Das Ende des Krypto Golden Boy: Sam Bankman-Fried verurteilt
Der erste Prozess gegen den Gründer der insolventen Kryptobörse FTX ist zu Ende. Sam Bankman-Fried wurde in allen sieben Anklagepunkten schuldig gesprochen. Jetzt droht ihm eine langjährige HaftstrafeDer Prozess
Das Jahr 2022 war rückblickend für das Kryptouniversum äußerst turbulent, vorsichtig ausgedrückt. Im Mai 2022 kollabierte die Kryptowährung Terra/Luna und gerade als man gedacht hatte, dass das schlimmste überstanden ist, ging im November 2022 die Kryptobörse FTX Pleite. Schnell war klar, dass die Bilanzen der Börse mehr als aufgehübscht worden waren und die Verbindungen zum Schwesterunternehmen Alameda Research sehr viel enger waren, als der öffentlich bekannt war. Insgesamt 10 Milliarden Dollar sollen veruntreut worden sein. Im Oktober 2023 startete der Prozess gegen den Gründer der Börse, Sam Bankman-Fried. Im Zeugenstand ehemalige Mitstreiter, darunter auch seine Ex-Freundin und Ex-CEO von Alameda Research Caroline Ellison. Im Vorfeld hatte Sam Bankman-Fried, der zu diesem Zeitpunkt noch im Hausarrest saß, mit so vielen Journalisten gesprochen, wie er nur konnte. Außerdem spielte er der New York Times private Tagebucheinträge seiner Ex-Freundin und der ehemaligen CEO von Alameda zu, vermutlich um sie in Misskredit zu bringen. Genau das Gegenteil war aber der Fall und der vorsitzende Richter schicke ihn auf direktem Weg zurück in die U-Haft.
Die Aussagen von Gary Wang und Nishad Singh
Gary Wang, der ehemalige CTO von FTX, sagte aus, dass er auf Anweisung von SBF einen Code programmiert hatte, durch den sich Alameda Research direkt an den Kundengeldern von FTX bedienen konnte. Durch die Hintertür war der Hedgefonds so in der Lage, direkt auf die Kundengelder von FTX zuzugreifen.
Er habe dem Hedgefonds eine Kreditlinie von 65 Milliarden Dollar einräumen müssen, so der ehemalige CTO. Wang sagte aus, dass soviel Geld bei FTX ausgegeben wurde, dass die Börse nicht mehr in der Lage war ihre Kunden auszuzahlen. Die Außenstände von Alameda Research beliefen sich zum Zeitpunkt der Pleite auf 8 Milliarden US-Dollar. Weiterhin sagte auch Nishad Singh aus, ein weiterer Vertrauter von Sam Bankman-Fried.
Das abgezogene Geld investierte Alameda nicht ausschließlich in Start-ups und Währungswetten. Ein Teil davon diente auch dazu, das Luxusleben auf den Bahamas zu finanzieren. Rund sieben Millionen US-Dollar sollen dafür ausgegeben worden sein.
Die Aussage von Caroline Ellison
Ihre Aussage wurde wohl am meisten und mit der größten Spannung erwartet: Caroline Ellison, die Ex-CEO von Alameda Research und Ex-Freundin von Sam Bankman-Fried. Sie belastete ihren Ex-Partner schwer. Auf die Frage, ob sie Verbrechen begangen habe, sagte sie: "Ja, das haben wir." (Quelle: Süddeutsche.de). 2018 wurde Ellison Co-CEO von Alameda Research, 2022 war sie alleinige Geschäftsführerin des Hedgefonds.
Ellison sagte aus, dass Bankman-Fried sie angewiesen habe, diese Verbrechen zu begehen. Alameda zog insgesamt 14 Milliarden US-Dollar an Kundengeldern von FTX ab. Das Geld wurde zum einen dafür genutzt, um die Schulden des Hedgefonds zu begleichen und zum anderen, um damit zu spekulieren. SBF sagte ihr außerdem, dass sie den Kreditgebern des Fonds irreführende Bilanzen vorlegen soll. Zudem soll SBF im Namen von anderen politische Spenden getätigt haben. Er sah das als einfachste Möglichkeit Einfluss zu nehmen. Bankman-Fried sah sich sogar als zukünftigen Präsidenten der USA.
Ein Teil des abgezogenen Geldes wurde auch dafür verwendet, Binance auszuzahlen. Changpeng Zhao, der ehemalige CEO von Binance, hatte 2019 in FTX investiert. Langfristig sah Bankman Fried darin eine Gefahr für sein Unternehmen, weswegen er die Anteile zurückkaufen wollte. Bezahlt haben dafür die Kunden von FTX.
Sam Bankman-Fried im Zeugenstand
Vermutlich haben ihm seine Anwälte ihm dringend davon abgeraten, denn in den USA ist es eher unüblich, dass Beschuldigte in den Zeugenstand treten. Aber SBF wollte es sich wohl nicht nehmen lassen, seine Sicht der Dinge zu schildern. Ob das eine so gute Idee war, lasse ich jetzt mal so im Raum stehen. Seine Kernaussage war im Grunde genommen, dass er im jugendlichen Überschwang komplett den Durchblick verloren hat, aber einen Betrug hätte er nie im Sinn gehabt. SBF führte an, dass er mit der operativen Leitung von FTX und Alameda Research völlig überfordert gewesen war, weswegen er Caroline Ellison und Sam Trabucco engagiert hatte. Angeblich sei er nur noch wenig in den Hedgefonds involviert gewesen. Die Aussage von Caroline Ellison sagte allerdings das völlige Gegenteil.
SBF konnte im Kreuzverhör allerdings nicht begründen, warum er unschuldig ist und wich bei konkreten Fragen aus, wie es leider nur zu oft der Fall ist. Dann litt SBF nämlich plötzlich unter Gedächtnisschwund und konnte sich an nichts erinnern. Von Reue ebenfalls keine Spur.
Nach nur fünf Stunden Beratung fiel dann das Urteil. Sam Bankman Fried wurde in allen sieben Anklagepunkten schuldig gesprochen.
Das Strafmaß wird im März 2024 verkündet. Im schlimmsten Fall könnte SBF eine Verurteilung von 110 Jahren drohen. Der Anwalt von Bankman-Fried kündigte bereits an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.
Mit dem Prozess wurde auch das Bild, das die Öffentlichkeit von Sam Bankman-Fried hatte, entzaubert. Der galt eigentlich als der sympathische Wuschelkopf, dem Geld eigentlich völlig egal und trotzdem ein Investitionsgenie war. Doch SBF ist nichts anderes als ein gewöhnlicher Betrüger, der das Geld seiner Kunden nicht nur dafür verwendete, um zu spekulieren, sondern auch Millionen an Parteien spendete und nicht zuletzt mit dem Geld auch sein Luxusleben auf den Bahamas finanzierte. Die Kunden, die ihre Gelder bei FTX angelegt hatten, haben es dort nicht angelegt, damit SBF damit zocken konnte. Er hat es aber trotzdem getan. Im Grunde genommen ist er dabei vorgegangen wie jeder andere Betrüger auch, egal ob mit Krypto oder nicht. Er nahm das Geld seiner Kunden und tat damit etwas völlig anderes, als die eigentlich wollten.
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Burak K/pexels.com
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