Petersdom, Kuppel (Bild: Websi / Pixabay)

Kirchenfenster Glasmalerei Montalcino Kirche (Bild: geli13 / Pixabay)

Zölibat, was ist das eigentlich?

Und da geht der Ärger dann schon los! Die meisten katholischen Christen verstehen darunter sowohl die Ehelosigkeit, als auch die Pflicht zur sexuellen Enthaltsamkeit bei Priestern und anderen kirchlich geweihten Personen. Allerdings gibt es in den östlichen katholischen Teilkirchen durchaus die Möglichkeit als verheirateter Mann zum Priester geweiht zu werden, denn hier ist der Zölibat nur für Bischöfe wirklich vorgeschrieben. War der Priesteranwärter vor der Weihe nicht verheiratet, gilt allerdings die Pflicht zur Ehelosigkeit. Genauso ist nach der Weihe eine neue Ehe nach Scheidung oder dem Tod der Ehefrau ausgeschlossen. Auch zwingt die katholische Kirche geweihte evangelische, orthodoxe, oder anglikanische Priester, die Konvertieren nicht unbedingt zur Scheidung, wenn sie nach dem Wechsel zum Katholizismus weiter das Priesteramt ausüben wollen. Bei vielen anderen christlichen Kirchen ist der Zölibat eine freiwillige Entscheidung der Betroffenen, bei einigen ist die Heirat der Priester sogar ausdrücklich erwünscht.

Der Zölibat soll die weltlichen Priester, geweihten Diakone und Ordensleute frei machen von allen weltlichen Verpflichtungen, damit sie ihren Dienst in der Kirche und an den Menschen ungehindert verrichten können. Insofern soll er allen dienlich sein, den Gläubigen und den Hirten. Aber, wo kommt er her?

Die historischen Hintergründe

Zum ersten mal schriftlich fixiert wird der Zölibat als Regel ca. 306 n.Ch. auf einer Synode. Allerdings geht man davon aus, das er schon vorher praktiziert wurde, einige Historiker vermuten er ginge sogar auf die Apostel zurück. Die katholische Kirche machte ihn im 11. Jahrhundert wohl unter Papst Gregor dem VII. zur zwingenden Voraussetzung für das Priesteramt. In anderen Quellen wird das Jahr 1022 und die Synode von Pavia genannt, auf der Papst Benedikt der VIII., unterstützt vom Kaiser, den Geistlichen die Heirat untersagte und sogar anordnete das verheirateten Priestern ihr Amt und auch ihre Besitzt entzogen werden sollte. Dennoch gab es bis ins Jahr 1139 sowohl verheiratete als auch ledige Priester. Erst da legte das zweite Laterankonzil endgültig fest, dass Priester die eine Ehefrau hatten, oder eine Geliebte, die Messe nicht mehr lesen durften. Seit dem gilt die Ehelosigkeit zwingend für katholische Priester, nur bei Konvertiten, die von anderen christlichen Gemeinschaften zum Katholizismus wechseln, kann der Papst Ausnahmen zulassen.

Knabenchor in England (Bild: tpsdave / Pixabay)

Mosaik Jesus Pasion, in Fatima (Bild: falco / Pixabay)

Diskussionen bis heute

Schon im 15. Jahrhundert gab es Bestrebungen die Pflicht zur Enthaltsamkeit zu lockern, das Thema tauchte immer wieder bei Synoden und Konzilen auf und wurde teilweise kontrovers debattiert. Auch im Zusammenhang mit der Reformation spielte die Frage eine Rolle, gab es doch einige Lutheraner, die eine erzwungene Ehelosigkeit von Priestern prinzipiell ablehnten.

Im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wehrte sich Papst Paul VI., gegen eine öffentliche Diskussion der Zölibatsfrage, nachdem Bischöfe und Priester aus Lateinamerika, wegen des Priestermangels, auch ältere und verheiratete Männer zur Weihe zulassen wollten. Aber auch in Deutschland diskutierten die Bischöfe in den siebziger Jahren darüber ob man den Zölibat abschaffen sollte. Zu den Fürsprechern einer Öffnung und Lockerung der Regel gehörte damals, neben Bischof Walter Kasper und Kardinal Lehmann, auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Josef Ratzinger. Später, nach seiner Wahl zum Papst, rückte Benedikt XVI. allerdings auch öffentlich deutlich in die andere konservative Richtung. Dessen Vorgänger im Amt Johannes Paul der II. war ebenfalls ein Verfechter des Zölibats.

Andere Konfession, andere Sitten

Innerhalb der katholischen Kirche gibt es neben den römischen Katholiken noch andere Strömungen, wie die sogenannte "Altkatholische Kirche", hier kennt man zwar den Zölibat, aber es gibt keinen Zwang zur Ehelosigkeit. Die Taizé- Gemeinschaft sieht das Thema auch lockerer und bei den orthodoxen Glaubensrichtungen ist es sogar üblich verheiratete Männer nicht nur zu Priestern zu weihen, sondern man bevorzugt sie oft bei der Ernennung zum Bischof. Die Anglikanische Kirche kennt solche Pflichten für ihre Geistlichen nicht. Auch die sogenannten "Reformierten Kirchen" halten nichts davon, weil diese Regel in der Bibel nirgends Erwähnung findet und auch die Apostel nicht zur Ehelosigkeit verpflichtet waren.

Luther war selbst verheiratet und hatte Kinder, woran man erkennen kann, das in den Evangelischen Kirchen kein Verbot existiert. Die meisten evangelisch/protestantischen Priester und Priesterinnen sind verheiratet und wer es nicht ist, hat wohl eher persönliche Gründe.

In anderen Religionen wird die Frage unterschiedlich beantwortet, bei den Juden ist die Priesterehe die Regel, buddhistische Mönche und Priester hingegen müssen zölibatär leben und bei den Hindus gilt eine Enthaltsamkeitspflicht für einen Zeitraum von 12 Jahren im ersten Stadium des buddhistischen Lebens. Danach soll die sexuelle Energie im zweiten Stadium sogar explizit eingesetzt werden und zwar zur Zeugung männlicher Nachkommen.

Kirchenorgel (Bild: falco / Pixabay)

Kirchensaal evangelische Pauluskirche Ulm (Bild: Hans / Pixabay)

Priester Mangel! Hat der Zölibat ausgedient?

Angesichts der Tatsache, das immer weniger junge Männer das Priesteramt anstreben, stellt sich die Frage, wie es mit der Enthaltsamkeit weiter geht. Aber zu glauben, die Abschaffung des Zölibates würde dieses Problem lösen, ist wohl blauäugig, weil der Mangel an Nachwuchs kein rein katholisches Problem ist. Auch christliche Kirchen die den Zölibat ablehnen, leiden unter dem fehlenden Interesse an geistlichen Berufen. Für die katholische Kirche könnte hier die Zulassung der Priesterweihe für Frauen zumindest vorübergehend die bessere Lösung sein. Aber auch das ist ein Thema, über das sich die Kleriker trefflich streiten können und es immer wieder gerne tun. Man darf gespannt bleiben!

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