Geheimnisvoller Wald

Geheimnisvoller Wald (Bild: Vincenzo Pascale)

Goldmünzen der Kelten gefunden

In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in der Nähe von Gaggers, gelegen im Landkreis Dachau, ein Schatz von circa 1400 keltische Goldmünzen, so genannte Regenbogenschüsselchen, gefunden. Allein sein ursprüngliches Gesamtgewicht soll an die zehn Kilogramm betragen haben. Wie es dazu kam, war lange Zeit nicht ganz klar. Doch die Recherche förderte folgende sensationelle Story zu Tage. 

Ein Hirte aus Gaggers soll zunächst einige Regenbogenschüsselchen im Wald bei Odelzhausen gefunden haben und nahm diese mit nach Hause. Da er den kleinen Schatz daheim nicht sicher wähnte, sah sich dessen Schwiegervater veranlasst, diesen dem örtlichen Pfarrer zu bringen. Pfarrer Anton Rottmanner sollte die Goldstücke für den Hirten aufbewahren. Dies geschah am 1. Juni 1751 und brachte regelrecht eine Lawine ins Rollen. Der Pfarrer war von dem Fund des Hirten so angetan, dass er sich selbst veranlasst sah nach weiteren Münzen zu suchen. Er ließ sich an die Stelle bringen und wurde selbst auch fündig. In den nächsten Tagen verstärkte er seine Bemühungen unterstützt von seinem Kaplan, dessen Knecht und dem Verlobten seiner Schwester. Bei dieser Aktion wurden bereits mehrere hundert Münzen gefunden.

Wald der verborgenen Schätze

Wald der verborgenen Schätze (Bild: Vincenzo Pascale)

Die Schatzsuche blieb nicht lange unentdeckt

Wie es halt auf dem Lande so war, blieb das Treiben des Pfarrers und seiner Helfer nicht lange unbemerkt. Das Gerücht eines Schatzes machte die Runde. Es dauerte nicht lange und es kamen von überall her Leute, die auch ein Stück am Glück teilhaben wollten. Dabei gingen die Schatzsucher sehr rigoros vor und verwüsteten die nähere Umgebung. Sie rissen Zäune nieder, beseitigten Gebüsche und Pflanzen und gruben sich weiträumig durch die Erde. Den Überlieferungen nach hatten sich an manchen Tagen bis zu mehreren hundert Personen an der Suche beteiligt. 

Inzwischen gelangten die Gerüchte über den Goldfund auch nach München. Es kursierten die fantastischsten Erzählungen. Manche Zeugen wollen sogar gehört haben, dass der Goldschatz vom Pfarrer und seinen Helfern in einer eisernen Truhe gefunden wurde, auf der der leibhafte Teufel gesessen haben soll. Der Teufel habe die Seele der Männer als Lohn für den Schatz begehrt. Um der Lage wieder Herr zu werden und die Wahrheit herauszufinden, entschloss man sich in München eine Kommission ins Dachauer Land zu entsenden. Diese Abordnung wurde von einer Scharr von Soldaten begleitet. Doch die Mission hatte auch ein weiteres Ziel, nämlich den Schatz zu sichern. Auf Aufforderung übergab der Pfarrer 582 Goldstücke der Kommission und dem Landgericht Friedberg. Sieben weitere Stücke wurden bei weiteren Personen sichergestellt. Damit war die Kommission jedoch nicht zufrieden. Ihr war von zahlreichen Mehlsäcken und Truhen voller Gold erzählt worden.

War in diesem Wald ein Goldschatz ...

War in diesem Wald ein Goldschatz vergraben (Bild: Vincenzo Pascale)

Vom Münzschatz von Gaggers sind nur zehn Münzen übrig geblieben

Um die Wahrheit herauszufinden, wurde daraufhin ein so genanntes Inquisitionsverfahren eingeleitet. Auch der Pfarrer selbst geriet unter Verdacht, Gold unterschlagen zu haben. Die Kommission führte Hausdurchsuchungen durch. Verdächtige und weitere an der Schatzsuche beteiligte Personen wurden inhaftiert und verhört. Sogar mit Prügel und Schläge versuchte man die Wahrheit aus den Leuten heraus zu bekommen. Doch all dies führte zu keinem befriedigenden Ergebnis. Es tauchten keine weiteren Münzen auf. Auch widerlegten alle Finder das Gerücht das Gold in einer Truhe gefunden zu haben. Alle sagten übereinstimmend aus, dass die Münzen frei auf der Erde im Wald gelegen hatten. Die Kommission stellte nach einiger Zeit die Untersuchungen ein. Von den 589 gefundenen Regenbogenschüsselchen existieren heute nur noch zehn Münzen. Diese befinden sich heute im Besitz der Staatlichen Münzsammlung in München. Der Rest der Münzen blieb jedoch verschollen.

(Bild: Essenia Deva / pixelio.de)

Regenbogenschüsselchen – ein Mythos vom Gold am Ende des Regenbogens

Zur Zeit des Goldschatzfundes in Gaggers wusste man noch nicht, was es mit den Regenbogenschüsselchen auf sich hatte, geschweige den von dem historischen Bezug. Die Münzen brachte man mit Magie und mit der Welt der Märchen in Verbindung. Man kannte nur den Mythos vom Gold am Ende eines Regenbogens. Nachdem die Regenbogenschüsselchen oftmals nach Regenfällen sauber gespült auf dem Acker entdeckt wurden, glaubte man, dass die Goldstücke vom Regenbogen herabgetropft seien. Da man sich die Herkunft der schüsselförmigen Goldstückchen nicht erklären konnte, entstand der Volksglaube, dass die Regenbogenschüsselchen Glücksbringer aus dem Himmel seien. Es wurde ihnen sogar heilende Kräfte bei diversen Erkrankungen zugesprochen. Doch in Wirklichkeit stammten die Regenbogenschüsselchen ganz woanders her, nämlich von den Kelten. Sie waren deren Zahlungsmittel. Diese Münzen aus Silber oder Gold waren in der Zeit ab circa 300 vor Christus im Gebiet von Bayern, Österreich und Ungarn verbreitet. Man schreibt die Herstellung den dort ansässigen Stämmen der Boier und Vendeliker zu. Zum Teil wurde diese Art von Münzen auch von den Rheingermanen gefertigt.

Die Gebrüder Grimm vom Schatzfund inspiriert

Die Geschehnisse rund um Gaggers waren zu der damaligen Zeit jedenfalls eine Sensation gewesen und hatten sich im ganzen Land herumgesprochen. Sie waren mit Sicherheit auch bis zu den Gebrüdern Grimm vorgedrungen. In Verbindung mit dem Mythos der Regenbogenschüsselchen, bot der Schatzfund eine hervorragende Grundlage für ein interessantes Märchen. Die Gebrüder Grimm griffen bekanntlich für ihre Märchensammlung gerne auf wahre Begebenheiten, mündlich überlieferte Geschichten und Volksdichtungen ihrer Zeit zurück.

 

Jedenfalls wird das Märchen "Die Sterntaler" mit dem Fund von Gaggers in Verbindung gebracht. Ob es nur eine Inspiration oder gar die Grundlage für das Märchen war, lässt sich heute nicht mehr sagen. Doch bereits der Schatzfund ist ein Märchen. Und wie heißt es so schön in "Die Sterntaler":

" … wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler …."

Autor seit 12 Jahren
10 Seiten
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