Niemand weiß es genau, doch 20 hübsche Frauen scheint gerade das nicht zu interessieren, denn sie buhlen bei der peinlichen Fleischbeschau um die Gunst eines reichen Schönlings, den Bachelor

Neue Verpackung, alter Inhalt - Frauen, Geld und Zickenkrieg

Vor acht Jahren begab sich RTL auf die Suche nach einem neuen Reality-Format, mit dem Quote gemacht werden sollte. Vielleicht auch nur um übrigen Sendeplatz zu füllen. Doch "der Bachelor" war geboren – und auch bald wieder verschwunden. Nun haben die verantwortlichen Programmmacher, nachdem (keiner kann es glauben) offenbar die dämlichen Ideen humorvoller Redakteure auszugehen drohten, wieder einmal in ihrer Kiste voller alter Schätze gekramt.

Und siehe da, eine echte Perle der Fernsehunterhaltung glänzte unter einer zentimeterdicken Staubschicht und Entwürfen von völlig neuartigen Quizsendungen hervor, wartend endlich im LED-Licht wieder neu zu erstrahlen. Bei eingehender Betrachtung stellten die Fernsehleute dann fest, dass diese Perle aus nahezu unbekannten und ungewöhnlichen Substanzen besteht und das Zeug hat, die Fernsehunterhaltung zu revolutionieren: Geld und Luxus, Glitzer und Glamour, willige Frauen und ein Ziel, wohlgeformte Busen und nackte Haut, Freundschaft und Zickenkrieg. Ach so, Sie kennen diese Bestandteile bereits von anderen Perlen der Fernsehunterhaltung? Macht nichts, dann gibt man dieser Perle halt eine andere Farbe und schon wird sie etwas ganz Besonderes. Und jeder will sie sehen. Fast jeder.

Der etwas andere Bachelor - Game Over – Jungesellenabschied
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Der Bachelor und seine Frauen - Leben in der Steinzeitvilla

Im Mittelpunkt des Konzeptes der Reality-Show steht ein vermögender, dem Versandhaus-Unterhosenmodel-Klischee nach, perfekt aussehender junger Mann, "der Bachelor" oder ganz unmodern zu Deutsch, der Junggeselle. Für den (männlichen) Zuschauer stehen allerdings eher die rund 20 Konkurrentinnen im Fokus, die offenbar sehr sorgfältig vom Sender ausgewählt wurden. Das Alter liegt zwischen 20 und 35 und die Auswahlkriterien lassen sich vom geneigten Zuschauer nur erahnen, universitäre Nachweise dürften jedoch höchstwahrscheinlich eher nicht zu den primären Kriterien gehören. Viel wichtiger scheint es zu sein, dass, neben diversen körperlichen Vorzügen der einzige Lebensinhalt der Schönheiten darin liegt, einen vermögenden, im aktuellen Falle den 30-jähringen Paul, seines Zeichens "Image-Berater", für sich zu gewinnen.

In einem harten Auswahlverfahren steht dann am Ende fest, welches der Mädels mit dem smarten Bachelor künftig in die Kiste darf.

Nun scheint diese Art der Liierung sicherlich nicht ganz dem heutigen Frauenbild zu entsprechen und lässt einen eher an die Steinzeit oder zumindest weit zurückliegende Zeiten denken. Wer sind also die potentiellen Bettgenossinnen des Bachelors und was treibt sie an, sich vor der Kamera einem voyeuristischen Publikum all die harten Prüfungen zu unterziehen, die der Bachelor ihnen auferlegt, um die Frau auszuerwählen, die seiner Männlichkeit würdig ist? Schon beim ersten Auftreten, d.h. beim Vorfahren in großer Limousine, scheint man auf alte Bekannte zu treffen.

Junge Damen, stets ein wenig überdreht, immer völlig-total-mega aufgeregt und gespannt und irgendwie mit einem auffallenden Hang zur Hysterie. In der Bagger-Reihe 2012 finden sich Berufe wie beispielsweise Architektin, Eventmanagerin, Krankenschwester und – wie könnte es anders sein – Model. Wie in der Champagner-Werbung bewegen sich die Hübschen in und um die gemietete Luxusvilla mit Pool, teurer Schmuck glitzert in die Wohnstuben der Zuschauer und Autofanatiker können sich an teuren Karossen ergötzen. Und ganz genauso werden die Folgen auch zelebriert. Hier ein Bussi, dort ein Gläschen Champagner und alle Damen geben sich zumindest vordergründig mit Stil und Niveau. Stellt sich nur die Frage, weshalb hat eine junge, attraktive Frau mit Stil und Niveau, die weiß wie man sich kleidet und geschmackvoll schminkt keine andere Möglichkeit als einen öffentlichen Wettstreit, um einen Bachelor abzukriegen? War es denn in der Schule nicht schon schlimm genug von einer einzigen Nebenbuhlerin heimlich erfahren zu haben? Doch vermutlich ist es beim Bachelor genauso, wie bei den Anlageberatern, die einem mit einer absolut sicheren Methode zu schnellem Reichtum verhelfen wollen. Könnten sie dies tatsächlich, müssten sie selbst doch eigentlich gar nicht mehr arbeiten …

