Bierpreis auf dem Dachauer Volksfest konkurrenzlos günstig

Doch im Gegensatz zur Wiesn, dem Münchner Oktoberfest, tritt man sich auf dem Dachauer Volksfest nicht vor lauter Menschenmassen gegenseitig auf die Füße. In Dachau herrscht noch die gewohnte bayerische Gemütlichkeit. Hier kann man noch ganz entspannt zwischen den Fahrgeschäften, Buden und Bierzelten flanieren. Dies entspricht ohnehin eher dem Gemütszustand des "gemeinen" Bayern. Dabei stört es kaum, dass das Volksfest etwas kleiner und überschaubarer ist.

Dachauer Volksfest ist nicht so überlaufen wie das Oktoberfest

Und was vor allem wichtig ist: Man bekommt auf dem Dachauer Volksfest auch abends noch einen Platz im Bierzelt und dies sogar mit der ganzen Familie, auch wenn man diesen nicht wie auf der Wiesn Monate oder gar Jahre zuvor zu horrenden Preisen reserviert hat. Bei einer Maß Bier und einem halben Hendl kann der "Dachaurer" (Ureinwohner), der Zugeroaste (dt. Dachauer mit Migrationshintergrund) oder auch der gewöhnliche Besucher in einem der Zelte der Volksmusik lauschen. Wem das nicht zusagt, der kann auch in einem anderen Bierzelt mit jungen Mädels zu rockigen Beats einer Live-Band auf den Bänken tanzen. Dies versteht sich natürlich erst nach dem Genuss des leckeren Grillhendls.

Dachauer Volksfest

Dachauer Volksfest (Bild: Vincenzo Pascale)

Pferderennen waren die Ursprünge

Fast jeder kennt den ursprünglichen Anlass für das Münchner Oktoberfest. Doch kaum einer weiß, wieso es das Dachauer Volksfest überhaupt gibt. Das Dachauer Volksfest fand erstmals 1887 statt. Die Ursprünge reichen jedoch viel weiter zurück. Das Volksfest mit Bierzelten, Fahrgeschäften und Schaustellern ergab sich aus Pferderennen, die in Dachau abgehalten wurden. Erstmals 1652 ist eine solche Veranstaltung, ein "Rennet" in Dachau, überliefert. Bereits zur 1100-Jahrfeier Dachaus – die erste urkundliche Erwähnung von Dachau datiert auf den 15.8.805 – beging man das Jubiläum mit vier Bierbuden. Im Jahr 1894 kam der bis heute zur Tradition gewordene Glückshafen dazu. Zugunsten der Dachauer Armenkasse (heute Bürgerspitalstiftung) wurden an die Festbesucher Lose verkauft.

Kannibalen waren Attraktion in Dachau

Über die Jahre gab es auf dem Dachauer Volksfest eine Vielzahl von Attraktionen. Bereits auf dem Ersten (1887) wurde den Dachauer Bürgern eine Sensation geboten: ein Menschenfresser.

Das überwiegend ländliche Publikum hatte zumeist zu der Zeit selbst noch nie einen Schwarzen, geschweige denn einen Kannibalen zu Gesicht bekommen. Und nun stand ein schwarzer Mann mit einem massiven Ring in der Nase vor einem und gebärdete sich wie wild. Wenn der einem keine Angst einflößte, dann musste man schon von der ganz hart gesottenen Art sein. Und gerade bei Kindern musste der "Schwarze Martin", so sein Name, regelrecht Angstzustände heraufbeschworen haben. 

Was jedoch keiner wusste: Der exotische Wilde ging in der übrigen Zeit einem ganz normalen handwerklichen Beruf nach. Charles Martin, wie er wirklich hieß, schnitt nämlich ganz in der Nähe, in München, im Stadtteil Neuhausen, Menschen die Haare. Er war Friseur.

