Der Habicht - Vogel des Jahres 2015: Warum ein Jäger zum Gejagten wurde
Der Habicht: Wie er lebt, wie er jagt und was ihn besonders macht - der Vogel des Jahres 2015 im PorträtDer Habicht - Vogel des Jahres 2015
Zoologe und Ornithologe Oskar Heinroth soll den Vogel des Jahres 2015 folgendermaßen beschrieben haben: Den Habicht, so Heinroth, erkenne man daran, dass man ihn nicht sieht.
Tatsächlich ist der Habicht ein sehr heimlich lebender Vogel, über den viele Menschen noch immer kaum etwas wissen.
Google verrät, welche Fragen zum Thema Habicht besonders häufig gestellt werden:
Habicht (Weibchen) (Bild: Mark Hamblin)
Wer ist größer - Habicht oder Bussard?
Das Habichtweibchen ist etwa so groß wie ein Mäusebussard, das Habichtmännchen ist jedoch deutlich kleiner.
Wo leben Habichte?
Habichte bevorzugen als Lebensraum offene Kulturlandschaften mit Wald, immer häufiger passen sie sich jedoch auch an das Leben in der Stadt an.
Wo nisten Habichte?
Habichte bauen ihren Horst bevorzugt auf alten Bäumen in dichten Wäldern. Sie sind heimattreu und kehren immer wieder zum alten Nest zurück. Dieses verteidigen sie auch mit viel Einsatz und Vehemenz. Es wird behauptet, dass dieses ausgeprägte Territorialverhalten noch aus einer Zeit stammt, in dem die Greifvögel auf Bäume kletternde Bären abwehren mussten. Heute werden den jungen Habichten eher Feinde wie Uhu, Marder oder Rabe gefährlich.
Während sich das Weibchen um das Brutgeschäft kümmert, wird es vom Männchen regelmäßig mit Beute versorgt. Auch hier sind die Vögel vorsichtig, die Beute wird nicht direkt am Horst, sondern immer am sogenannten Übergabeplatz zum wartenden Weibchen gebracht.
Habichte bleiben ihr Leben lang mit demselben Partner zusammen, gehen aber außerhalb der Brut- und Aufzuchtzeit getrennte Wege.
Habicht am Nest (Bild: Michael S. Quinton)
Wie jagt der Habicht?
Der Habicht lauert im Ansitz auf seine Beute, bricht überraschend aus der Deckung hervor und jagt das Beutetier im schnellen Verfolgungsflug. Zur Not folgt der Greifvogel seiner Beute sogar zu Fuß durch dichte Vegetation.
Der Habicht bevorzugt offene Baumverstecke und ist nicht nur auf freier Flur, sondern auch im Wald ein sehr schneller und wendiger Flieger.
Wie tötet der Habicht?
Der Habicht ist als Greifvogel ein Grifftöter und tötet seine Beute mit messerscharfen Krallen.
Die Verletzungsgefahr durch diese Krallen ist groß, weshalb der Habicht sich angeblich auch bei Territorialkämpfen mit Artgenossen eher vorsichtig verhalten soll.
Habicht im Flug (Bild: Markus Varesvuo)
Was frisst der Habicht?
Der Habicht ist nicht wählerisch, was die Auswahl seiner Beute betrifft: Er ernährt sich von Mäusen, kleinen oder mittelgroßen Säugetieren (z.B. Eichhörnchen oder Hasen), Vögeln wie u.a. Amsel, Taube, Krähe oder Gans. Der Habicht räumt die Nester und Gelege kleinerer Vögel aus, schlägt jedoch auch andere Greifvögel wie Bussard, Falke, Sperber oder Milan.
Sogar mit größeren Beutetieren wie Fuchs oder Waschbär soll es der Habicht in seltenen Fällen aufnehmen.
Gerne lauern Habichte auch in der Nähe von Gewässern und machen dort Jagd auf Wasservögel.
Da der Habicht sich seine Beute bei Gelegenheit in der Nähe menschlicher Siedlungen sucht, hat er sich vor allem bei Hühnehaltern und Brieftaubenzüchtern unbeliebt gemacht. Seit langer Zeit haftet ihm der schlechte Ruf des "bösen" Hühnerhabichts an: Ein räuberischer Vogel sei er, schädlich und dreist.
Doch es gibt auch jene, die den Habicht ganz anders sehen: Weil er ein so ausgezeichneter Jäger ist, hat man ihn schon vor Jahrhunderten für die Beizjagd ausgebildet. Falkner haben vom Habicht eine hohe Meinung, beschreiben ihn als einen königlichen Vogel, ausgesprochen tapfer und von ganz besonderem Jagdeifer.
