Was ist ein Erdkeller?

Ein Erdkeller ist im Grunde ein frei stehender Lagerraum, dessen Hauptteil unterhalb des Bodenniveaus liegt, beziehungsweise von Erde bedeckt ist, und der, anders als der übliche Keller, keine Verbindung zu beheizten Gebäuden hat. Erdkeller sind keine schwedische Erfindung. Anhand von archäologischen Untersuchungen ist bekannt, dass Menschen schon vor Urzeiten Nahrungsmittel in Höhlen lagLagerung Gemüse frischerten. Die ältesten gefundenen Erdkeller stammen aus dem Mittelalter. Das wiedererwachte Interesse der Schweden an Erdkellern hängt mit den geografischen Besonderheiten außerhalb der großen Städte zusammen: Der nächste Supermarkt ist weit entfernt. Mal eben noch einen Liter Milch holen ist nicht ökonomisch und im Winter lebensgefährlich. Also werden gleich große Mengen eingekauft und müssen gelagert werden. Zudem haben die langen Winter eine Eichhörnchenmentalität befördert. In den Sommermonaten werden Vorräte für den Winter angelegt: Beeren und Pilze werden gesammelt, und viele Schweden haben einen eigenen Gemüsegarten.

Was macht den Erdkeller so interessant?

Der Erdkeller ist eine große Speisekammer mit hervorragenden Eigenschaften: Das Lagermilieu ist kalt, aber frostfrei. Zudem herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit bei niedriger Luftzirkulation. Auch ein Kühlschrank ist kalt, aber durch die ständige Lüftung vertrocknet und schrumpelt Gemüse schnell oder vergammelt in Plastik verpackt.

Ohne Strom hält ein gut gebautErkeller alter Erdkeller im Inneren die Temperatur sommers wie winters bei drei bis acht Grad Celsius. Durch das feucht-kühle Klima kommt der Reifeprozess bei frischem Obst und Gemüse nahezu zum Stillstand, und ein Austrocknen durch Verdunstung findet nicht statt. Kartoffeln, Wurzelgemüse, Kohlarten und viele Obstsorten bleiben lange frisch und appetitlich. Auch selbst gemachte Marmelade, Saft, Wein, Blumenknollen und anderes mehr lassen sich in einem Erdkeller bestens lagern. (Abbildung zeigt einen sehr alten Erdkeller, teilweise verfallen)

Ein Erdkeller bietet viel Platz für Vorratshaltung und funktioniert unabhängig vom Strom. Einmal gebaut kann so ein Keller über Generationen genutzt werden. Familien können Sonderangebote nutzen oder gleich größere, kostengünstige Gebinde an Lebensmitteln kaufen.

Aus eigener Erfahrung mit einem circa 90 Jahre alten Erdkeller: Die Vorjahreskartoffeln aus dem Erdkeller hatten an Ostern immer noch eine Qualität, die Frühkartoffeln im Supermarkt zum Teil nicht aufwiesen! Interessant ist ein Erdkeller allemal: für Familien, Weinliebhaber, Selbstversorger und Hobbygärtner.

Eine Alternative für Bauherren

Die Frage nach einem Keller stellt sich auch Bauherren und Baufrauen. Wird eine teure Unterkellerung tatsächlich benötigt? Viele bevorzugen einen Hauswirtschaftsraum anstelle einer "Waschküche" im Keller, die Haustechnik ist heute weniger voluminös und der Partykeller nicht mehr angesagt. Ansonsten bietet der Hauskeller jede Menge Platz für Dinge, die kein Mensch mehr braucht. Für die Lagerung bestimmter Lebensmitteln ist er zu warm, zu trocken oder nicht dunkel genug. Für das Wohnhaus selbst stellt eine Unterkellerung häufig einen baulichen Schwachpunkt dar, denn Feuchtigkeit und Schimmel greifen die Bausubstanz an. Ein separater, deutlich kostengünstiger gebauter und hervorragend nutzbarer Erdkeller könnte also eine gute Alternative sein.

Sicherlich, ein mit Erde abgedeckter Erdkeller braucht Platz, aber er kann ein Grundstück optisch interessanter machen, wenn er auch als Gestaltungselement betrachtet wird. Ein schön gemauerter Eingangsbereich und eine gefällige Bepflanzung mit Kräutern oder Gräsern und der Erdkeller wird zum Blickfang.

