Die (Hand)schrift in der digitalen Welt - und das perfekte Schreibgerät dafür

Etwas zu schreiben, besonders mit der Hand kann etwas sehr persönliches sein und wie jeder Mensch habe ich da so meine eigenen Vorstellungen, was das perfekte Schreibgerät ist und was nicht.

Aber ich versuche mal annähernd objektiv zu bleiben und die Vor- und Nachteile der verfügbaren Schreibgeräte abzuwägen.

 

Digital vs. analog

Das Wort digital kommt bekanntlich vom lateinischen Wort für Finger und ohne die sind wir in den meisten Fällen aufgeschmissen, wenn es ums Schreiben geht. Es gibt zwar inzwischen immer bessere Sprachsoftware wie Dragon, aber die meisten werden doch lieber auf Tastatur und Stifte zurückgreifen. Für Vielschreiber lohnt es sich aber durchaus mal auzuprobieren, wie sich Diktieren auf das Schreiben auswirkt. Besonders wenn der Fokus nicht darauf liegen soll jeden Satz bis zur Perfektion zu schleifen sondern einfach nur schnell möglichst viel Informationen zu übermitteln ist man auf diese Art meist besser dran - wenn man die Technik beherrscht.

 

Übung macht den Meister

Erinnern Sie sich noch daran, wie lange Sie gebraucht haben um flüssig schreiben zu lernen? Wahrscheinlich hat es noch einmal fast genauso lange gedauert, bis Sie das 10-Finger-System für die Schreibmaschine / Tastatur beherrscht haben, wenn Sie sich überhaupt je da rangewagt haben. Auch hier gilt: Wenn man es erstmal kann ist es super, aber der Weg dahin ist lang und steinig.

Es gibt welche, die behaupten, dass das unter anderem daran liegt, dass man die ersten Schreibmaschinen nicht nach unseren Bedürfnissen gebaut hat, sondern nach den Bedüfnissen der Mechanik. Wir erinnern uns: Schreibmaschinen besitzen kleine Hämmer, die durch einen Tastendruck auf die eingespannte Seite geschlagen werden. Und wenn man zwei Tasten gleichzeitig drückt kann es schnell passieren, dass sich zwei Hämmer ineinander verhaken und von Hand gelöst werden müssen. Um das zu verhindern hat man die Tasten so gesetzt, dass häufig verwendete Tasten / Hämmer nicht in unmittelbarer Nachbarschaft liegen.

Das war super für die Mechanik, aber zum Teil sehr anstrengend für die Finger, weil z.B. der häufig vorkommende Vokal "e" oberhalb der Mittellinie liegt und der relativ schwache kleine Finger das "a" anschlagen soll. Zum Glück lässt sich heute durch die geeignete Software die Tastaturbelegung nach eigenen Wünschen ändern. Ein Vorschlag für eine 'bessere' Tastenbewegung ist das Layout nach Dvorak, das allerdings ein Nischendasein führ und nicht unumstritten ist.

 

Die richtige Hardware

Egal für welches Tastaturlayout man sich entscheidet, man kann sich selbst einen Gefallen tun, indem man die richtige Tastatur wählt. 'Richtig' ist in dem Fall das was einem am besten liegt. Wenn man mit einem Standard-Keyboard gut zurechtkommt, wunderbar, wenn man aber anfällige Sehnen, empfindliche Finger, lange Fingernägel oder einen Partner / Bürokollegen hat, den das ständige Geklacker wahnsinnig macht, dann sollte man sich nach Alternativen umsehen.

Es gibt eine breite Auswahl an ergonomischen Tastaturen, mit unterschiedlichen Vorzügen. Am besten sie direkt in einem Laden auszuprobieren, den Rest erledigt die Erfahrung. Wer es gerne ausgefallen mag, der kann auch auf eine Tastatur zurückgreifen, die direkt auf den Schreibtisch projeziert wir, oder die man aufrollen kann. Es gibt aber auch Tastaturen, deren Tasten man frei umherschieben kann oder die von innen heraus beleuchtet sind.

