Der Wampun-Gürtel der Indianer
Wampun-Gürtel dienten den amerikanischen Ureinwohnern zur Nachrichtenübermittlung bei wichtigen Anlässen.Wampun-Gürtel (Bild: Anonymus)
Mit nur 400 Gebärden konnten mehr als 1000 Wörter ausgedrückt werden
Näherte sich ein Indianer dem Lager eines Weißen und hielt die rechte leere Hand vor den Magen, so bedeutete das: "Ich habe Hunger." Der Weiße konnte ihm die Bitte nicht abschlagen und wies mit der offenen linken Hand auf die Nahrungsmittel um seinen Gast einzuladen. Ausgestreckter Zeige- und Mittelfinger bedeuteten: "Ich komme als Freund." Eine andere Geste für "Freund" zeigte ein Indianer, indem er die rechte Hand schloss, Zeige- und Mittelfinger gen Himmel hob und die Hand mit der Handfläche nach außen von der Gürtellinie bis auf Schulterhöhe bewegte. Zog er den Zeigefinger quer über die Stirn, meinte er einen "Weißen Mann".
Drückte ein Indianer die Faust an die Stirn, war er wütend. Auch ihre Stammeszugehörigkeit konnten die Indianer mittels Zeichensprache anzeigen. So bedeutete das aneinanderreiben der Zeigefinger, das es sich bei dem Betreffenden um einen Cheyenne handelte. Auf diese Weise konnten mit nur 400 Gebärden mehr als 1000 Wörter ausgedrückt werden. Die Prärieindianer kannten sogar mehr als 3000 verschiedene Zeichen. So konnten selbst schwierige Verhandlungen geführt werden, ohne auch nur ein einziges Wort von sich zu geben.
Auch bei der Jagd verwendeten die Indianer eine Zeichensprache. Späher gaben ihre Beobachtungen durch Signale mit einer Decke weiter. Warf der Späher die Decke in die Luft, um sie gleich darauf wieder einzufangen, so bedeutete das: "Kommt her!" Breitete er sie auf dem Boden aus und sprang darauf, zeigte er, das sich eine Herde Bisons näherte. War die Herde groß, lief der Krieger weg und kehrte wieder darauf zurück. Und wenn er die Decke aufgeschlagen vor sich hielt und hin und her schwenkte, signalisierte er: "Rasch! Sammelt euch!"
Wampun-Gürtel bestanden aus Tiersehnen, Schnüren und Muscheln
Die Dorfhäuptlinge der nordamerikanischen Ureinwohner verkehrten untereinander durch eine Art Bilderschrift, die man auf Birkenrinde ritzte. Die Küstenindianer schickten bei besonders wichtigen Angelegenheiten, zum Beispiel Friedensabschlüssen oder Verhandlungen, Boten mit Wampun-Gürteln. Dieses handbreite Geflecht bestand aus kleinen, geschliffenen Muschelröhrchen, die durchbohrt und mit Tiersehnen oder Schnüren aneinandergereiht waren. Durch wechselnde weiße und schwarze Wampun-Perlen erzielte man in dem Gewirke eines solchen Bandes Figuren. Jede Figur bedeutete einen Satz.
Wenn nun der Bote seinen Wampun-Gürtel überreichte, konnte der Empfänger von den Figuren die Botschaft ablesen, wie die Sätze eines Lesebuches. Die weißen Perlen wurden aus der 12 bis 15 cm langen Schnecken-Muschel der Gattung Venus buccinum hergestellt. Für die Schwarzen verwendeten die Indianer das Gehäuse der Venus mercenaria. Auf steinernen Scheiben schliffen sie die Muscheln in die richtige Form und durchbohrten sie anschließend mit einem Steinbohrer. Nach dem Kontakt mit den Europäern verwendeten sie Bohrer aus Metall und stellten Wampun-Gürtel in größeren Mengen für den Handel mit den Engländern und Holländern her. Die Europäer verwendeten die Gürtel, um sie bei den nördichen Indianern als Tauschobjekte gegen Felle einzusetzen.
Bildquelle:
Bernd Teuber
(Der Kopfschmuck der Indianer)