Bau eines Erdkellers

Zunächst ist es wichtig, sich Gedanken über den richtigen Standort eines Erdkellers zu machen. Der Eingang sollte immer im Norden oder Osten sein. Dies schützt den Keller im Sommer vor zu großer Hitze. Überhaupt ist es vorteilhaft, wenn der Keller in einem schattigen Bereich des Grundstücks gebaut wird. Falls Ihr Grundstück eine Hanglage hat, sollten sie dies unbedingt für den Erdkeller nutzen. Ist das Grundwasserniveau sehr niedrig, kann ein Erdkeller auch komplett unterirdisch gebaut werden.

Grundsätzliches: In jedem Fall wird zunächst die oberste Erdschicht abgetragen und eine Sauberkeitsschicht aus Kies unterschiedlicher Körnung eingebracht. In diesem Zusammenhang sollten Sie auch eine umlaufende Drainage, die Zuluft und eventuell einen Regenwasserablauf vor der späteren Eingangstür gleich mit einplanen. Vergessen Sie auch nicht eine Horizontalsperre (Teerpappe) zwischen Fundament und Wand, damit Sie später keine Tropfsteinhöhle haben.

Außenwände und Decke eines Erdkellers müssen vor Feuchtigkeit geschützt werden. Hierzu eignet sich ein Anstrich mit Bitumen. Das Dach kann zusätzlich mit verschweißten Bahnen aus Teerpappe geschützt werdenErdkeller Skizze.

Wenn der trockenere Vorraum zum Lagern von Zwiebeln oder Überwintern von Kübelpflanzen genutzt werden soll, sollte er nicht zu klein geplant werden. Häufig wird eine Raumtiefe von gerade einmal einen Meter gebaut. Dies ist erfahrungsgemäß zu wenig. Ist der Vorraum zu klein, ist es umständlich, beispielsweise mit einer Kiste Äpfel in den Kellerraum zu gelangen, ohne diese draußen abzustellen und - was vermieden werden sollte – beide Türen gleichzeitig zu öffnen.

Bedenkenswert ist auch ein Giebel über dem Eingang, damit eine dicke Erdschicht auch ganz bis nach vorn aufgetragen werden kann.

Die edelste Bauvariante des Erdkellers ist ein Natursteinkeller. Firmen bieten Erdkeller bereits als (teil-)fertiges Element aus Fiberglas oder Polyester-Kunststoff an. Diese Materialien zum Bau von Erdkellern sind umstritten, auch weil sich die Frage stellt, ob sie genug Tragkraft für die erforderliche Erdabdeckung haben. Unter Umständen benötigen diese Fertigelemente außerdem eine dickere Erdschicht, um eine gute Isolierung zu erreichen.

Eine bewährte und günstige Lösung ist ein aus Beton gegossener oder mit Betonsteinen aufgemauerter Erdkeller. Neben genügend Armierungsstahl ist es wichtig, eine besonders stabile Schalung zu bauen, denn sie muss mehrere Tonnen Gewicht bis zum Abtrocknen halten. Dies gilt besonders für die Schalung der Decke. Nicht vergessen: nach dem Schütten mehrmals täglich wässern, damit der Beton nicht "verbrennt".

Dämmung und Belüftung sind wichtig für einen gut funktionierenden Erdkeller. Dazu müssen Außenwände und Dach -  zum Beispiel mit Bitumen - gegen Eindringen von Nässe abgedichtet werden. Die Außentür sollte isoliert werden, z.B. mit Filz. Die Luftzirkulation im Erdkeller darf nur gering sein. Daher ist bei der Zuluft eine regelbare Lüftungsklappe vorzusehen. Die Zuluft sollte im Bodenbereich am Eingang zum Hauptraum einströmen. Der Auslass für die Abluft hingegen ist weit oben gegenüber der Eingangstür vorzusehen.

Die folgende Skizze zeigt ein Belüftungssystem für einen Erdkeller.    Der oberirdische Einlass fürErdkeller Belüftung Zuluft und der Auslass für die Abluft müssen gegen eindringendes Wasser, neugierige Kleintiere und Insekten geschützt werden. Eine Überdachung und ein feinmaschiges Netz oder Drahtgeflecht halten das Lüftungssystem sauber.