Das verrät übrigens auch sein lateinischer Name Accipiter gentilis: "Der Zupackende" (Accipiter) von "edler Gesinnung" (gentilis).
Habicht auf Hand des Falkners (Bild: Mark Hamblin)
Wie heißt der Habicht auf Englisch?
Die englische Bezeichnung für den Habicht ist Northern goshawk. Auch diese Bezeichnung hat mit der Falknerei zu tun. Goshawk bedeutet eigentlich "goose hawk", das Wort "goose" bezieht sich auf Wildgänse und größere Wasservögel.
Tatsächlich wurde der Habicht traditionell jedoch eher bei der Jagd auf Hasen, Fasane, Rebhühner oder kleinere Wasservögel eingesetzt.
Wie alt kann ein Habicht werden?
In freier Wildbahn kann ein Habicht bis zu 20 Jahre alt werden, in Gefangenschaft sogar ein Alter von bis zu 30 Jahren erreichen.
Was macht der Habicht im Winter?
Auch im Winter bleibt der Habicht der Heimat treu und hält sich im Umkreis seines Brutgebiets auf.
Im Spätwinter ist Balzzeit für den Habicht, eine der seltenen Gelegenheiten, den scheuen Greifvogel bei seinen spektakulären Balzflügen einmal in Aktion zu erleben.
Wer Glück hat, kann vielleicht sogar das Balzfüttern am Übergabeplatz beobachten: Das Männchen überbringt seiner Angebeteten ein Beutetier als Geschenk, um ihr damit zu beweisen, dass er der Versorgung einer Familie auch wirklich gewachsen ist.
Habicht mit Beute (Fasan) (Bild: Mark Hamblin)
Warum ist der Habicht bedroht?
Der Habicht ist der am meisten verfolgte deutsche Greifvogel. Da er bei Gelegenheit auch Haushühner oder Brieftauben erbeutet, hat er sich sowohl bei Hühnerhaltern als auch bei Taubenzüchtern einen schlechten Ruf eingehandelt.
Jäger sehen den Habicht als Konkurrenten bei der Jagd auf Niederwild. Der Habicht wird außerdem zu Unrecht für den Rückgang von Feldhase und Rebhuhn verantwortlich gemacht.
Naturschutzverbände haben den Habicht zum Vogel des Jahres 2015 gewählt: Es soll damit jedoch nicht nur auf die Bedrohung des Habichts hingewiesen werden, sondern auch auf die Problematik der illegalen Greifvogelverfolgung, die ebenso andere deutsche Greife wie z.B. den Mäusebussard betrifft.
Die meisten Greifvögel werden Opfer von Vergiftungen, werden in Fallen gefangen oder abgeschossen.
Immer mehr Fälle illegaler Greifvogelverfolgung werden bekannt, so berichtet der NABU. Das liegt jedoch auch daran, dass immer mehr Fälle tatsächlich gemeldet werden. Die Problematik rückt stärker in die Öffentlichkeit und die Bevölkerung wird aufmerksamer. Auch die Zusammenarbeit zwischen Naturschützern und Polizei hat sich in den letzten Jahren verbessert.
Die Polizei ist übrigens in aktuellen Fällen illegaler Greifvogelverfolgung auch immer der erste Ansprechpartner.
Alternativ kann der NABU über eine ganzjährige Hotline erreicht werden, Fälle illegaler Greifvogelverfolgung können auf der NABU-Website auch über ein Online-Formular gemeldet werden.
Sämtliche Greifvögel stehen in Deutschland unter ganzjährigem Schutz.
(Bild: menita / Pixabay)
... und was hat es eigentlich mit dem Habichtskraut auf sich?
Das Orangerote Habichtskraut ist ein Gewächs aus der Familie der Korbblütler. Man findet es vor allem an Straßenböschungen, Bahndämmen oder auf mageren Wiesen. Seinen Namen verdankt es einer Legende: Angeblich soll es früher auf Felsen gewachsen sein, die nur dem Habicht zugänglich waren.
Und noch eine interessante Anekdote hat sich im Volksglauben überliefert: Schwindet dem Habicht die Sehkraft, dann bestreicht er sich mit dem Pflanzensaft des Habichtskrauts die Augen, um wieder besser sehen zu können.
Bildquelle:
Claudia Steininger
(Welttierschutztag am 4. Oktober)