10. Iwan: Der Schreckliche

Wie schlimm war er?

Ließ eine seiner insgesamt acht Ehefrauen ertränken, weil sie keine Jungfrau mehr war, und erschlug einen seiner Söhne. Zu seiner Ehrenrettung: Der zweite Vorfall soll ihm richtig leid getan haben...

 

Warum wurde er gefürchtet?

Iwan IV. Wassiljewitsch trug seinen Beinamen "der Schreckliche" nicht zum Spaß. Seiner Herrschaft zwischen 1547 und 1584 fielen Hunderttausende zum Opfer, wobei er Einfallsreichtum beim Quälen und Töten bewies. Von einem Reisenden ist der Augenzeugenbericht überliefert, wie Iwan einen in Ungnade gefallenen Fürsten in ein Bärenfell nähen und anschließend von seinen Jagdhunden zerfleischen ließ. Ein fast schon mildtätiger Tod, angesichts der Hinrichtung eines Schatzkanzlers, der abwechselnd in kochend heißes und eiskaltes Wasser getaucht wurde, bis sich das Fleisch von den Knochen löste.

Seinen markanten Beinamen erhielt er 1569, als die Bewohner der Stadt Nowgorod erbarmungslos abgeschlachtet wurden, wobei die Frauen und Kinder der Stadt gefesselt in einen Fluss geworfen wurden. Wer sich irgendwie über Wasser kämpfte, wurde von Iwans Soldaten kurzerhand erschlagen.

Auch wenn Massenexekutionen, Folter und unbarmherzige Verfolgung an der Tagesordnung waren ist unklar, ob er tatsächlich riesige Pfannen anfertigen ließ, in denen er Feinde bei lebendigem Leibe briet. Es spricht indes für Iwans schlechten Ruf, dass man ihm dies ohne weiteres zutrauen würde.

 

Wie starb er?

Am 18. März 1584 verschied der erste russische Zar unter nicht restlos geklärten Umständen. Es wird jedoch angenommen, dass er vergiftet wurde. Ein beinahe enttäuschend unspektakulärer Tod für einen der größten Despoten aller Zeiten.

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9. Idi Amin: Der Schlächter von Afrika

Wie schlimm war er?

Ließ den Freund seiner späteren Ehefrau umbringen, um sie heiraten zu können, fand Menschenfleisch etwas zu salzig und brachte so viele Menschen um, dass seine Häscher mit dem Ausheben von Gräbern nicht mehr nachkamen. Wie unfassbar grausam Idi Amin war kann man alleine daran ersehen, dass selbst der ebenfalls berüchtigte Diktator Bokassa nichts mit ihm zu tun haben wollte.

 

Warum wurde er gefürchtet?

Wenn man das Bild eines geistlosen, einzig und allein von Macht und Grausamkeit beseelten Despoten zeichnen wollte, gäbe es wohl keine bessere Vorlage als Idi Amin. Massig und groß gewachsen, war er in den 1950er Jahren Boxmeister seines Landes. Außerdem war er Analphabet und brachte wie viele andere Jugendliche heute auch keinen geraden Satz auf die Reihe. In der ugandischen Armee konnte er seine grobschlächtigen Fähigkeiten voll entfalten und stieg binnen weniger Jahre zum Generalstabschef auf. Seine große Stunde schlug am 25. Januar 1971, als er sich an die Spitze des Staates putschte - erstaunlicherweise verlief der Putsch völlig unblutig.

Offenbar sah dies Amin als persönlichen Schandfleck an und machte sein Versäumnis in den acht Jahren seiner Herrschaft mehr als nur wett. Der Diktator, der sich allen Ernstes selbst den Titel "Seine Exzellenz, Präsident auf Lebenszeit, Feldmarschall Al Hadji Doktor Idi Amin Dada, VC, DSO, MC, Herr aller Kreaturen der Erde und aller Fische der Meere und Eroberer des Britischen Empires in Afrika im Allgemeinen und Ugandas im Speziellen" verliehen hatte, beging so ziemlich alle nur irgendwie denkbaren Gräueltaten. Angefangen von Massenmorden an Intellektuellen und Regimegegnern über Folter bis hin zum Anzetteln eines (erfolglosen) Krieges gegen den Nachbarstaat Tansania. Berüchtigt war seine Ordner, die Leichen von Ermordeten den Nilkrokodilen zum Fraß vorzuwerfen, wenn Gräber nicht rasch genug ausgehoben werden konnten.

Schätzungsweise an die 400.000 Menschen überlebten seine Herrschaft nicht. Warum sich der verhasste Despot so lange an der Macht halten konnte, liegt insbesondere an seinen guten Beziehungen zum Westen, der ihn als Bollwerk gegen die Kommunisten verstand. Am 11. April 1979 setzte ironischerweise der zweite von ihm gegen Tansania eingeleitete Krieg seiner Herrschaft ein Ende, als eine Allianz aus tansanischen Gruppen und geflohenen Ugandern die Hauptstadt des Landes eroberten. Idi Amin floh nach Libyen und fand später in Saudi-Arabien Asyl.

 

Wie starb er?

Für die Überlebenden seiner Terrorherrschaft muss es ein ganz besonderer Hohn gewesen sein, dass Idi Amin noch ein langes, luxuriöses Leben führte, ehe er am 16. August 2003 starb. Von wegen: "Man bekommt, was man verdient".

8. König Leopold II von Belgien: Herr der abgeschlagenen Hände

Wie schlimm war er?

Während seiner 23-jährigen Herrschaft über den Kongo wurden etwa 10 Millionen Menschen ermordet. Nach konservativen Schätzungen. Oh, und er hatte ein Faible fürs Händeabschlagen!