Falls Sie auf elektrisches Licht nicht verzichten möchten, sollten Sie auch ein Leerrohr für eine Stromleitung planen.

Der Boden des Vorraums sollte betoniert werden. Dadurch wird dieser Raum trockener und eignet sich zum Beispiel für Zwiebeln, auch Blumenzwiebeln, Marmeladen, Kübelpflanzen, Gartenschlauch und anderes mehr.

Der Boden des Hauptkellers darf keinesfalls vollständig versiegelt werden! Zum Funktionieren des Erdkellers muss Erdfeuchtigkeit aufsteigen können. Empfehlenswert ist es entlang der Wände einen Streifen zu betonieren, um dort beispielsweise Regale stabil aufstellen zu können. Der übrige Boden sollte diffusionsoffen sein. In Schweden wird Makadam empfohlen, was nichts anderes ist als Kies unterschiedlicher Körnung, der geschichtet und verdichtet wird. Grober Kies/Schotter kommt dabei gErdkeller Drainageanz nach unten zu liegen. Darüber folgen Schichten mit immer feiner werdender Körnung.

Rund um die Außenwände sollte eine Drainage gelegt werden.

Die nebenstehende Skizze sieht ein Drainagerohr in einem Bett aus Sand und Kies vor.

Der isolierende Erdmantel muss den Erdkeller mindestens 60 bis 70 Zentimeter dick umschließen.

Der Erdkeller ist fertig! Glückwunsch!

Ist der Erdkeller fertig, geht es an die Einrichtung. Hierbei sollte tunlichst auf druckimprägnierte Hölzer verzichtet werden. Viel besser, weil verrottungsresistenter, ist unbehandeltes Lärchen-, Douglasien- oder Eichenholz. Auch Kunststoffregale eignen sich. In einer gut schließenden Kunststoffbox lassen sich auch Dosen lagern (hierin lassen sich auch frostfrei zu lagernde Farben, Lacke und andere Bauhilfsstoffe überwintern).

Beim Betreten des Erdkellers sollte immer berücksichtigt werden, dass ein Öffnen der Türen Einfluss auf das Klima im Keller hat. Die Türen sollten so wenig wie möglich geöffnet werden. Im Vorraum sollte ein Tisch oder eine Ablage vorhanden sein, auf dem oder der eine schwere Kiste abgestellt werden kann. Es ist dann bequemer, erst die Außentür zu schließen, bevor die Tür zum eigentlichen Keller geöffnet wird.

Informationen darüber, welche Lebensmittel wie am Besten gelagert werden finden sich zuhauf. Immer wieder liest man auch, dass Äpfel und Kartoffeln nicht gemeinsam gelagert werden sollen. Dies ist richtig, da Äpfel und auch anderes Obst Äthylen, ein Phytohormon, verströmen, das den Reifeprozess begünstigt. Die niedrigen Temperaturen im Erdkeller steuern dem entgegen, dennoch ist es sinnvoll, Früchte im hinteren Teil des Kellers nahe der Abluft zu lagern. Kartoffeln, Kohl und Wurzelgemüse werden dann im vorderen Teil des Kellerraumes aufbewahrt.

Auch über die Bepflanzung des Erdhügels sollte man sich Gedanken machen. Möglichst pflegeleicht sollte sie sein und nur flachwurzelnde Pflanzen kommen infrage. Den Liebhabern von Steingärten fällt hierzu sicher viel ein. Eine fertige Saatgutmischung zur Dachbegrünung mit vielen Gräsern, Kräutern und Magerwiesenpflanzen ist sicher eine gute Wahl. Danach können Sie auch abwarten, welche Pflanzengesellschaft sich im Laufe der Zeit herausbildet.

Bei aller Freude über den neuen Luxuskeller: Es kann Wochen dauern, bis sich ein stabiles Temperatur-/Feuchtigkeitsverhältnis eingestellt hat. Die Wände sind zunächst noch sehr feucht, der isolierende Erdmantel hat sich noch nicht gesetzt. Etwas Geduld ist gefragt, bis dieser besondere Keller richtig gut funktioniert. Aber dann möchten Sie ihn garantiert nicht mehr missen!

em, am 04.01.2013
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