 

Zurück zur guten alten Handarbeit

Was macht man aber, wenn plötzlich wieder Weihnachten ist und man eine Karte von Hand schreiben möchte? Man kann ja schlecht einen Einwegkugelschreiber dafür nehmen oder?

Doch, kann man. Der Kugelschreiber hat im Laufe der Zeit einige Entwicklungsstufen durchgemacht. Anfangs eine Schreibgerät für Spezialfälle, dann ein klecksendes, auslaufendes Etwas aus der Massenproduktion, heute so normal wie Jeans oder Handys.

Kugelschreiber sind völlig o.k., wenn man richtig mit ihnen umgeht. Sie haben den Vorteil, dass sie eigentlich gar keinen Wartungsaufwand brauchen. Ein guter Kugelschreiber schreibt durch vom Kauf bis ihm die Tinte ausgeht. Und das kann sehr lange dauern. Ein guter Kugelschreiber braucht auch nur minimalen Druck, damit er anspringt, d.h. die Hand wird nicht mehr belastet als bei anderen Schreibgeräten.

Allerdings sind das die meisten nicht gewohnt, weil es mehr schlechte als gute Kugelschreiber gibt. Je mehr Druck beim Schreiben ausgeübt wird, desto größer ist die Gefahr, dass die Hand verkrampft, Sehnen überlastet werden und die Schrift leidet.

Außerdem haben auch gute Kugelschreiber zwei Nachteile z.B. im Vergleich zu guten Füllern: 1. Man kann nicht in jedem beliebigen Winkel schreiben. Da die Kugel in der Spitze des Kugelschreibers seitlich eingefasst werden muss, kann man den Kugelschreiber nicht beliebig flach halten. Meist ist das kein Problem, für manche ergibt sich daraus aber eine ungünstige Handhaltung. Mich persönlich stört allerdings mehr, dass Kugelschreiber nur eine Strichstärke produzieren können. Egal ob Quer- oder Längsstriche, runde Buchstaben oder gerade, alle haben die gleiche Strichstärke. Das ist nicht schlimm, mehr dynamik erhält eine Schrift aber durch variable Strichstärken.

Faserstifte, Tintenroller, etc. sind die Spezialisten unter den Stiften. Für nahezu jeden Bedarf gibt es ein eigenes Produkt. Ob man als Unterwasserarchäologe vor Ort Ausgrabungen aufzeichen will oder den anderen Junior-Detektiven einen Brief in unsichtbarer Schrift schreiben muss: Es gibt einen Stift, der das kann. Dementsprechend breit gefächert sind die Vor- und Nachteile, der einzelnen Schreibgeräte. Grundsätzlich gilt, dass ein Stift dann gut ist, wenn er a) wenig Druck braucht, um zu schreiben b) in der natürlichen Handhaltung schreibt und nicht in einem Winkel gehalten werden muss, der die Hand auf Dauer anstrengt und c) (optional) mehr las eine Strichart produziert. Ein Beispiel für einen etwas exotischen aber sehr interessanten Stift ist der Pinselstift. Für den Alltag ist er wenig geeignet, aber wer ein Händchen für schöne Schrift hat, wird begeistert von den unzähligen Möglichkeiten sein, die er bietet.

Bleistifte sind mit dem Makel behaftet, dass man sie einfach wegradieren kann und deshalb nur für Skizzen und Entwürfe taugen. Eine mit Bleistift geschriebene Karte hat etwas Vorläufiges, ist also nicht zu empfehlen. Außer man entscheidet sich bewusst dafür und macht den Bleistift zum Teil des eigenen Stils. Der große Vorteil von Bleistiften sind die unterschiedlichen Stärken in denen sie angeboten werden. Mit einem weichen Bleistift kann man durch unterschiedlich starken Druck Variationen in der Strichstärke und -farbe erzeugen, die so nur mit Holzfarbstiften zu erreichen sind. Der Nachteil ist allerdings, dass Bleistifte 'wartungsintensiver' sind als die meisten anderen Schreibgeräte. Man muss sie nachspitzen, aufpassen, dass man nicht zu fest aufdrückt und beim Schreiben den Stift ab und zu drehen, um nicht auf einem immer breiter werdenden Fuß zu schreiben.

