David Servan Schreiber: Das Anti Krebs Buch (Rezension)
Das mutmachende Buch des Psychiaters David Servan Schreiber, der selbst an einem Hirntumor erkrankte und 19 Jahre lang ohne Rückfall überlebte.Ein persönliches Schicksal
David Servan Schreiber war 31 Jahre alt, als bei ihm ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert wurde. Als Psychiater und aufstrebender junger Wissenschaftler hatte er sich für ein Experiment in ein MRI-Gerät gelegt. Der Befund war reiner Zufall, doch er brachte das Leben des jungen Mannes ins Wanken. "Wer entkommt der Statistik?", fragt der Autor in einem der ersten Kapitel. Statistisch gesehen waren die Chancen auf ein langes Überleben schlecht. Doch es gibt immer Menschen, die sehr viel länger leben als die Statistik uns weismachen möchte. Welche Menschen sind das? Was machen sie anders?
David Servan Schreiber machte sich auf die Suche nach einer Antwort. Er suchte nach Maßnahmen, mit denen er zusätzlich zu seiner schulmedizinischen Behandlung den Krebs bekämpfen könnte. Er durchsuchte die wissenschaftlichen Datenbanken nach kaum bekannter Literatur, er sprach mit Experten auf dem Gebiet der Komplementärmedizin, unternahm eine Reise in den Tibet, um mehr über tibetische Medizin zu lernen und sprach mit anderen Krebspatienten über ihre Erfahrungen. Er trug ein erstaunliches Wissen zusammen, setzte manches um und andere Dinge wohl weniger oder erst später. Er nimmt den Leser mit auf einen Weg der Hoffnungen und Ängste, der wohl auch ein Weg der persönlichen Entwicklung und Reifung ist. Am Ende steht die "Heilung". Zum Zeitpunkt, als David Servan Schreiber das Buch schrieb, lebte er bereits sieben Jahre ohne Krebs.
Heute wissen wir, dass der Krebs wieder kam. Der Autor ist im Jahr 2011 daran gestorben. Doch zwischen der ersten Diagnose und der endgültigen Wiederkehr der Krankheit lagen neunzehn Jahre, von denen die meisten wohl gute und schöpferische Jahre waren. Es waren auch Jahre, in denen der Autor Ehemann und Vater sein konnte. Neunzehn Jahre können eine Welt bedeuten.
Tomaten gegen Krebs?
Warum ist so wenig über die Rolle der Ernährung bei Krebs allgemein bekannt? David Servan Schreiber widmet der Ernährung ein ganzes Kapitel, berichtet von Kurkuma gegen Brustkrebs, Tomaten gegen Prostatakrebs und Gemüsecocktails, die bei Mäusen Tumoren zum Schrumpfen bringen. Dabei bezieht er sich durchwegs, ganz Wissenschaftler, auf Studien. Die Crux: Die Studien wurden zumeist unter Laborbedingungen durchgeführt, im Reagenzglas oder bei Mäusen. Somit sind Lebensmittel weit entfernt davon, offiziell als "Krebsmedikamente" zugelassen zu werden, und unter uns gesagt, wird sich wohl auch kein Sponsor für die dazu nötigen teuren Studien finden: Welche Industrie könnte denn mit Tomaten das Geld wieder hereinbringen?
Doch umgekehrt: Was kann ein Krebspatient mit einer entsprechenden Ernährungsumstellung verlieren? Die Antwort ist: Viel! Viele der gegen Krebs empfohlenen Diäten sind so einseitig, dass sie dem Körper lebenswichtige Stoffe vorenthalten und ihn zusätzlich schwächen, zudem stecken oft recht kuriose Vorstellungen dahinter. Insofern sollte sich jeder, der eine Diät gegen Krebs machen will, kritisch überlegen, was er da überhaupt tut. David Servan Schreiber hat sehr viel darüber nachgedacht und auch seine eigene Ernährung entsprechend umgestellt: Für ihn ein wichtiger Baustein.
Angst (Bild: Geralt/pixabay)
Die Anti-Krebs-Psyche
Gibt es eine Krebspersönlichkeit? Wie wirkt Hoffnung auf den Krebs und wie Angst? David Servan Schreiber widmet der Psyche mehrere Kapitel. Sie ist für ihn ein Schlüssel, wie der Körper mit dem Krebs umgehen und fertig werden kann. Vor allem hält er es für wichtig "die Wunden der Vergangenheit" zu heilen: Belastende Erlebnisse aus der Vergangenheit können nach dieser These noch lange krank machen, wenn sie nicht bewältigt werden. Ein weiterer Schlüssel zum gesund werden ist nach der Idee von David Servan Schreiber die Meditation. Zudem widmet der Autor ein ganzes Kapitel dem Umgang mit der Angst, die wohl alle Krebspatienten und ihre Angehörigen begleitet und die man ja nicht einfach ausknipsen kann.
Hoffnung von A wie Angst über B wie Bewegung bis Z wie Zitrusfrüchte
David Servan Schreiber hat ein beachtliches Wissen über Methoden zusammengetragen, die das Fortschreiten von Krebs hemmen. Er hat Vieles davon selbst mit großem Erfolg ausprobiert. Er ist in dem Buch sowohl Forscher und Wissenschaftler als auch Betroffener und Patient. Das Buch ist sowohl Nachschlagwerk als auch Erlebnisbericht.
"Was kann ich selbst tun? Was kann ich neben meiner medizinischen Therapie sonst noch tun?", fragen sich wohl fast alle Leute, die von Krebs betroffen sind und oft bleibt die Antwort aus. In anderen Fällen werden aufwändige und teure Therapien empfohlen, die Leute verlieren Haus und Hof oder sie können sich die Behandlung nicht leisten und leiden ihr Leben lang unter dem Gefühl, die sichere Rettung verpasst zu haben. David Servan Schreibers Empfehlungen kosten teils nichts, teils sehr wenig, teils sind die Kosten überschaubar. Manche der Empfehlungen können sofort und selbständig umgesetzt werden.
Die Empfehlungen beruhen auf wissenschaftlichen Studien oder Erfahrungsberichten von anderen Ärzten, Patienten und nicht zuletzt auf der Erfahrung des Autors selber. Es handelt sich um ein unaufgeregtes Buch ohne Guru-Attitüden und doch ist es ein Buch, das Hoffnung macht, ohne das Blaue vom Himmel zu versprechen. Ich kann das Buch Menschen, die selbst oder durch Angehörige von Krebs betroffen sind, ohne Umschweife empfehlen.
Bildquelle:
Anna Langova/PublicDomainPictures.net
(Woher kommt Krebs?)
Karin Scherbart
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