Aktuelle Nachrichten - Politik Deutschland - Frau von der Leine erzählt

 

Aktuelle Nachrichten - Politik Deutschland Mein Name ist Orsola von der Leine. Zugegeben, es klingt sehr zum Verwechseln mit dem Namen der derzeitigen Arbeitsministerin in der Bundesrepublik. Man sagt sogar, dass ich ein wenig Ähnlichkeit mit ihr habe. Manchmal ist dies ja sehr von Vorteil. Doch mitunter sind mir diesbezüglich schon recht harte Sachen an den Kopf geworfen wurden. Also im wahrsten Sinne des Wortes! Ich konnte nur froh sein, dass die Touristen im vorbeifahrenden Doppeldeckerbus, die ganz oben saßen, gekochte Frühstückseier hatten. Das tat zwar böse weh, doch wenigstens blieb das Eidotter nicht an mir kleben. Dies jedenfalls ist mir passiert, als sich die Sache mit der Erhöhung des Hartz-Vier-Regelsatzes anbahnte und 5,- Euro mehr versprochen wurden.

 

Aber mal von vorne...

 

Ich möchte mich jetzt einmal vorstellen: Mein Name ist Orsola von der Leine. Sagte ich schon. Entschuldigung! Manchmal bin ich etwas durch den Wind. Kein Wunder, ich habe für eine große Familie zu sorgen.

Meine Kinder Franziska, Freya, Frauke, die Zwillinge Friedrich und Frieda, Franz, Fritz und Nesthäkchen Franka halten mich ganz schön auf Trab.

Mein Göttergatte, der Herr von der Leine, der mit Vornamen Friedbert-Friedhelm-Franziskus-Fred-Friedolf heißt, ist stets außer Haus. So bleibt die ganze Arbeit und die Kindererziehung an mir hängen. Doch ich möchte mich nicht beklagen.

 

Mir geht es doch im Allgemeinen sehr gut. Meinen Kindern fehlt es an nichts. Alle sind stets nach der neuesten Mode gekleidet, bekommen eine ordentliche und gesunde Kost, gehen in Sport- und Musikvereine. All diesen Luxus bezahlen die Schwiegereltern. Wir leben zudem auch noch in einem schicken großen Einfamilienhaus, welches ebenfalls meine Schwiegereltern finanziert haben.

Mein Mann, der Friedbert-Friedhelm-Franziskus-Fred-Friedolf - ich nenne ihn schlicht und einfach Friedl - denn wenn ich ihn mit vollen Namen rufe, ist er oft schon verschwunden noch ehe ich bei Friedolf angelangt bin. Der Friedl - also mein Mann - der geht ja arbeiten. Wenngleich wir auch eine Familie VON sind, so sind wir noch lange nicht dem Adel verpflichtet. Oder wie man dies nennt. Wie das VON vor Friedls Nachnamen kam, haben er und seine Eltern schon so oft erklärt, nur ich bin bisher noch nicht dahinter gestiegen. Es ist wie mit den Wäschebergen, bevor ich diese aus dem Weg geräumt habe, weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich vor hatte.

Nein, nein - ich bin keine zerstreute Hausfrau und Mutter. Ich bin nur eine Frau, die sich ständig um ungelegte Eier kümmert, immer das Wichtigste im Kopf hat und dann doch wieder etwas vergisst, weil eines der Kinder etwas haben möchte, das Telefon klingelt oder was weiß ich nicht alles.

Aber ich bin eine Frau, die sich sehr für die deutsche Politik interessiert. Ich bin ja auch eine deutsche Bundesbürgerin und so ist es mir wichtig, immer über das aktuelle Geschehen informiert zu sein. Jeden Morgen schlage ich zuerst die Tageszeitung auf und schalte das Radio ein. Frühmorgens in aller Stille, wenn die Kinder noch süß träumen. Und was muss ich da nicht alles lesen oder hören, mitunter auch lesenhören gleichzeitig. Sehr schwer, alles in den Kopf zu bekommen. Doch ich möchte auf Nummer sicher gehen. Alles wissen. Deswegen muss das Radio laufen, während ich gleichzeitig die Nachrichten lese.

