Damit der weiße Flieder wieder blüht
Ist weißer Flieder nicht etwas altmodisch? Mag sein, aber Duft und Blüte sorgen dafür, dass er in unseren Gärten einen festen Platz hat. Die robusten Pflanzen lassen sich nicht verdrängen.Weißer Flieder, besonders mit großen, gefüllten Blüten ist tatsächlich im Mai, Juni ein besonderer Blickfang im Garten. Steht er im Hintergrund einer Blumenrabatte, tritt seine Blüte voll in Erscheinung und anschließend bildet das eher unspektakuläre, aber frische Grün des Laubes eine ansprechende Kulisse für den Auftritt der davor stehenden Stauden und Blumen. Flieder ist ein anspruchsloser Strauch, der einmal eingewachsen wenig Pflege benötigt. Somit ist er besonders für alle geeignet, die für ihren Garten nicht viel Zeit haben, sich aber mehr als Thujahecken und Rasen wünschen. Wenn der Platz vorhanden ist, lohnt es sich, den Duft des Flieders in den Frühlingsgarten zu holen.
Herkunft und Standortansprüche von Flieder
Der Gemeine Flieder (Syringia vulgares) gehört mit etwa 25 weitere Arten zur Gattung Flieder (Syringia) und diese zu den Ölbaumgewächsen (Oleaceae). Ihre Heimat ist Asien und Südosteuropa. Schon früh (1565) brachte ein Österreicher den Strauch aus der Türkei an den Wiener Hof, woraufhin es nicht lange dauerte, bis sich Flieder in mitteleuropäischen Gärten ausbreitete. Ende des 19. Jahrhunderts nahm sich eine französische Baumschule des Strauches an und züchtete zahlreiche, bis heute beliebte Sorten, die als Edel-Flieder angeboten werden. In England heißen sie noch heute "french lilac" ("Französischer Flieder"). Flieder blüht überwiegend in verschiedenen Tönen von Lila, Rosa und auch in Weiß. Die Sträucher sind in Bezug auf Bodenansrüche sehr anpassungsfähig, mögen es aber, auf gut durchlässigem und humosen Grund zu wachsen. Permanente Staunässe kann jedoch dazu führen, dass selbst ein robuster Fliederstrauch aufgibt. Neben dem Boden spielt die Sonne eine Rolle. Flieder verträgt auch Schatten, allerdings bringt er hier üppiges Laub und weniger üppige Blüten. In voller Sonne dagegen werden sich unzählige Blütenrispen bilden. Ist der Strauch erst einmal kräftig eingewachsen, verträgt er Sommerhitze und Trockenperioden. Je nach Sorte die in Ihrem Garten wächst, kann Flieder Ausläufer bilden, die sich durchaus wuchernd ausbreiten. Dann müssen Sie Ihren Flieder in seine Schranken weisen.
Weißer Flieder kurz vor dem Aufblühen (Bild: Heike Nedo)
Flieder kaufen - worauf achten?
Inzwischen sind zu den französischen Züchtungen weitere gekommen, die aktuell dazu beitragen, dass Gärtner dem Strauch wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Robuste, kompakt wachsende Sorten mit raffinierten Blüten, die sogar zweifarbig wirken, sind im Handel. Neben weißem Flieder darf es also auch tief dunkles Lila sein oder zart Rosa. Viele Edel-Flieder werden als Strauch zwischen vier und je nach Sorte bis zu sechs Meter hoch. Man kann das Gehölz aber auch einstämmig als kleines Bäumchen wachsen lassen. Dann müssen Sie als Gärtner mit Ihrer Schere gerade in den ersten Jahren nach der Pflanzung den Strauch so erziehen. Wenn Ihnen der Platz fehlt, so können Sie auf den klein bleibenden Duft-Zwergflieder Syringa x mayeri "Palibin" zurückgreifen. Mit maximal 1,20 Höhe ist diese Sorte sogar für einen geräumigen Kübel geeignet. Der Mini-Flieder kann im Winter draußen stehen, er ist wie alle anderen sehr Frosthart.
