Die Kulturgeschichte des Hundes

In Deutschland gibt es rund fünf Millionen Halter mit rund sieben Millionen Hunden aller Rassen (siehe Seitenleiste) und deren Mischformen. Der verstorbene Filmschauspieler Heinz Rühmann sagte einmal "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos."

Der ebenfalls verstorbene Humorist Vicco von Bülow alias Loriot präzisierte diese Aussage später für den Mops und schrieb einen Sketch über den "wilden Waldmops". Er beschrieb ihn mit den Worten "Der Mops genießt heute einen zweifelhaften Ruf als ringelschwänziges Schoßtier. Das war nicht immer so" und hinterlegte den Sketch "zum Beweis" mit Bildern von Möpsen mit einem kleinen Geweih.

Vom wilden Wolf zum Lagerwolf

Mit der Eiszeit war friedlich grasendes Großwild abgewandert. Andere, neue Beutetiere sind kleiner und schneller. Das erforderte für den Wolf ein anderes Vorgehen beim Erjagen von Beute und gab der auch nicht immer erfolgreichen Rudelbildung und gemeinsamen Jagd Vorschub.

So entstand eine erste Kooperation zwischen Wolf und Mensch, denn der Mensch folgte den instinktsicheren Tieren mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn, um selbst Beute machen zu können. Mit der Zeit schwand auf beiden Seiten das Misstrauen, und der Mensch ließ es zu, dass sich die Wölfe in der Nähe ihrer Siedlungen niederließen und dort nach Abfällen und Essensresten suchten. Aus anfänglichem Misstrauen entstand eine enge Bindung, und die Evolution hatte den Lagerwolf geschaffen. (Foto © ZDF und Jürgen Staiger).

Vom Lagerwolf zum Hund

Nach Generationen der Gewöhnung an den Menschen wurde der Lagerwolf immer zutraulicher und lebt im losen Verbund mit der Gemeinschaft. Ganz in die menschliche Gemeinschaft wurde der Lagerwolf spätestens dann integriert, als aus Jägern und Sammlern Bauern und Viehzüchter wurden. Er übernahm Aufgaben als Wach- und Hütehund und stellte seine hohe soziale Anpassungsfähigkeit unter Beweis.

Schon seit der Hochkultur der Ägypter mit dem schakalähnlichen Anubis als oberstem Richter und Hüter ihres Totenreichs begann quasi eine Glorifizierung des Hundes. Der griechische Philosoph Xenophon schrieb die erste wissenschaftliche Abhandlung über Erziehung, Fährtenarbeit und Verhalten der Hunde. Die Römer züchteten unterschiedliche Jagdhund-Rassen, führten aus dem Ausland Luxushündchen ein und schickten Kampfhunde in die Arenen. Zeitweise, aber nur kurz und vorübergehend liess die Wertschätzung nach, als die Kirche mit der Christianisierung Hunde als Begleiter von Hexen und Dämonen brandmarkte. Danach wurde der Hund schnell zum Symbol menschlicher Tugenden wie Treue, Wachsamkeit und Mut: Kein kostbares Herscherbildnis ohne den geliebten Hund. Schon damals war die Rasse Sinnbild für die eigene gesellschaftliche Stellung oder die Position, die der Porträtierte einzunehmen hoffte..

Der Hund eroberte aber vor allem das Herz des Menschen und ist sein bester Freund, sein Kind- oder Partnerersatz. Er versteht auch ohne Worte, er liebt bedingungslos. Die Moderne verhilft ihm inzwischen zur größten Wertschätzung in der Jahrtausende alten Geschichte zwischen Mensch und Hund. Der Hund baut von sich aus eine enge soziale Bindung zum Menschen auf. Für ihn ist es äußerst wichtig, dem Menschen nahe zu sein. Der Hund fühlt sich erst so richtig wohl, wenn er möglichst oft visuellen oder sozialen Kontakt mit dem Besitzer hat.

