Das Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun
Alles was wir sagen, kann vier unterschiedliche Bedeutungen haben. Und auch alles, was wir hören, können wir auf vier verschiedene Arten interpretieren.Die vier Seiten einer Nachricht (Bild: Gerd Altmann / pixelio.de)
Der Erfinder des Kommunikationsquadrats - Friedemann Schulz von Thun ordnete jedem Satz vier Bedeutungen zu.
Der Psychologe Prof. Dr. Schulz von Thun hat es, wie schon andere vor ihm, richtig erkannt: Die menschliche Kommunikation steckt voller Missverständnisse. Jedoch machte Schulz von Thun sich die Mühe nach den Gründen hierfür zu suchen. Er entwickelte das Kommunikationsquadrat, welches erklärt, dass jeder Satz, den wir mit unserem Gegenüber wechseln, auf vier verschiedenen Ebenen gemeint und auf ebenso vielen unterschiedlichen Ebenen verstanden werden. Das Missverständnis entsteht dann, wenn sich die Gesprächspartner auf unterschiedlichen Ebenen bewegen.
Ein Beispiel aus dem Alltag - Das Grüne in der Suppe
Ein Paar sitzt gemeinsam am Esstisch. Die Frau hat ein neues Rezept ausprobiert und ist schon gespannt, wie es ihrem Göttergatten schmecken wird. Dieser rührt in der unbekannten Suppe und sagt schließlich: "Da ist was Grünes in der Suppe." Nach dem Kommunikationsquadrat kann allein diese Aussage auf vier verschiedene Arten gemeint sein. Und auch die Frau kann diesen Satz unabhängig von der eigentlichen Bedeutung des Mannes unterschiedlich verstehen.
Die Sachebene enthält nur Informationen - „Da ist etwas Grünes in der Suppe.“
Bewegt sich der Mann mit seiner Aussage auf der Sachebene, will er mit diesem Satz nur Daten und Fakten vermitteln. Im vorliegenden Beispiel wäre dies lediglich, dass in der Suppe etwas Grünes ist. Wenn die Frau dann wirklich nur auf der Sachebene zuhört, wird sie den Satz auch entsprechend verstehen und sich nicht angegriffen fühlen. Viel eher wird sie der Beobachtung des Mannes zustimmen oder ihm mitteilen, dass diese Zutat nicht grün ist, sondern vielleicht schwarz.
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Die Appellebene fordert zu etwas auf - „Ich will wissen, was das Grüne ist!“
Spricht der Mann auf der Appellebene mit seiner Frau, will er damit etwas erreichen. In vorliegendem Beispiel könnte dies sein, dass er genau wissen will, um was es sich bei der grünen Zutat handelt. Hört die Ehefrau dann auch mit dem Appellohr hin, wird sie dementsprechend handeln und ihm erklären, dass es sich bei der grünen Zutat zum Beispiel um Spinat handelt.
Die Beziehungsebene sagt etwas darüber aus, wie ich den anderen sehe
Möglicherweise glaubt der Mann auch, dass die Köchin einen besonderen Grund hatte, eine undefinierbare Zutat zu verwenden. Oder er unterstellt ihr einen Fehler. In beiden Fällen bewegt er sich auf der Beziehungsebene und gibt seiner Partnerin damit einen Hinweis darauf, was er von ihr als Köchin hält. Ist die Frau auf der Beziehungsebene des Kommunikationsquadrats empfänglich, wird sie den Satz auch entsprechend verstehen. Sie kann ihn als Interesse ihres Partners werten oder auch als Unterstellung, sich nicht an das Rezept gehalten zu haben.
Die Selbstkundgabe soll sagen, was wir möchten - „Ich finde das Grüne eklig.“
Vielleicht ekelt sich der Mann auch vor dem grünen Zeug in der Suppe. Dann ist der Satz als Selbstkundgabe gemeint. Der Tonfall und die Mimik tun ihr übriges, um dies zu vermitteln. Die Frau hingegen muss sich ebenfalls auf der Ebene der Selbstkundgabe befinden, um zu erkennen, dass ihr Partner ihr etwas sehr persönliches mitteilen will – nämlich das Gefühl des Ekels.
Missverständnisse sind vorprogrammiert - Meistens befinden sich die Gesprächspartner auf unterschiedlichen Ebenen
Dieses Kommunikationsquadrat scheint an sich logisch und einfach zu verstehen zu sein. Probleme entstehen allerdings dadurch, dass nie gewährleistet werden kann, dass sich beide Gesprächspartner auf derselben Ebene befinden. Zwar geben Mimik, Gestik und Tonfall einen Hinweis, aber trotzdem ist auch hier die Fehlerquote noch relativ hoch. Der Mann möchte im vorliegenden Beispiel vielleicht nur einen faktischen Sachverhalt klären, doch die Frau, welche sich auf der Beziehungsebene befindet, missinterpretiert dies als persönlichen Angriff.
Die Quote an Missverständnissen nimmt aber umso mehr ab, je besser sich die Gesprächspartner kennen. Es fällt ihnen dann um einiges leichter, Gesten, Mimik und den Tonfall richtig zu interpretieren. Dadurch wird die Zuordnung zu den verschiedenen Kommunikationsebenen erleichtert.
Quellen:
Harmonie Bleue (Bild: Laurent Pinsard)
Bildquelle:
EmbryoScope am Kinderwunschzentrum Ulm
(Schwanger werden! Interview mit dem Leiter des Kinderwunschzentrums...)