Ach richtig, es geht bei der Fleischbeschau ja auch noch um einen Herren, dem Bachelor. Wer oder was ist dieser Bachelor, der es sich erlauben kann, vor laufender Kamera Puppen (im wahrsten Sinne des Wortes) die tanzen zu lassen?

Der Bachelor. Reich, adrett, bestimmend, männlich

Die Verkörperung eines Männer-Klischees par excellence

Von ihm träumen die Frauen, ihn beneiden die Männer. Der Bachelor verkörpert das, was scheinbar allen (?) Männern vorschwebt. Man(n) taucht auf und alle Frauen beginnen hysterisch zu kreischen und sich in Position zu bringen. Rings um einen herum Girls, die "total aufgeregt" sind und für die man "genau mein Typ!" ist. Und er hat das Zeug zum Herrschen.

Die Dämlichkeiten dürfen nach ihrer Ankunft erst einmal ein Stück zurücklegen um mit Schickimicki-Küsschen vom selbstverliebt  lächelnden Bachelor begrüßt zu werden. Bereits nach der ersten "Sichtung" ist es völlig klar, dass alle den Bachelor total super finden. Ja, er ist blond und trägt die Haare lässig gestylt ungestylt wirkend. Ja, er hat eine Figur, wovon auch heimlich viele Männer träumen. Ja, auch auf dem Motorrad, wirkt er so, wie in jenen Hollywoodfilmchen der 80er Jahre, denen er fast entsprungen zu sein scheint. Und ja, alles deutet darauf hin, dass er einen Job hat, der nicht nur für Menschen mit einer Affinität zur Scheinwelt toll klingt, sondern der richtig Geld zu bringen scheint, zumindest lassen die Anzüge und Unternehmungen darauf schließen. Die Frage weshalb für den Bachelor dann extra eine Villa gemietet wurde, sei elegant unter den Tisch gekehrt. Zu schön ist der Traum, bitte nicht aufwecken! Doch eine Frage sei dem kritischen Beobachter dennoch erlaubt: Macht sich jemand der sich so Perfekt darstellt, genau dadurch nicht zur Karikatur, ja zur Witzfigur seiner selbst?

"Der Bachelor" oder "Peinlich soll's den andern sein"

Fremdschämen gehört heute zur Fernsehunterhaltung einfach dazu

Wieso, weshalb, warum? So klang es einst in einem Lied einer Kindersendung. Während in dieser viele Spannende Fragen beantwortet wurden, muss sich jeder die www-Fragen beim Bachelor beantworten. Wieso, finden attraktive junge Frauen im "richtigen" Leben keinen Mann und müssen sich wie auf dem Pferdemarkt begutachten und bewerten lassen?

Weshalb nehmen es ebendiese Frauen auf sich, dämlich in der Ecke herumzustehen weil, der Hahn im durch welches Fernseh-Format? Wieso schauen rund vier Millionen Zuschauer den Bachelor und seinen Pferdemarkt an? Weshalb scheint keine der Frauen sich Gedanken darüber zu machen, dass sie vermutlich wieder nach der Bachelor-Show ihren alten Beruf ausüben müssen und wie sie dann auf Kunden oder Arbeitskollegen oder auch den Chef wirken? Warum ist den Mädels es nicht klar, dass sie sich einer Situation öffentlich aussetzen, die einem Bewerbungsgespräch gleichkommt, nur wesentlich persönlicher ist, da es ja nicht um fachliche Fähigkeiten geht, sondern (neben dem Aussehen …) um die Persönlichkeit, um das Innerste der Bewerberinnen, denn Traummann Paul will "seine" Frauen schließlich "richtig gut kennen lernen".

So viele Fragen und keine Antworten. Bleibt uns also nichts anderes übrig, als abzuschalten oder einfach weiterhin fremdschämen.

 

Ausnahmen bestätigen die Regel - Eine der wenigen guten Dokusoaps: Rach, der Restauranttester
Christian Rach - Rach, der Restauranttester Staffel 1+2 [...
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