Dicke Mauern und Türme als Trutzburg (Bild: Heike Nedo)

Da wo heute das Castel de São Jorge steht, befand sich früher das Oppidum. Was ein Oppidum ist? Der lateinische Begriff bedeutet "befestigte Landschaft". Oppidum nannten die Römer ihre Siedlungen. Im Mittelalter wurden so Siedlungen mit Marktfunktion genannt, die einer kleinen Stadt ähnelten, aber kein Stadtrecht hatten. Die Erhebung selbst ist die höchste im Bereich Lissabons. Mit 110 Metern Höhe bietet sie den freien Blick über Umgebung bis zum Flussufer in verschiedene Richtungen.

Die Burg im Laufe der Jahrhunderte

Lissabon stand lange unter maurischer Herrschaft. Mauren errichteten hier eine Festung als Rückzugsort für ihre Eliten, Bürgermeister und Stadtverwaltung. Nachdem es dem ersten König Potugals, Dom Alfonso Henriques (1109 bis 1185) im Oktober 1147 endlich gelang, die Besetzer zu vertreiben, begann für die Burg das goldene Zeitalter. Seine Statue ist am Haupteingang nicht zu übersehen. 

Aus dem Jahr der Eroberung gibt es eine alte Sage, die bis heute erzählt wird. Demnach entdeckte der Ritter Martim Moniz an einem der drei Tore der Zitadellenmauer, dass es unbeabsichtigt offen stand. Er stemmte sich dazwischen, so dass die Mauren es nicht mehr schließen konnten. Martim Moniz opferte sein Leben und machte somit den christlichen Soldaten den Zugang zur Burg möglich. Seit dem hat das Tor dem Namen "Tor des Moniz" und die Stadt hat einen ihrer zahlreichen Plätze Martim Moniz genannt. Von diesem Platz aus ist das Castel besonders schön zu sehen.

Nach dem Sieg über die alten Herrscher wurden deren Gebäude ausgebaut. Der neue König nutze den alten Maurenpalast Alcáçova für seinen Hof. Gleichzeitig erhielten Bischof und königliches Archiv Platz in einem der Türme. Das 13. Jahrhundert war eine Zeit der Umbauten, zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert wurde hier königlich residiert und gefeiert. 

Als Manuel I. sein Schloss am Ufer des Tejo bezog, am heutigen Praça do Comércio, verlor das Castel als Residenz an Bedeutung. Militärisch blieb es wichtig. Waffenlager und Gefängnis zogen ein. Das Erdbeben 1755 besiegelte die ausschließlich militärische Nutzung endgültig. Zahlreiche zerstörte Gebäude mussten abgerissen und neu errichtet werden. Im 19. Jahrhundert sind alle Bauten militärisch genutzt. Seit 1910 ist das Castelo de S. Jorge nationales Denkmal in Portugal.

Das Castel S. Jorge wurde aufwändig restauriert (Bild: Heike Nedo - Artflakes Plakat- u. Kunstdrucke)

Die heutige Burg als fantastischer Aussichtspunkt

Für Besucher lohnt sich der Aufstieg über die schmalen Gassen der Alfama unbedingt. Lissabon kann sich vieler Aussichtspunkte rühmen, der Blick vom Castel über Stadt und Tejo dürfte zu den schönsten zählen. Die 6000 Quadratmeter große Anlage mit mehreren Türmen, Zinnenmauern und Burggraben, alten Gartenanlagen, heutigem Restaurant, Museum und Grabungsstätte ist sehenswert.

Man gelangt durch ein steinernes Tor in die Anlage, die wie eine mittelalterliche Festungsstadt wirkt. So wie sie sich heute darstellt, ist es umfangreichen Restaurierungsarbeiten zu verdanken, die zwischen 1938 bis 1940 stattfanden. Gegen Ende den 20. Jahrhunderts bestätigten archäologische Ausgrabungen die herausragende Bedeutung des Kastells. Eine ständige Ausstellung zeigt Funde von den ersten Anfängen, aus Zeiten der Gründung und Rückeroberung sowie aus späteren Epochen. 

Mehrere Türme sind über meterdicke Mauern verbunden, auf die man über drei angelehnte Treppenaufgänge gelangt. Besonders Mauerturm, Bergfriedturm und Turm des königlichen Archivs, Zisternenturm und Sankt-Lorenz-Turm seien genannt. Im Mauerturm befindet sich seit 1998 eine Dunkelkammer, die über eine camera obscura Beobachtungen der Stadt in Echtzeit in einem Blickwinkel von 360 Grad erlaubt.

Innerhalb der Burgmauern befindet sich zusätzlich das winzige mittelalterliche Viertel Santa Cruz. Im Norden der Burg liegt das alte Mauraria (Maurerviertel), wohin die Mauren vertrieben wurden, als sie die Stadt verloren.

Geöffnet ist die Burg täglich zwischen März und Oktober von 9:00 bis 21:00 Uhr und zwischen November und Februar von 9:00 bis 18:00 Uhr. Der Eintritt kostet 5,00 Euro. Sie kommen mit der Strassenbahn 12 oder 28 in die Nähe oder nutzen den Bus 37. Das Restaurant auf dem São Jorge ist etwas für gehobene Ansprüche und wird gerne für Hochzeiten genutzt. Die Preise sind entsprechend hoch. Daneben gibt es ein preiswerteres Burgcafé. 

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