So sah Leonardo wohl aus. Das Bild ...

So sah Leonardo wohl aus. Das Bild wird oft als Selbstporträt bezeichnet, das ist aber umstritten.

Seine "Mona Lisa" ist wohl das bekannteste und gleichzeitig wertvollste Gemälde der Welt – mehr als eine Milliarde Dollar soll es wert sein. Sein "Vitruvianischer Mensch" ziert die italienische 1-Euro-Münze und die Karte der Techniker-Krankenkasse. Sein Monumentalbild "Das Abendmahl" im Mailänder Kloster Santa Maria delle Grazie wurde von Goethe bewundert und inspirierte den Erfolgsfilm "Das Sakrileg". Die Deutung seines Werks "Die Heilige Anna selbdritt" durch Sigmund Freud hat die Psychoanalyse nachhaltig beeinflusst.

 

 

 

 

Diesen Mann kennen Sie sicher - es ist der "Vitruvianische Mensch", der oft für Werbezwecke benutzt wird. So findet er sich unter anderem auf dem Mitgliedsausweis der Techniker-Krankenkasse und auf der italienischen 1-Euro-Münze.

 

 

 

 

 

 Der Vater ein reicher Notar, die Mutter ein armes Bauernmädchen

 

Der Schöpfer all dieser Werke, Leonardo da Vinci, wurde am 15. April 1452, als unehelicher Sohn eines Notars aus Florenz und eines Bauernmädchens arabischer Herkunft namens Caterina geboren. Vor genau 500 Jahren, am 2. Mai 1519, starb er auf dem faranzösischen Schloss Clos Lucé, wo er seine letzten Jahre verbrachte. Er wuchs bei seinem Vater auf, erlernte die Malerei und Bildhauerei beim damals sehr einflussreichen Andrea del Verrocchio. Gerade 20, wurde er Mitglied der Malergilde St. Lukas. Schon bald machte er sich einen Namen als Maler, aber auch als Bildhauer, Kartograf und Ingenieur.

 

Der Event Manager des Herzogs von Mailand

 

Schließlich wurde Lorenzo de Medici, dessen Familie seit 1434 über die Stadt herrschte, auf Leonardo aufmerksam. Er empfahl ihn an Ludovico Sforza weiter, den Herzog von Mailand. Bei dem bewarb er sich mit einem langen Brief - erst als zehnten und letzten Punkt erwähnt er dort seine Talente als Maler und Bildhauer, die anderen neun Punkte handeln von seinen Fähigkeiten als Ingenieur, Mechaniker, Feuerwerker und Waffenkonstrukteur. Als erstes soll er für den Herzog eine sieben Meter hohe Reiterstatue aus Bronze errichten. Es blieb bei einem Tonmodell, Sforza benötigte die Bronze dringend für Kanonenkugeln: es drohte ein Krieg mit der Republik Venedig.

 

 

 

 

Einer der Entwürfe Leonardos für ein Reiterstandbild Ludovico Sforzas, des Herziogs von Mailand. Sieben Meter hoch sollte es werden, mehr als 100 Tonnen Bronze waren dafür erforderlich. Doch daraus wurde nichts - der Herzog benötigte das Metall für Kanonenkugeln.

 

 

 

 

 Mehr als 20 Jahre blieb er – mit Unterbrechungen - im Dienste Mailands. Damals zeigte sich auch erstmals sein großes Organisationstalent – als dort in den Jahren 1484 und 1485 die Pest wütete, ließ er den Müll mit Booten aus der Stadt bringen; zuvor hatte man den Abfall einfach in den Fluss gekippt. Ihm war aufgefallen, dass die Krankheit mit der mangelnden Hygiene zu tun hatte. Daneben richtete er auch Feste, Hofzeremonien und Hochzeiten für das Herrscherhaus aus; heute würde man sagen, er war der Event Manager des Herzogs.

