Dieser Umstand ist für eine freiheitliche Demokratie grundsätzlich erst einmal positiv. Doch wer bewacht eigentlich die Wächter? Medienvertreter, die elitär und abgehoben wirken oder suggerieren, Andersdenkende litten an mangelnder Intelligenz, sind nicht weniger eine Gefahr für die freiheitliche Demokratie als Extremisten jeglicher Couleur.

Stellt sich dann noch heraus, dass Medien eben nicht immer ausgewogen und wahrheitsgemäß berichten, dann birgt das Schlagwort von der Lügenpresse eine existenzielle Bedrohung für das journalistische Handwerk in sich. Wer braucht schließlich Medienvertreter, die genau das tun, was sie an Populisten kritisieren?

Doch genug der Medienschelte. Seriöse Medien sind schließlich eine nützliche und lebensnotwendige Einrichtung freiheitlicher Gesellschaftsordnungen. Wird ihre Sprache jedoch (bewusst oder unabsichtlich) manipuliert, dann verändern Extremisten, Ideologen und Verschwörungstheoretiker unser Denken. Es folgt eine kleine und mit Sicherheit unvollständige Auswahl:

Euphemismen: Das erfolgreiche Geschäft mit der Beschönigung

Gerade im ideologischen Bereich sind Euphemismen ein beliebtes Mittel zur Verschleierung. Sachverhalte, die für vernünftig denkende Menschen einfach nur abstoßend sind, sollen auf diese Weise salonfähig gemacht werden – und es funktioniert tatsächlich. So ist es, teilweise selbst in konservativen Medien, guter Brauch, Gewalttäter, potenzielle Mörder und notorische Brandstifter aus dem linken Milieu als Aktivisten zu bezeichnen. Das klingt irgendwie nach gesellschaftskritischem Engagement und soll vergessen machen, dass diese Leute fremdes Eigentum verwüsten und tödliche Gewalt gegen Polizisten einsetzen. Während der Vorwurf des Rechtsextremismus schnell und unpräzise auftaucht, wenn man Gender-Gaga und ökologische Verblendung ablehnt, sind linke Gewalttäter eben nur Aktivisten.

Nicht ganz so erfolgreich wie im Fall der so genannten Aktivisten war ein Euphemismus-Versuch des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Dieser Mann versprach seinen Wählern, die Arbeitslosenzahlen zu halbieren. Mit Hilfe eines Tricks übertraf er dieses Ziel sogar noch. Denn tatsächlich gab es bald überhaupt keine Arbeitslosen mehr! Diese wurden schlichtweg in Kunden umbenannt. Eine nachhaltige Wirkung erzielte dieser Euphemismus allerdings nicht…

Erfolgreicher sind da hingegen die Euphemismen mancher Medienvertreter, wenn es um Verbrechen der DDR geht. Wo sich so etwas absolut nicht ignorieren oder verharmlosen lässt, wird einfach die passive Form angewandt: Selbstschussanlagen wurden installiert, im Todesstreifen befanden sich Tretminen und es kam zu Folterungen. Die ehrlichere Formulierung würde lauten: Linke Politiker haben solche Dinge befohlen und durchgeführt.

Was man übertreibt, das bleibt

Im Jahr 2005 gebrauchte ein NPD-Politiker öffentlich den Begriff Bombenholocaust und bezog sich dabei auf die Bombardierung Dresdens im Februar 1945. Die Empörung war erwartungsgemäß groß. Doch der Populist dürfte seinen Fauxpas gut kalkuliert haben. Denn für manche Zeitgenossen ist es ein Ärgernis, dass die Opferzahlen dieser Bombennacht seit Jahrzehnten immer weiter abgesenkt werden. Spötter meinen bereits, man werde wohl künftig einen sprunghaften Bevölkerungszuwachs für diese schreckliche Nacht vermelden … Deshalb dürfte sich wohl so mancher insgeheim durch die Rede vom Bombenholocaust bestätigt gefühlt haben. Folgerichtig hat sich dieses Wort trotz seiner offensichtlichen und provokativen Falschheit in den Köpfen "patriotischer" Bürger eingenistet.

 Ganz ähnlich verhält es sich mit dem in schöner Regelmäßigkeit verwendeten Schlagwort vom Flüchtlingsstrom. Kaum jemand widerspricht, wenn dieser Begriff schon beinahe nebenbei in Berichten zur Flüchtlingsproblematik fällt. Dass längst nicht jeder Asylbewerber ein Flüchtling ist, sei nur am Rande erwähnt. Den letzten echten Flüchtlingsstrom gab es hierzulande ungefähr Mitte der 1940er Jahre infolge des Zweiten Weltkrieges. Wer diese Zeit miterlebt hat, weiß vermutlich, welche mentalen und existenziellen Auswirkungen ein echter Flüchtlingsstrom hat. Dennoch bleibt der Begriff in der Regel unwidersprochen.

Die Schaffung von Klischees: Falsches wird durch Wiederholung richtig

Ebenso falsch, aber kaum hinterfragt, ist der Kampfbegriff von der Homophobie. Diese beeindruckend dumme Wortschöpfung wird immer dann angewandt, wenn jemand keine Lust auf Homosexualität hat. Wieso es sich dabei um Angst vor dem Menschen, so die wörtliche Übersetzung, handeln soll, bleibt offen. Selbst dann, wenn man den Wortteil Homo tatsächlich von Homosexualität ableitet, bleibt die Frage, wieso Nichtinteresse oder Ablehnung mit Angst gleichgesetzt wird.

Hier wurde durch inflationären Gebrauch eine grundverkehrte Wortschöpfung zum Klischee gemacht. Weitere unwidersprochene und kaum noch hinterfragte Begriffe sind zum Beispiel der Faschist, der Sexualstraftäter, der Raser, der Umweltverschmutzer oder der Einbrecher. In all diesen Fällen verwenden ansonsten überkorrekte Medien oder genderbemühte Grün*innen ganz selbstverständlich die männliche Form. Beim Konsumenten (natürlich auch bei der Konsumentin) verfestigt sich dadurch der Eindruck, dass Faschisten, Sexualstraftäter, Raser, Umweltverschmutzer und Einbrecher grundsätzlich männlich sind.

Eine der erfolgreichsten Falschdarstellungen der letzten Jahre betrifft übrigens Angela Merkel. Mit größter Selbstverständlichkeit wird (auch in seriösen Medien) die Formulierung gebraucht, sie habe 2015 die Grenzen geöffnet. Diese Behauptung blieb so oft unwidersprochen, dass sie sich in das öffentliche Gedächtnis anscheinend als Tatsache eingenistet hat. Wahr ist: Angela Merkel konnte die Grenzen gar nicht öffnen, denn diese sind bereits seit 1993 bzw. seit 2004 offen…

Donky, am 05.03.2019


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