Riesenrad

Riesenrad (Bild: Vincenzo Pascale)

Enthauptungen und Karussell waren die Attraktionen

1894 wurde eine weitere grausige Attraktion in Dachau gezeigt. In einem großen Zelt wurde unter anderem die Enthauptung einer lebenden Person mittels Guillotine zelebriert. "Wie ein junges Mädchen seiner Kleidung und seines Fleisches beraubt wurde, so dass nur mehr das Knochengerüste übrig bleibt", war 1901 auf dem Volksfest ein Highlight. Im Jahr 1920 zog "Lionella das Löwenweib – ein Wesen halb Löwe, halb Weib" die Besucher regelrecht in ihren Bann. In den darauf folgenden Jahren gab es noch eine ganze Reihe von menschlichen Abnormitäten und Attraktionen wie die "Schlangenfrau", "Apulatta, das Eisweib" und "Nelly, die 25 Zentimeter große Dame". 

Aber auch fliegende Bauten, Fahrgeschäfte, sind seit jeher auf dem Dachauer Volksfest dabei. Schon beim ersten Volksfest 1887 gab es ein "Caroussell". Die ersten Karussells wurden noch von Menschen bewegt, sprich mit Muskelkraft. Auf dem Dachauer Volksfest hat heute natürlich die Elektrizität Einzug gehalten. Karussell schieben muss heute keiner mehr. 

Heutzutage bestimmen Bierzelte, Kinder- und Kettenkarussells und Hightech-Fahrgeschäfte das Bild des Volksfestes. Ergänzt wird das Ensemble noch vom Autoskooter, dem traditionellen Glückshafen und der Schiffsschaukel. Auch für den Hunger zwischendurch gibt es diverse Buden, die unterschiedliche kulinarische Genüsse anbieten, angefangen von Bratwurst und Pommes bis hin zu Pizza und Gyros.

Blechblosn, Tracht und eine Maß Bier

Doch der Rummel ist nicht das einzig Sehenswerte. Rund um das Volksfest herum gibt es noch andere Highlights. Am Freitag vor der eigentlichen Festeröffnung spielt schon fast traditionsgemäß die über die bayerischen Grenzen hinaus bekannte Dachauer Band Blechblosn auf und lädt zur ersten öffentlichen Bierprobe ins große Bierzelt ein. Dieses erste Aufspielen und Antrinken ist schon zu einer "Institution" in Dachau geworden. 

Natürlich dürfen auf einem bayerischen Volksfest der feierliche Einzug zur Festwiesn begleitet von diversen Trachtengruppen und der anschließende Bieranstich durch den Bürgermeister nicht fehlen. Dies findet am ersten Samstag zur offiziellen Volksfesteröffnung gegen 12.00 Uhr statt. 

Alle zwei Jahre gibt es einen ungewöhnlichen Kinderumzug zu bestaunen. Wenn 600 Dachauer Kinder als Ritter oder Pirat, Prinzessin oder Schneewittchen verkleidet durch die Dachauer Gassen der Altstadt hinunter zum Dachauer Volksfestplatz ziehen, dann säumen regelmäßig Tausende von Erwachsenen die Straßen.

Dachauer Bergkriterium – ein Radrennen der besonderen Art

Auch das Radrennen, das Dachauer Bergkriterium, das jedes Jahr zur Volksfestzeit (am 15.8.) stattfindet, ist etwas Besonderes. Die einzigartige Streckenführung, der Anstieg auf dem holprigen Kopfsteinpflaster zur Altstadt hoch und die atemberaubend steile Abfahrt machen es zu einem außergewöhnlichen Rennen. Dieser Kurs verlangt sowohl vom Athleten als auch vom Material alles ab. Wann hat man schon die Möglichkeit, einmal live mitzuerleben, wie Radrennfahrer einen beschwerlichen Rundkurs von 1,4 Kilometer bestreiten und an einem vorbeiflitzen? 

Und wer beim Zuschauen Durst bekommen hat, kann sich gleich auf dem Weg zu einer Maß frisch gezapftem Bier auf dem Dachauer Volksfest machen. Prost!

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