 

Unterwegs in Italien

 

1499 marschieren die Franzosen in Mailand ein, stürzen Ludovico Sforza, Leonardo verlässt die Stadt. Sein Weg führt ihn über Venedig und Mantua ins heimatliche Florenz zurück. 1502 trat er in den Dienst Cesare Borgias, Herzog von Valentino und Heerführer des Papstes. Mit diesem bereist er in den folgenden Jahren als dessen Kriegsingenieur weite Teile Italiens. Während dieser Zeit begann er auch mit der Arbeit an der Mona Lisa. 1506 kehrt er nach Mailand zurück. 1512 werden die Franzosen aus Mailand vertrieben. Wieder verlässt er die Stadt, geht für zwei Jahre nach Rom, wohin ihn Giuliano II. de Medici, der jüngere Bruder des Papstes, eingeladen hat. Doch Papst Leo X. hält nicht viel von ihm, lässt ihn gar durch einen deutschen Helfer ausspionieren.

 

Ruhesitz in Frankreich und Tod

 

In Frankreich ist inzwischen König Franz I. auf den Thron gelangt, der Mailand zurückerobert. Franz lädt den inzwischen 63jährigen Leonardo nach Frankreich ein, überlässt ihm ein kleines Schloss im Örtchen Clos bei Amboise und stattet ihn mit einer großzügigen Pension aus. Drei seiner Gemälde (die Mona Lisa, Johannes den Täufer und die Heilige Anna selbdritt) sowie seine beiden Schüler Salai und Francesco Melzi nimmt er mit auf die Reise. Gemalt hat er schon seit seinem Rom-Aufenthalt nicht mehr, zudem ist er nach einem Schlaganfall an der rechten Hand gelähmt. Da er aber ohnehin immer mit links gemalt hat, führt er seine Aufzeichnungen weiter. 1519 fühlt er sein Ende nahe, am 23. April verfasst er sein Testament. Nur wenige Tage später, am 2. Mai 1519, kurz nach seinem 67. Geburtstag, stirbt das Universalgenie – angeblich in den Armen Franz I., so will es ein 300 Jahre später gemaltes Bild von Jean Auguste Dominique, doch das ist eine Erfindung: Der König weilte zu dieser Zeit nicht in Amboise, sondern bei der Taufe seines zweiten Sohns.

 

Das Jahrtausendgenie

 

Was ist das Besondere an diesem Mann, was fasziniert uns an ihm auch noch im 21. Jahrhundert? Es ist das unglaublich breite Wissens- und Interessenspektrum, das kaum ein Gebiet ausließ. Er interessierte sich buchstäblich für alles – für Malerei und Architektur, für Mathematik und Geologie, für Naturgeschichte und Musik, für Kartografie und Biologie, für Anatomie und Brückenbau, für den Vogelflug und den Bau von Kriegsmaschinen, für Philosophie und Astronomie. Für seine fürstlichen Gönner schrieb er Fabeln und erfand Rätsel. "Wohin sich sein Geist auch wandte, er löste das Schwierigste mit Leichtigkeit", urteilte bereits ein Zeitgenosse. Das alles unterscheidet ihn von anderen Genies, etwa Albert Einstein, der zwar ein herausragender Physiker war und auch ganz passabel Geige spielte, aber bereits mit der Quantentheorie seine Schwierigkeiten hatte.

 

Kein Wunder, dass Wissenschaftshistoriker für ihn den unglaublichen Intelligenzquotienten von 220 Punkten ermittelten – Goethe, der seine naturwissenschaftlichen Schriften höher einschätzte als seine Dichtung, kommt in der gleichen Liste auf 210 Punkte.

 

Maler oder Ingenieur? Beides!

 

Leonardo selbst sah sich denn auch nicht als Maler, sondern als Ingenieur – das geht deutlich aus seinem Schreiben an Ludovico Sforza hervor, belegt wird es auch durch seine umfangreichen Notizen und Aufzeichnungen. Mehr als 6.000 Seiten sind davon noch erhalten, verstreut über die ganze Welt; ursprünglich sollen es einmal 15.000 Seiten gewesen sein. Später im Leben benutzte er seine Zeichenkunst fast nur noch dazu, seine naturwissenschaftlichen Arbeiten und Erfindungen zu illustrieren. Auch uns faszinieren diese Aufzeichnungen mehr als seine Gemälde, nehmen sie doch viele technische Entwicklungen vorweg, oft Jahrhunderte vor ihrer Verwirklichung.