Die enge Bindung zwischen Mensch und Hund

Dr. Ádám Miklosi ist Leiter des Lehrstuhls für Ethologie an der Budapester Universität. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht seit einigen Jahren die Erforschung der Mensch-Hund- Beziehung. Deutschlands bekanntester Hundetrainer, Martin Rütter, steht ständig in intensivem Kontakt mit Miklósi.

Miklósi begründet die enge Mensch-Hund-Beziehung in entscheidenden Veränderungen beim Verhalten der Hunde während der Domestizierung, weil in ihnen das genetische Potenzial zu einem sozialen Verhalten steckte. Hunde betrachten nach seiner Auffassung den Menschen als wichtigen sozialen Partner. Das mache den Hund zu einem besonderen Begleiter und grenze ihn von anderen Tieren ab.

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Hundeerziehung und enge Bindung

In einer optimalen Bindung versteht der Hund, dass der Besitzer Sicherheit bietet. Der Hund kann den sicheren Standort nutzen und mit dem Besitzer die Umwelt erkunden und Kontakte mit anderen Hunden herstellen. (Foto © ZDF und Jasper Engel )

Schwierigkeiten gibt es laut den Wissenschaftlern Miklósi und Kortschal immer dann, wenn der Hund vor gar nichts Angst hat und den Besitzer nicht als sicheren Unterschlupf benötigt. Solche Hunde rennen einfach davon, da sie nichts fürchten. In der Stadt kann dies zu großen Problemen führen. Solche Tiere müssen schon bei der Erziehung im Welpenalter das geordnete Zusammensein und Getrenntsein lernen, damit eine Bindung entsteht.

Können Hunde Gedanken lesen?

Einigen wenigen Menschen wird nachgesagt, sie könnten wirklich Gedanken lesen. Tatsächlich ist ihre Trefferquote weit höher als die anderer Menschen, weil sie Körpersprache, Augensprache und Bewegungen deutlicher wahrnehmen und besser interpretieren als andere Menschen.

So verhält es sich auch bei den Hunden. Ein Hund nimmt die kleinsten Veränderungen im Verhalten ihres "Herrchens" wahr und weiß, was gleich passiert, oder dass gleich etwas passiert. Das kann ein Gesichtsausdruck, ein Augenschlag, eine Veränderung in der Bewegung oder ein beiläufiges Wort in der Unterhaltung sein. Der Hund hat gelernt, diese Veränderungen des Verhaltens zu lesen und richtig zu interpretieren. Das ist für ihn wichtig und wie ein Wort oder ein Befehl eine Art Kommunikation zwischen Mensch und Hund in seinem "Kleinrudel menschliche Familie".

TerraX kommt im ZDF auf den Hund und die Katze

In zwei je 45-minütigen Sendungen widmet sich das ZDF der Erfolgsgeschichte von Hund und Katze. In Folge 1 geht es am Sonntag, den 2. August 2015, um 19.30 Uhr um den Hund. Der Dokumentation liegen umfangreiche Informationen durch den österreichischen Tier-Verhaltensforscher Prof. Dr. Kurt Kortschal (auf dem Foto mit seinen Wölfen © ZDF und Jürgen Staiger) zugrunde. Kortschal ist Leiter und Gründer des Wolfforschungszentrums "Wolf Science Center" im österreichischen Ernstbrunn.

Die Katze spielt in Folge 2 am Sonntag, den 9. August 2015, um 19.30 Uhr die Hauptrolle. Zu dieser Sendung hat die Diplom-Biologin Birgit Rödder mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen maßgeblich beigetragen. Rödder erforscht das Verhalten von Katzen. Eines ihrer Spezialgebiete ist die Kommunikation mit Haustieren. Seit mehreren Jahrzehnten ist sie als Tierpsychologin und Katzentrainerin tätig.

dieterh, am 22.06.2015
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Bildquelle:
Müller Peter / pixelio.de (Die weltweite Einteilung der Hunde in Gruppen und Rassen)
Foto © NABU / H. Pollin (Neues bundesweites Wolfs-Beratungszentrum in Görlitz)
Foto © NABU / H. Pollin (Wolfs-Management und Jagdrecht – ein Widerspruch?)
© ZDF und Kai Maser (Helene Fischer-Show: Immer weiter)

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