Weißer Flieder in voller Blüte (Bild: Heike Nedo)
Soll es weißer Flieder sein, so bietet sich eine der ältesten weißen Sorten an, Syringa vulgares "Mme Lemoine". Es ist eine gefüllte Sorte mit intensivem Duft. In dunklem Purpurrot erblüht dagegen die russische Sorte "Krasnaya Moskva" (Schönes oder Rotes Moskau). Das kräftige Purpurrot verblasst auch in voller Sonne nicht so sehr wie andere dunkle Fliedersorten. Eine Besonderheit ist die Züchtung Syringa v. "Primrose". Es ist der einzige Flieder mit gelblicher Blüte. Sie öffnet sich gelb und verblasst später zu weiß.
Neben einer blauen Sorte, wie zum Beispiel "Nadeshda" wirkt das Gelb noch kräftiger. Wer es zweifarbig liebt, kann sich eine niederländische Züchtung aus dem Jahr 1938 pflanzen. Syringa v. "Sensation" trägt ihren Namen zu Recht. Die Blüten erscheinen zwar einfach, dafür aber kräftig purpurfarben mit einem weißen Rand.
Beim Kauf der Sträucher sollten Sie darauf achten, ob die Sorte durch Veredlung vermehrt wurde oder durch Stecklinge. Bei einer auf einfachen Flieder veredelten Sorte, müssen Sie damit rechnen, dass der Strauch reichlich Ausläufer bildet. Diese sind dann aber die der Unterlage, können also ganz anders blühen, als Ihre gekaufte Züchtung. Besser ist es daher nur Pflanzen zu kaufen, die als wurzelecht angeboten werden. Sie bilden meistens weniger Ausläufer und vor allem können Sie über diese Ihren Flieder sortenecht vermehren.
Flieder pflegen und schneiden
Ein gut eingewachsener Flieder braucht nicht viel Pflege. Zusätzliche Wassergaben sind nur bei noch kleinen Sträuchern notwendig. Etwas Dünger gibt neue Kraft für neue Blüten. Für den Rückschnitt der abgeblühten Rispen bedankt sich Flieder mit einer üppigen Blüte im nächsten Jahr. Wer dafür keine Zeit hat, oder an die Rispen im oberen Bereich des Strauches nicht mehr herankommt, lässt sie einfach stehen. Notwendig kann es sein, den Strauch nach mehreren Jahren zu verjüngen. Dann dürfen Sie ohne Scheu auch dicke Äste stark einkürzen und einige ganz am Boden herausnehmen. Ihr Flieder wird mit neuer Kraft wieder austreiben. Nur die Blüte wird für ein oder zwei Jahre ausbleiben beziehungsweise sparsamer ausfallen.
In meinem Garten wächst ein immer noch pflegebedürftiger, weißer Flieder mit kleinen, ungefüllten, beinahe unscheinbaren Blüten. Es muss eine ganz einfache Sorte sein. Wir haben sie auf dem Grundstück meiner Urgroßeltern im heute polnischen Pommern entdeckt. Der Hof, ein damals einsam am Waldrand gelegenes Objekt, ist nicht mehr vorhanden, der weiße Flieder wuchs aber noch in großen Sträuchern. Ohne Spaten, nur mit den Händen rissen wir einen der Ausläufer aus. Dieser im Brandenburgischen neu angepflanzt, viel am ersten Platz, der ihm zugedacht war, dem Rasenmäher zum Opfer, weil der winzige Ausläufer übersehen wurde. Der Rest davon trotzte dem Angriff und trieb neu aus. Kaum etwas größer geworden, musste der Flieder, durch Umzug bedingt, wieder den Standort wechseln. Hier darf er nun hoffentlich wachsen und hat es bereits auf einen Meter Höhe geschafft. Er ist optisch kein besonderer Strauch, aber durch seine Geschichte interessant. Jetzt im Mai, zeigt er seine einfachen Blüten und erinnert an unsere Familiengeschichte. Weißer Flieder ist eben doch etwas besonderes!
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Bildquelle:
Heike Nedo
(Pfirsichbaum pflanzen, schneiden und pflegen)