Die Mutation des Informationszeitalters

 

Längst beteiligen sich viele Wähler gar nicht mehr an den für sie sinnlosen Veranstaltungen. In den USA ist es fast die Hälfte. Verständlich, wenn man nur zwischen Pest und Cholera wählen kann. Vor allem aber, wenn diejenigen, die man gewählt hat, nach der Wahl von dissoziativer Amnesie befallen werden. Zumindest was ihre Wahlversprechen betrifft. Aber es ist wohl zu kurz gesprungen, die Politiker allein für den jämmerlichen Zustand unserer Demokratien verantwortlich zu machen.

Vielmehr ist es ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren: Da ist zum einen die Schwierigkeit, sich verlässlich zu informieren. Weil sich das Informationszeitalter immer mehr zum Desinformationszeitalter entwickelt. Weil damit eine intellektuelle Überforderung vieler einhergeht, Informationen zu ordnen und gegeneinander abzuwägen. Zum anderen aber die sich immer weiter verbreitende Unfähigkeit, zeitweise auch der Unwille, zwischen Information, Propaganda und Werbung zu unterscheiden.

Da hilft es auch nicht, die Zeitung abzubestellen und nur noch auf Facebook, Twitter und Instagram unterwegs zu sein. Oder sich eine Netflixserie nach der anderen reinzuziehen. Keiner hat mehr den Überblick. Wie sollte er auch. Niemand schaut mehr durch, ausser den allmächtigen Logarythmen der Datenkraken. Vielleicht haben wir demnächst eine Datokratie.

Wie wäre es mit einem Wahlführerschein?

Was könnte helfen? Unser Erziehungs- und Schulsystem setzt falsche Prioritäten. Wo findet die nachhaltige Vermittlung von primären Werten wie Freiheit, Toleranz und Menschenrechten statt? Erst wer dazu eine klare Position gewonnen hat, kann Entscheidungen treffen. Oder wählen.

Unter diesem Aspekt hätte ich nicht das Geringste gegen einen Wahlführerschein einzuwenden, über den die Fähigkeit nachgewiesen wird, zu beurteilen, wen und was man da wählt. Zum anderen ist der Berufspolitiker zwar zweckmässig in einer immer komplexer werdenden Welt, aber er entfernt sich zwangsläufig immer weiter von den alltäglichen Problemen der Menschen, die er vertreten soll.

Niemand sollte länger als eine Legislaturperiode im Parlament sitzen. Nur so kann das demos-Element wieder gestärkt werden. Für das kratein sind im Tagessgeschäft ohnehin die Beamten da. Die Politiker sollen diese Beamten kontrollieren und nicht selbst die Macht ausüben. Und bescheiden nach 4 Jahren wieder ins Glied zurücktreten in dem Bewusstsein, der Gemeinschaft nach bestem Wissen und Gewissen gedient zu haben. Und nicht herumheulen wie Herr Gabriel: "ich will aber Aussenminister bleiben!"

Es gibt kein Patentrezept, aber wenn wir uns nicht zu energischen Schritten aufraffen, geht die Demokratie endgültig vor die Hunde.

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