Einfaches Silbenschema des Haiku

Im klassischen Sinne besteht ein Haiku aus drei Zeilen. Dabei ist die Zahl der Silben in diesen vorgeschrieben. Das Schema lautet fünf, sieben, fünf, die erste und letzte Zeile enthält also jeweils fünf Silben, die mittlere Zeile sieben. Die Themen kreisen überwiegend um Dinge aus der Natur oder den Alltag. Jedes Haiku ist eine Momentaufnahme. Es gibt einen kurzen Eindruck wieder. Oft spielen jahreszeitliche Stimmungen eine Rolle, aber nicht ausschließlich. Die Themen haben sich erweitert. Gesellschaftliche Ereignisse oder ganz Persönliches finden Raum in wenigen Worten. 

Japanische Dichtkunst und das Haiku gehören zusammen. Der Dichter Matsuo Basho (1644 bis 1694) ist für seine Textjuwelen berühmt. Er brachte der kleinen Gedichtform Anerkennung. Durch ihn wird sie als ernsthafte Literatur akzeptiert, nicht nur in Japan sondern weltweit.

Einfache Form für Lyrik-Anfänger

In Deutschland weicht das Haiku manchmal vom klassischen Silbenschema ab. Wer als Anfänger die ersten Zeilen schreibt, sollte dennoch bei der traditionellen Form bleiben. Das kurze und klar definierte Schema bietet sich für Neulinge zum Experimentieren an. Freude am Schreiben und Ausprobieren sowie Erfolge stellen sich mit den Mini-Gedichten schnell ein. Gehen Sie von einem Naturereignis aus, verwenden Sie ein besonderes Gefühl oder nutzen Sie einen kurzen Gedankenblitz, so lassen sich daraus in einfacher Sprache drei Zeilen formen. Sie halten fest, was nicht in Vergessenheit geraten soll. Lesen Sie Ihr Haiku nach langer Zeit erneut und fühlen Sie, ob die damaligen Empfindungen wieder da sind. Wenn ja, haben Sie ein gelungenes Haiku geschrieben.

Die folgenden Zeilen bringen eine Frühlingsstimmung zum Ausdruck: "Weidenkätzchen blühn – Bienen werden wach, summen – Kinder summen mit." Es sind genau 17 Silben. Das Wort Frühling wird darin nicht erwähnt. Oft werden Jahreszeiten im Haiku nur angedeutet. Zeilen über flirrende Hitze drücken Sommer aus, fallende Blätter bedeuten Herbst und zauberhafte Eisblumen Winter. Ohne konkret zu benennen, was gemeint ist, machen Dinge und Ereignisse deutlich, was der Verfasser ausdrücken möchte. 

Drei Zeilen für den Augenblick

Diese einfachen Beispiele zeigen, dass gerade Kinder am Haiku Spaß haben können. Es ist ein fester Bestandteil des kreativen Schreibens, nicht altmodisch, sondern hochaktuell. Lyrik ist kein literarisches Auslaufmodell. Wie viele Menschen gerne dichten, zeigen Internetseiten mit Veröffentlichungen von Laien jeden Alters. Das Haiku ist eine Form dieser kreativen Experimentierfreude. Warum es wider so beliebt ist? Vielleicht einfach, weil es in unserer schnelllebigen Zeit den Augenblick festhält. "Steine flach und glatt – springen übers Wasser, plätschern. – Ringe formen sich." Wie oft gönnen wir uns noch solch kostbare Momente? Selten bleibt Zeit für Wasserspiele. Das Haiku lässt die vergänglichen Dinge wieder aufleben.

Autor seit 13 Jahren
152 Seiten
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