Buntstifte Egal ob für Holzfarbstifte oder solche aus Plastik gilt, dass sie erwartungsgemäß in Kinderhände gehören und nur dann zum Einsatz kommen sollten, wenn es dem Anlass entspricht oder wenn die zum eigenen Stil passen. Ansonsten spricht nichts dagegen mit ihnen zu schreiben. Die Auswahl ist groß und für jeden Geschmack und Bedarf ist etwas dabei.

Federn und Füller Auch hier gibt es leider mehr 'schlechte' als 'gute'. 'Schlecht' im Sinne von Massenware. Jeder Mensch hat individuelle Hände und Füller werden so produziert, dass sie möglichst allen passen. Deshalb sind Füllerspitzen meist rund oder oval. Der Vorteil ist, dass sie gleich gut schreiben, egal wie man sie hält. Der Nachteil ist, dass sich die strichstärke dadurch nur über den Druck verändern lässt. Es gibt Kalligraphie-Füller, die abgeflacht sind und so Quer- und Längsstriche unterschiedlich dick machen, aber bei einem normalen Schulfüller ist das meist nicht möglich. Außerdem sind die Federn in der Regel so robust ausgelegt, dass sie sich nur bei großem Druck beugen.

Damit verzeihen sie auch grobe Benutzungsfehler, büßen aber auch an Möglichkeiten ein. Ein guter Füller hat eine Feder, die weich genug ist, um nachzugeben und so unterschiedliche Strichstärken zu erzeugen. Ein guter Füller hat als perfektes Schreibgerät auch eine individuell angepasste Spitze, d.h. sie liegt dann voll auf dem Papier auf, wenn die Hand die sie hält in einer entspannten Lage ist. Darüber hinaus kann sie abgeflacht, in die Länge gezogen oder angeschrägt sein, um weitere Effekte zu erzielen.

 

Der Mythos vom Füller, der nicht aus der Hand gegeben werden darf

Es gibt Leute, die niemand anderem mit ihrem Füller schreiben lassen und das will ich ihnen auch nicht nehmen. Aber wenn es sich nicht gerade um ein Exemplar mit einer Spitze aus reinem Gold handelt ist die Behauptung, dass sich ein Füller auf den Besitzer einschreibt und deshalb bei anderen Personen leidet, schlichtweg falsch.

Füllerspitzen sind heute so hart, dass man ihnen schon mit Schleifpapier zu Leibe rücken muss, um ihre Form zu verändern. Und wer seinen Füller personalisieren möchte sollte das auch tun. Am besten zuerst bei einem Billigfüller, bevor man sich an das Erbstück von Opa wagt oder noch besser bei einem Experten, der einen auch noch beraten kann, aber der Unterschied zwischen einem Füller von der Stange und einem, der auf die eigene Hand zugeschnitten wurde ist zwar nicht groß, aber wenn man ihn einmal gespürt hat, wird man ihn zu schätzen wissen.

 

Wie man eine schöne Handschrift bekommt

Gar nicht. Eine Handschrift ist zum Teil auch immer Ausdruck der Persönlichkeit und damit nie hässlich. Lassen Sie sich nichts anderes einreden, wie Sie schreiben ist völlig in Ordnung und niemand hat das Recht das Gegenteil zu behaupten.

Wenn Sie allerdings ein wenig leserlicher schreiben wollen, dann gibt es zwei Grundregeln, die immer helfen: 1. Schreiben Sie langsamer. 2. Orientieren Sie sich an Grundlinien. Beginnen Sie die Buchstaben an der Grindlinie, folgen Sie mit all Ihren Auf- und Abstrichen der Senkrechten oder diagonal zur Grundlinie stehenden Linien.

Je gleichmäßiger, desto ansprechender ist eine Schrift meistens. Wenn Ihnen das nicht schwer fällt können sie nach eigenem Gusto weitere Schnörkel und Verzierungen einbauen.

Aber wie gesagt: Das hängt allein vom persönlichen Geschmack ab.

Autor seit 13 Jahren
6 Seiten
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