 

Viele seiner Bilder und Skulpturen blieben ohnehin unvollendet, die meisten seiner Entwürfe für Gebäude und Maschinen wurden nie realisiert. Das lag auch an seiner langsamen Arbeitsweise, an seiner Unfähigkeit, begonnene Projekte zum Abschluss zu bringen. Die Idee war ihm wichtiger als ihre Ausführung, seine unglaubliche Neugier und seine Gedanken beschäftigten sich meist längst mit anderen Dingen.

 

Auch sonst war das Genie keineswegs perfekt – so beherrschte er Latein und Griechisch, die Wissenschaftssprachen seiner Zeit, nur sehr unvollkommen, obwohl er immer wieder versuchte, die Klassiker im Original zu lesen. Auch mit der Division von Zahlen hatte er zeitlebens seine Schwierigkeiten.

 

Während seiner Zeit in Mailand malte er auch eine erste Fassung der Madonna in der Felsgrotte, die aber den Mönchen, die sie ihn Auftrag gegeben hatten, nicht gefiel – sie war ihnen zu kalt, Jesus und Johannes der Täufer waren zudem ohne Heiligenschein dargestellt. Heute befindet sich das Bild im Louvre. Erst eine zweite Fassung – die heute in der National Gallery in London hängt - wurde von den frommen Brüdern akzeptiert. Auch die "Dame mit dem Hermelin" (heute in Krakau), die eine Geliebte Ludovico Sforzas darstellen soll, entstand damals. Bei drei weiteren Gemälden ist umstritten, ob sie von Leonardo stammen – damals war es noch nicht üblich, Bilder zu signieren und zu datieren. Zudem beschäftigten die großen Meister eine Vielzahl von Schülern, die oft Gemälde nach Anweisung malten, an denen der Meister dann letzte Hand anlegte und Korrekturen vornahm.

 

 

 

 

Die "Madonna in der Felsengrotte". Von diesem Bild gibt es zwei Fassungen, die hier gezeigte aus dem Louvre und eine weitere in der Natinoal Gallery in London. Volle drei Jahre malte Leonardo, der als äußerst langsam galt, an dem Gemälde.

 

 

 

 

 

Bei Leonardo kam noch etwas hinzu: Das Genie litt offensichtlich unter einer Krankheit, die wir heute als Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder ADHS bezeichnen – nie war er mit seinen Bildern zufrieden, oft brauchte er viele Jahre, um sie zu vollenden. Er galt als unendlich langsamer Maler, als unfähig, einmal angefangenes auch abzuschließen. Papst Leo X. – der ihn nicht besonders mochte – schrieb über ihn: "Er denkt zuerst an das Ende der Arbeit, bevor er damit begonnen hat." Nur in einem Punkt galt er als flink: Im Kassieren von – oft horrenden – Vorschüssen auf seine Bilder.

 

Das Genie hinterließ nur 25 Gemälde

 

Kein Wunder, dass Leonardo in seinem ganzen Leben nur 25 Gemälde malte – davon gelten 14 als gesichert, zu zweien (noch aus der Werkstatt Verrochios), die schlagartig seinen Ruhm begründeten, hat er wesentliches beigetragen, drei seiner Werke sind verschollen und sechs weitere sind unter Experten umstritten. Die drei verschollenen Gemälde sind ebenfalls - durch Beschreibungen, Vorstudien oder erhalten gebliebene Kopien - gesichert, aber sie haben sich im Nebel der Zeit verloren. Allein fünf der gesicherten Gemälde befinden sich heute im Louvre, zwei in den Uffizien zu Florenz. Nur eines der sicher von ihm stammenden Gemälde befindet sich in Deutschland – die "Madonna mit der Nelke" in der Alten Pinakothek in München, nur ein weiteres außerhalb Europas – das "Bildnis der Ginevra de' Benci" in der National Gallery of Art in Washington.