Nu, und was soll ich Ihnen sagen, da lese und höre ich doch gerade in den letzten Tagen immer wieder von Herrn zu Guttenberg. Der soll, der SOLL, sag ich jetzt mal so ganz vorsichtig, wenngleich es doch offensichtlich ist - doch mein Mann der Friedl hat mich immer gewarnt, nur keine Thesen zu verbreiten, die sich auf Vermutungen stützen und sich im Nachhinein als faule Eier erweisen - oder so ähnlich. Ich bekomme es nicht mehr zusammen. Egal! Jedenfalls SOLL der Herr zu Guttenberg - nebenbei bemerkt ist er auch noch ein Baron - einfach so abgeschrieben haben. Der soll tatsächlich fremde Texte in seine Doktorarbeit einfließen lassen haben. Sieben Jahre lang hat der Mann an dieser Dissertation gesessen und geschrieben. Das muss sich mal einer vorstellen. Sieben Jahre, und nebenher hat er noch verteidigt und die Soldaten im Kriegsgebiet besucht, für seine Kinder und die Ehefrau gesorgt, ist von einer politischen Veranstaltung zur anderen gefahren. Und nun das! Jetzt sagt der zu Guttenberg auch noch, er hat Fehler gemacht und gleichzeitig meint er, er hat nicht abgeschrieben. Nun hängt er seinen Doktortitel an den Nagel.

Na was sagt man denn dazu?

Also ich werde mir den Strumpf nicht anziehen und jetzt meinen Senf dazugeben. Das machen schon andere. Von einer Frau von der Leine wird zwar immer eine ehrliche Antwort erwartet, doch manchmal muss ich mich zurückhalten, weil ich mir sonst selbst mal den Strick um den Hals lege. Das sagt der Friedl manchmal. Ja, ich muss mal so sagen, mein Mundwerk ist schon sehr groß und da ist es schon so, dass ich mir hin und wieder mal auf die Zunge beißen muss. Selbstkasteiung nenne ich das!

Moment, ich muss mal schnell den Brotkorb nehmen, denn jetzt fallen gleich die ersten Toasts aus den fünf Toastern, da muss ich schnell sein. Zack, zack, zack … Das geht ja wie geschmiert. Ich habe Übung darin. Und der Teekessel pfeift auch schon. Perfektes Timing. Gerade sind die Nachrichten zu Ende. Nur die Zeitung habe ich noch nicht durch. Jetzt noch schnell den Tisch eindecken, damit meine Rasselbande alles fertig vorfindet.

"Franziska, Freya, Frauke, Friedrich, Frieda, Franz, Fritz, Franka - Frühstück ist fertig!"

Also bevor der Trubel hier unten in der Küche richtig losgeht, möchte ich Ihnen nur noch schnell eines sagen. Trotzdem gerade die Plagiats-Geschichte läuft, hat sich nun nebenbei noch ein kleines Wunder ereignet. Das Hartz-Vier-Geld wurde nämlich nun doch auf 5,00 Euro erhöht. Oh, da werden sich die armen Arbeitslosen aber freuen.

 

 

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Und damit aber noch lange nicht genug … Leider bin ich noch nicht soweit gekommen beim Zeitunglesen, um das jetzt tatsächlich detailgetreu zu erörtern.

Aber mir fällt gerade ein, was machen denn all die Leute nun, die jeden Tag hart arbeiten und trotzdem auf keinen grünen Zweig kommen, weil sie zu wenig verdienen und auch keine Lohnangleichung erhalten?

Und wer bezahlt denn im Endeffekt wieder diese Erhöhung überhaupt - sind das denn nicht auch die braven Steuerzahler, die selbst kaum noch ein Auskommen mit dem Einkommen haben?  

Da tun sich wieder Fragen auf, auf die ich gerne eine Antwort hätte.

Nun kommen die Kinder zum Frühstück, ich muss mich jetzt leider verabschieden.

 

Sie werden bald wieder von mir hören - vorausgesetzt, Sie möchten es!

Bis dahin liebe Grüße,

Ihre Frau von der Leine

KreativeSchreibfee, am 22.02.2011
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Bildquelle:
von Kerstin Schuster (Schreibwettbewerbe 2012 - aktuelle Wettbewerbe für Autoren und Hobb...)

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