Entstehung der Hauptstadt-Region Angkor in Kambodscha

Das Anfang des 9. Jahrhunderts von Jayavarman II. gegründete alte Khmer-Reich Kambuja lag im heutigen Kambodscha und umfasste auch Gebiete von Laos, Thailand und Vietnam. Die Hauptstadt des Landes wurde nördlich des Tonle Sap Sees errichtet und gab der gesamten Region ihren Namen: Angkor. Unter Jayavarman II. wurde ein technisch hoch entwickeltes Bewässerungssystem angelegt, das Grundstein und Rückgrat einer sich entwickelnden Großmacht war.

Die Herrscher des Khmer-Reiches wurden als Gottkönige verehrt, denn sie galten als Vermittler zwischen Himmel und Erde. Aus diesem Grund ließen alle Herrscher im Laufe ihrer Regierungszeit Tempel bauen, so dass ihre Zahl ständig wuchs. Ob diese Tempel gleichzeitig ihre Begräbnisstätten wurden, ist nicht gesichert. Die Tempelanlagen besaßen teilweise gigantische Ausmaße und zeigten eine einmalige Architektur. Im Laufe der nächsten 400 Jahre weitete sich die Stadt immer mehr in die Umgebung aus und wurde zu einem urbanen Ballungszentrum.

Angkor Wat (Bild: Pixelio 110626 fritzdeluxe)

Wie kam die Region Angkor in Kambodscha zu ihrer Bedeutung?

Die tatsächliche Größe der Angkor-Region wurde erst 2006 auf Radaraufnahmen von Satelliten entdeckt. Sie enthüllten ein unglaublich großes Netz von Bewässerungskanälen, Straßen und Wasserreservoirbecken und zahlreiche bis dahin im Urwald verborgene Tempel. Weit über das Zentrum um die ältesten und größten Tempelanlagen Angkor Wat und Angkor Thom hinaus, erstreckten sich die Spuren der früheren Besiedlung. Die Ausdehnung der Gesamtanlage lag bei 900 bis 1.000 Quadratkilometern, einer Fläche größer als Berlin. Angkor war schon vorher berühmt, aber diese Entdeckung war eine Sensation.

Wissenschaftler vermuten, dass durch die großartige Bewässerungstechnik, mehrere Reis-Ernten pro Jahr möglich waren. Und der nahe gelegene See Tonle Sap trug mit seinem Fischreichtum zur Ernährung der Bevölkerung bei. Angkor war sicher nicht so dicht besiedelt, wie andere Städte zur damaligen Zeit. Aber die Vermutungen gehen davon aus, dass in dieser Region 500.000 bis 750.000 Menschen lebten und arbeiteten. Von der hohen Kunst der Khmer, Wasser für sich zu nutzen, zeugen auch die beiden riesigen Wasserreservoir-Becken Ost- und West-Baray. Sie sind etwa 7 Kilometer lang und 1,5 bis 2 Kilometer breit.

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Gründe für den Untergang des Khmer-Reiches und der Region Angkor

Angkor dehnte sich im Laufe der Jahrhunderte so weit aus, dass es durch die Abholzung der Wälder und den immer größer werdenden Wasserbedarf zu Klimaveränderungen in der Region kam. In der Zeit des Monsuns spülten starke Regenfälle Erde und Steine in die Bewässerungsgräben und führten zu Dammbrüchen. Die Reparaturen an den komplexen Anlagen und die Säuberung der Gräben wurden immer komplizierter und nahmen immer mehr Zeit in Anspruch. Dürreperioden zum Ende der Khmer-Herrschaft trugen ihren Teil dazu bei, dass die Bevölkerung Angkor nach und nach aufgab.

Das ohnehin schon instabile Ökosystem wurde durch Kriege mit den Nachbarvölkern weiter geschwächt, da die Gelder nicht mehr in die Instandhaltung des Bewässerungssystems, sondern in die Armee gesteckt wurden. Dennoch war die Eroberung des Khmer-Reiches durch die Siamesen 1431 nicht mehr aufzuhalten.

Mit dem Verlust von Angkor zerfiel nicht nur das Khmer-Reich. Angkor selbst verlor immer mehr an Bedeutung und wurde als Siedlungsstandort 1432 endgültig aufgegeben. Danach eroberte der Dschungel das frühere Ballungsgebiet zurück. Erst 1858 wurden Angkor und die in Vergessenheit geratene Hochkultur der Khmer durch einen Bericht des französischen Forschers Henri Mouhout aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt.

Entstehung, Bedeutung und Aufgabe von Angkor - Hervorragender 51-Minuten-Film zu Angkor
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