Der Berliner Maler Gisbert Pupp
Er hat vor mehr als 50 Jahren bei Professor Gerhard Fietz in Berlin und bei Johnny Friedländer in Paris studiert. Bis zuletzt arbeitete er in kindlicher Freude am Dasein. Im Juli 2015 ist er gestorbenZwischen Spontaneität und Steuerung
Gisbert Pupp wollte auf seinen Bildern "das Unsichtbare sichtbar machen". Gefühlsmäßiges Experimentieren brachte ihm unerwartete Funde. Er richtete den Blick in die sichtbare Welt und zugleich nach innen – auf die unsichtbare. Er lauschte auf Empfindungen und Erkenntnisse. Was aber nicht heißt, dass er sich einzig der Spontaneität hingab . Malen hieß für ihn zugleich Steuerung, hieß auch System. Gisbert Pupp war... und malte sinnlich. Schon frühe Bilder kreisten um das Mysterium Weib. Das hat ihn nie losgelassen. Ob es, wie in den 1960er Jahren, Strichmädchen mit prallen Brüsten waren in Bildern, die an prähistorische Höhlenmalerei erinnerten oder später wohl gerundete Frauen, denen er die Brüste "wie Äpfel" reifen ließ – stets waren es im Zeichen des Symbols der Fruchtbarkeit Darstellungen ausgelassener Lustbarkeit. Ohne dass er dabei den Humor, das Lachen, die Selbstironie vergessen hätte: "Sprungbrett" hat er ein Bild genannt, in dem er sich selbst mit lechzender Zunge zeigt, von der eine nackte Frau den Salto ins Wasser wagt.
Bei Johnny Friedländer in Paris
Der 1939 geborene Gisbert Pupp hat eine höchst gründliche Ausbildung absolviert. Malerei hat er von 1958 bis 1963 studiert bei Professor Gerhard Fietz an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Danach, 1964, war er für ein Jahr als Stipendiat des DAAD in Paris zum Studium der Radierung bei Johnny Friedländer. Anschließend lebte er wieder in Berlin als Meisterschüler bei Professor Fietz, um sich anschließend für zwei Jahre in New York als Stipendiat des International Airlift Memorial Fund (Berlin), der Fulbright Commision und der Columbia University weiter zu bilden und zu vervollkommnen.
Das zweite Talent war die Musik
Als er mit dem Abenteuer Malerei vor 50 Jahren an der Gießener Liebigschule begann, hatte er zunächst geschwankt. Denn da gab es ein zweites, in ihm schlummerndes Talent. Das war die Musik, das war die Violine. Er hat sich für die Malerei entschieden. Aber beides schwang weiter mit. Er hat es einmal so ausgedrückt: "Formen können ebenso einen Rhythmus haben wie Musik. Farben können auch klingen. Nicht umsonst sagt man ‚Klangfarbe' oder ‚Farbklänge'".