 

Schwul, Linkshänder, Vegetarier

 

Auch sonst unterschied sich Leonardo erheblich von seinen Zeitgenossen: Er war schwul, er war Linkshänder und er war Vegetarier. Als Vegetarier muss er eine absolute Ausnahme gewesen sein – niemand wäre in jener Zeit auf die Idee gekommen, fleischlos zu leben, selbst die Mönche in den Klöstern nicht. Die verzichteten zwar manchmal – z. B. in der Fastenzeit oder freitags – auf Fleisch, aber lediglich aus religiösen Gründen und immer nur für kurze Zeit.

 

 

 

Ein Beispiel für die Spiegelschrift Leonardos aus dem Codex über den Vogelflug. Als Linkshänder war es für ihn recht einfach, so zu schreiben. Sie diente ihm auch als eine Art Geheimschrift, da die Entzifferung für Außenstehende äußerst mühsam ist.

 

 

 

 

 

Linkshänder wurden damals fast ausnahmslos umerzogen – Leonardo offensichtlich nicht. Seine Linkshändigkeit ist auch der Grund dafür, dass er seine Aufzeichnungen in Spiegelschrift anfertigte und von rechts nach links schrieb. Dadurch ist es äußerst mühsam, sie zu entziffern. Einige Forscher vermuten deshalb, er habe die Spiegelschrift auch als Schutz für seine Ideen benutzt – ein Patentrecht gab es noch nicht, zudem standen viele seiner Ansichten im Widerspruch zur damals allmächtigen katholischen Kirche. Heute hilft uns diese Eigenschaft dabei, wenn geklärt werden muss, ob eine Zeichnung von Leonardo selbst oder einem seiner Schüler stammt: Ein Rechtshänder schraffiert nämlich Zeichnungen von rechts oben nach links unten, beim Linkshänder ist es umgekehrt.

 

Eine anonyme Anzeige wegen "Sodomie"

 

Dass Leonardo sehr wahrscheinlich schwul war, zeigen Akten aus dem Jahr 1476. Am 9. April 1476 wurden er und drei seiner Freunde, darunter Leonardo Tornabuoni, Angehöriger einer angesehenen Aristokratenfamilie, anonym beschuldigt, zusammen mit dem siebzehnjährigen Jacopo d'Andrea Saltarelli an "ekelhaften Handlungen" teilgenommen zu haben, um ihre "Sündhaftigkeit ... zu befriedigen". Saltarelli diente damals vielen Malern als Modell und galt als Strichjunge. Die Anschuldigung war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, galt Homosexualität – damals "Sodomie" genannt – doch als todeswürdiges Verbrechen. Schlimmer noch: Saltarelli war den Behörden bereits einschlägig bekannt, weil im gleichen Jahr bereits ein anderer Mann wegen homosexueller Handlungen mit ihm verurteilt worden war.

 

Trotz der schweren Vorwürfe - Leonardo und seine Freunde wurden sogar kurzzeitig inhaftiert – wurde das Verfahren eingestellt, freilich nur unter der Bedingung, dass keine weiteren Beschuldigungen auftauchen würden. Ob dabei die Familien der Beschuldigten, die zu den einflussreichsten der Stadt gehörten, eine Rolle spielten, ist bis heute unklar. Möglich ist aber auch, dass die rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben waren. Denn anonyme Beschuldigungen waren gerade wegen der schweren Strafe nicht erlaubt, allerdings durfte der Name des Denunzianten geheimgehalten werden.

 

Doch am 7. Juni 1476 tauchten erneute Beschuldigungen gegen Leonardo, seine Freunde und Saltarelli auf - auch diese wurden jedoch fallen gelassen. Einige Forscher vermuten, dass dies dem liberalen Klima in Florenz zu verdanken war: Verurteilungen waren selten, zudem war Homosexualität in Florenz recht verbreitet und deshalb in Grenzen toleriert.

