. Somit schließt der ansonsten spannende Thriller nicht auf die erhoffte, im Gedächtnis hängen bleibende Weise. Sieht man von diesen Schwächen und einigen kleineren Unstimmigkeiten ab, bietet "Cupido" beste Unterhaltung für Fans des Genres.
Bildquelle:
Karin Scherbart
(Asterix bei den Pikten – Rezension)