Das Goliad-Massaker im Wilden Westen
Obwohl das Goliad-Massaker durch den Fall von Alamo überschattet wurde, starben dort doppelt so viele texanische Rebellen.Presidio La Bahía, Goliad, Texas (Bild: Ken Lund / Flickr)
Santa Anna gewährte den Rebellen keine Gnade
Doch dieser Bericht entsprach nicht ganz der Wahrheit. Urrea hatte 18 der 24 Gefangenen nach Matamoros geschckt, wo sie zum Tode verurteilt, aber später freigelassen wurden. Johnsons Nachricht überzeugte Fannin, jeden weiteren Versuch aufzugeben, Hilfsgüter nach Alamo zu schicken, oder dringend benötigte Vorräte zu sichern, die in Matagorda warteten. Stattdessen bereitete er das Presidio La Bahia in Goliad zur Verteidgung gegen die vorrückende Armee vor. Am 19. März hatte Urrea 300 Mann der texanischen Armee in der offenen Prärie in der Nähe von La Bahia (Goliad) umzingelt. Es folgte die zweitägige Schlacht von Coleto, in der sich die Texaner am ersten Tag behaupten konnten.
Doch die Mexikaner erhielten Verstärkung und schwere Artillerie. In dieser aussichtslosen Lage stimmten Fannin und die Mehrheit der Männer am 20. März für die Kapitulation der texanischen Streitkräfte. Sie wurden nach Goliad zurückgebracht und zusammen mit anderen Rebellen in der Presidio-Kapelle in Fort Defiance eingesperrt. Fannin hatte möglicherweise gehofft oder sogar erwartet, dass seine Männer wie Kriegsgefangene behandelt und begnadigt würden, doch Santa Anna hatte kein Verlangen nach solch einer Gnade. Er ordnete die sofortige Hinrichtung der "perfiden Ausländer" an. Am 27. März wurden die Gefangenen in Gruppen eingeteilt. Während die Kranken und Verwundeten in der Kapelle blieben, wurden die anderen drei Gruppen auf verschiedenen Straßen aus der Stadt geführt.
Der mexikanische Kommandant schoss Fannin ins Gesicht.
Die Rebellen glaubten, sie sollten Holz sammeln. Als man ihnen jedoch befahl, eine halbe Meile von der Festung entfernt anzuhalten, erkannten die Texaner ihr Schicksal. Die mexikanischen Wachen eröffneten das Feuer. Wer nicht durch die Kugeln starb, wurde mit dem Bajonett abgeschlachtet. Zurück im Presidio exekutierten die Mexikaner die Verwundeten an der Kapellenwand oder erschossen sie in ihren Betten. Der verletzte Fennin starb als letzter. Seine letzten drei Wünsche waren, in die Brust geschossen zu werden, ein christliches Begräbnis zu erhalten und das man seine Uhr an seine Familie schickte. Stattdessen schoss der mexikanische Kommandant Fennin ins Gesicht, verbrannte seinen Körper mit den anderen und behielt die Uhr als Kriegsbeute.
Fast dreihundert Rebellen wurden beim Goliad-Massaker hingerichtet. Fast doppelt so viele wie bei der Belagerung von Alamo. Die Zahl der Todesopfer wäre sogar noch höher gewesen, wenn nicht eine Mexikanerin einen Oberst davon überzeugt hätte, das Leben von etwa 20 Ärzten, Pflegern und Dolmetschern zu retten.Nach dieser rücksichtslosen Behandlung der Gefangenen galt Santa Anna nicht mehr als brillanter Militärstratege, sondern als grausamer Despot. Weniger als einen Monat später, als Houston seine Männer auf die entscheidende Schlacht bei Jacinto vorbereitete, die Texas seine Unabhängigkeit sichern würde, schloss er seine leidenschaftliche Rede mit dem Schlachtruf: "Denken Sie an Alamo! Das Alamo! Das Alamo!" Und seine Männer antworteten: "Denken Sie an Alamo! Erinnert euch an Goliad!"
Bildquelle:
Bernd Teuber
(Die Besiedlung des amerikanischen Kontinents)