 

Salai, der "kleine Teufel" und Liebhaber Leonardos

 

Noch deutlicher zeigt sich Leonardos Homosexualität aber an dem Verhältnis zu einem seiner Schüler, Gian Giacomo de Caprotti, genannt Salai (dieser Spitzname bedeutet etwa: Teufelsbrut). Salai war bereits 1490 mit zehn Jahren in Leonardos Atelier gekommen. Anmutig und sehr schön soll er gewesen sein, besonders sein "gekräuseltes lockiges Haar" hatte es dem Maler angetan. Doch Salai beklaute die anderen Schüler und sogar Leonardo selbst, er log, er brach immer wieder Streit vom Zaun, wie der Maler notierte, heute würde man ihn vermutlich einen Kleinkriminellen nennen. In seiner Abwesenheit spielte er sich gar zum Chef auf – und dennoch konnte Leonardo nicht von ihm lassen, er durfte in dessen Atelier bleiben. 24 Paar Schuhe soll ihm der Maler in einem einzigen Jahr gekauft haben, dazu Unmengen von teurer Kleidung. Und noch etwas ist bemerkenswert: Zeitweilig pflegten beide ihre Kleider untereinander auszutauschen, so dass sie nicht mehr wussten, was wem gehörte. Rund fünfundzwanzig Jahre lang lebte Salai mit seinem Gönner zusammen, erst in Frankreich und kurz vor Leonardos Tod trennten sich ihre Wege.

 

 

 

Gian Giacomo de Caprotti, genannt Salai (Teufelsbrut), der Geliebte von Leonardo

 

 

 

 

 

Das besondere Verhältnis zu Salai zeigt sich auch in Leonardos Testament: "Für die vielen treuen und wertvollen Dienste" vermachte er ihm neben einem halben Weinberg auch die Mona Lisa, die bereits damals – laut Salais eigenem Testament – einen Wert von 505 Lire hatte (etwa 300.000 Euro nach heutigem Geld). Salai verkaufte sie noch vor seinem Tode – er starb bereits 1424 durch einen Büchsenschuss, vermutlich nach einem Duell - für 4000 Goldflorin an Franz I.

 

Obszöne Zeichnungen im Codex Atlanticus

 

Ein weiterer Beleg für das besondere Verhältnis zwischen Leonardo und Salai ist auf der Rückseite der Blätter 132 und 133 des Codex Atlanticus zu finden, einer Sammlung von 1.119 Blättern mit Zeichnungen, Skizzen und Notizen von Leonardo. Dort sind zwei erigierte Penisse auf Beinen und mit einem Schwanz abgebildet, die auf einen Anus zusteuern, der mit "Salaj" bezeichnet ist, sowie ein gelockter Jüngling. Soviel ist klar: Die Zeichnung stammt nicht von Leonardo selbst, sondern vermutlich von eifersüchtigen Schülern seines Ateliers, die sich über die Bevorzugung von Salai ärgerten.

 

 

Die Rückseite der Blätter 132 und 133 des Codex Atlanticus mit einer Anspielung auf die Homosexualität Salais und damit auch Leonardos. Der Codex befindet sich in der Biblioteca Ambrosiana in Mailand.

 

 

Wie auch immer – fest steht jedenfalls, das Leonardo nie verheiratet war und zu Frauen kein persönliches Verhältnis fand. Der Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, kam ebenfalls zu dem Schluss, dass er homosexuell war, wenn auch nur latent, und deshalb seine Veranlagung nicht auslebte. Andere Autoren halten in dagegen für aktiv homosexuell. In den Tausenden Seiten seiner Aufzeichnungen findet man keine Briefe, Gedichte oder Hinweise romantischer Natur. Deutlich wird dort jedoch, dass er sich hauptsächlich mit Männern beschäftigte – auch in der Realität. So soll er ein Verhältnis mit einem Mann namens Fioravante di Domenico und ein weiteres mit einem jungen Falkner, Bernardo di Simone, gehabt haben. Durch das Strafverfahren von 1476 sei er aber extrem vorsichtig geworden. Das Thema Sexualität wird jedenfalls in den Aufzeichnungen kaum je berührt – in seinen Notizen findet sich jedoch der Satz "Der Zeugungsakt und alles, was damit in Verbindung steht, ist so abscheulich, dass die Menschen bald aussterben würden, wäre es nicht eine althergebrachte Sitte und gäbe es nicht noch hübsche Gesichter und sinnliche Veranlagungen."

 

 

 

Den Zeugungsakt fand Leonardo "abscheulich". Dennoch war seine wissenschaftliche Neugier so groß, dass er auch ihn in einer - anatomisch nicht ganz korrekten - Zeichnung verewigte.

 

 

 

 

 

 

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