Devil's Hole im US-Bundesstaat New York (Bild: Roadgeek Adam / Flickr)

Der blutige Schatten der Geschichte

Was das Devil‘s Hole jedoch besonders macht, ist die blutige Geschichte, die sich hier am 14. September 1763 ereignete: das sogenannte "Devil‘s Hole Massaker". Während des Pontiac-Aufstands, einem militärischen Widerstand indigener Völker gegen die britische Kolonialherrschaft, lauerten Krieger des Seneca-Stammes einem britischen Versorgungskonvoi auf. Der Angriff war brutal und effektiv. Die britischen Soldaten wurden überrascht. Viele stürzten samt Wagen und Pferden in die tiefe Schlucht. Andere wurden von den Angreifern brutal getötet und anschließend skalpiert. Über 80 Menschen sollen an jenem Tag ums Leben gekommen sein. Diese grausige Episode hat sich tief in das kollektive Gedächtnis der Region eingeprägt und bildet die Grundlage vieler Spukgeschichten, die bis heute weitererzählt werden.

Seit Jahrhunderten berichten Besucher und Anwohner von unheimlichen Phänomenen rund um das Devil‘s Hole. Besonders in den späten Abendstunden oder bei Nebel sollen dort geisterhafte Gestalten gesehen worden sein – schemenhafte Figuren in Uniformen, wie aus dem 18. Jahrhundert, die lautlos durch das Dickicht streifen oder plötzlich im Nichts verschwinden. Auch von schmerzverzerrten Schreien aus der Tiefe der Schlucht ist immer wieder die Rede. Handelt es sich um die Todesschreie der getöteten Soldaten?

Heute ist das Devil's Hole ein Ort des Gedenkens

Wanderer berichten von einem plötzlichen Gefühl der Beklommenheit, von kalten Windböen ohne erkennbaren Ursprung, oder sogar von dem Eindruck, verfolgt zu werden. Manchen Erzählungen zufolge soll eine "unsichtbare Macht" Wanderer in Richtung der Kante ziehen – ein düsteres Echo der Panik und Gewalt, die sich hier einst abspielten. Ein besonders bekannter Bericht stammt aus dem 19. Jahrhundert: Ein Förster will bei Sonnenuntergang einen geisterhaften Konvoi von Pferdewagen gesehen haben, der lautlos durch die Schlucht zog – alle Wagen zertrümmert, alle Gesichter bleich und leer. Als er sich dem Spuk näherte, soll sich das Bild in Luft aufgelöst haben. Ob man die Berichte als übertriebene Lagerfeuergeschichten abtut oder als Hinweise auf übernatürliche Erscheinungen interpretiert, bleibt jedem selbst überlassen. Historiker sehen in den Spukgeschichten oft eine Form der kollektiven Verarbeitung traumatischer Ereignisse – insbesondere solcher, die mit Verrat, Gewalt und Tod verbunden sind.

Die Ereignisse von 1763 waren nicht nur ein Massaker, sondern auch ein Symbol für das Scheitern des kulturellen Verständnisses zwischen Kolonialmacht und Ureinwohnern. Sie hinterlassen Spuren – nicht nur in Geschichtsbüchern, sondern auch in der Psyche des Ortes. Ob Spuk oder nicht – der Devil‘s Hole ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig bleibt, wo Natur, Legende und Erinnerung auf gespenstische Weise miteinander verschmelzen. Wer sich bei Dämmerung in die Schlucht wagt, sollte sich nicht wundern, wenn es plötzlich kalt wird. Oder wenn aus der Tiefe ein leiser Ruf ertönte – aus einer anderen Zeit.

BerndT, am 28.10.2025
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Bildquelle:
NatashaG (Niagara-Fälle - Die donnernden Wasser)
SneakinDeacon / Flickr (Fleischregen im Wilden Westen)
Daniel Gillaspia / Flickr (Schwiegermutter-Morde im Wilden Westen)
Bernd Teuber (Der kopflose Reiter von El Paso - Eine unheimliche Legende aus dem ...)

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