 

Warum wurde er gefürchtet?

Als Leopold II 1865 den belgischen Thron bestieg, herrschte er über einen hübschen kleinen Staat, der freilich einen entscheidenden Makel aufwies: Niemand assoziierte Belgien mit Gräueltaten in Afrika. EIn unhaltbarer Umstand, den der clevere Herrscher ausmerzte, indem er auf trickreiche Weise den riesigen Kongo in seinen persönlichen Besitz brachte und ein jahrelanges Exempel an Grausamkeit statuierte.

Ende des 19. Jahrhunderts war die Nachfrage nach Kautschuk in Europa enorm, sodass ein regelrechter Boom danach herrschte. Unglücklicherweise für die Kongolesen war ihr Land für den Anbau von Kautschuk prädestiniert und Leopold II kein allzu großer Freund von Fair Trade. Seine Söldner überfielen Dörfer und zwangen die Männer zum Sammeln von Kautschuk. Konnten sie die geforderten Mengen nicht erfüllen, wurden ihre Frauen und Kinder ermordet. Falls sie denn die Geiselhaft, oft verbunden mit Vergewaltigungen und Folter, überlebt hatten.

Was hatte es nun aber mit dem Abschlagen der Hände auf sich? Die Söldner mussten nachweisen, dass sie ihre Munition ausschließlich zum Töten von Kongolesen eingesetzt hatten. Und wie beweist man das? Durch das Vorweisen einer abgeschlagenen Hand pro verschossener Kugel! Diese messerscharfe Koloniallogik hatte natürlich einen winzigen Haken: Die abgetrennte Hand konnte praktisch jedem gehört haben, was zum willkürlichen Abhacken von Händen führte, um die Munition andersweitig verwenden zu können - brillant!

Aus unerfindlichen Gründen hielten die meisten europäischen Königshäuser Distanz zum belgischen König. 2007 demonstrierte die EU ihre tiefe Abscheu für dessen Gräueltaten, indem sie eine Sammlermünze mit seinem Porträt prägen ließ.

 

Wie starb er?

Als einer der reichsten Männer der Welt am 17. Dezember 1909 auf seinem Schloss, in vollem Besitz beider Hände.

7. Vlad Tepes: Inspiration zu Bram Stokers "Dracula"

Wie schlimm war er?

Sein Beiname "Der Pfähler" verspricht nicht zu viel...

 

Warum wurde er gefürchtet?

Blicken wir den Tatsachen ins Auge: Vlad III mit dem Beinamen Drăculea ("Sohn des Drachen") diente Bram Stoker als Vorbild für dessen berühmten Vampir Dracula. Dabei sollte sein Roman ursprünglich in der Steiermark spielen, was aus nachvollziehbaren Gründen einfach nicht dasselbe gewesen wäre: "Dracula" klingt nun mal eindrucksvoller als "Peppi". Und dann noch die Biographie des später liebevoll "Der Pfähler" genannten Vlad III: Um 1431 als Sohn des moldawischen Fürsten Vlad II Dracul geboren, verbrachte er mehrere Jahre als Geisel des Sultans in einem türkischen Gefängnis. Sein eigener Vater hatte ihn dem Sultan als Faustpfand übergeben, was alleine schon mehrere Sonderausgaben der "Super Nanny" rechtfertigen würde.

Nach einem erfolgreichen Mordanschlag auf seinen Vater, besetzten die Türken 1447 die Walachei und erklärten Vlad III zum neuen Herrscher. Nur wenig später wurde der junge Vlad wieder gestürzt und musste fliehen. 1456 kehrte er an der Spitze eines Heeres aus dem Exil zurück und übernahm erneut die Herrschaft über die Walachei. In dieser Zeit entdeckte er seine lange verborgen gehaltene Leidenschaft fürs Pfählen. Die Abrechnung mit den verhassten Türken sollte noch folgen. In bester "300"-Manier ließ er Abgesandte des Sultans umbringen und verlieh mit dem - natürlich - Pfählen weiterer Türken, deren er habhaft werden konnte, seiner Abneigung Nachdruck. Bis zu seinem Lebensende bekämpfte Vlad Tepes die Türken, wo immer es ihm möglich war.

Zu den Gräueltaten, die ihm von Chronisten zur Last gelegt wurden, zählten neben Pfählungen auf jede nur erdenkliche Art Häutungen bei lebendigem Leibe, langsames Rösten der Opfer (das hätte bestimmt auch Iwan dem Schrecklichen gefallen), Abschneiden von Nasen, Ohren, Armen, Beinen und Geschlechtsorganen, Skalpieren, Hüte an den Kopf nageln. Den ordinären Galgen sparte er sich vermutlich für Leute auf, die er sympathisch fand und nicht leiden sehen wollte. Umstritten sind sowohl die Anzahl seiner Opfer, als auch die Überlieferungen seiner Untaten selbst. Schätzungen reichen von ein paar zehntausend bis hunderttausend Türken, aber auch Walachen, die seine Herrschaft nicht überlebt haben sollen. Angesichts seiner Grausamkeit wirkt selbst der fiktive Graf Dracula wie ein netter, älterer Herr.

 

Wie starb er?

Am Schlachtfeld 1476 oder 1477. Wahrscheinlich sogar beides. Wir sprechen hier von Graf Dracula!

6. Saddam Hussein: Der romantische Despot

Wie schlimm war er?

Befahl 1988 einen Giftgasangriff auf die kurdische Stadt Halabdscha, bei dem 5.000 Einwohner qualvoll starben. Was bei fast jedem anderen Staatsoberhaupt für internationale Empörung sorgen würde, war für Saddam Hussein eine ganz gewöhnlich Alltagshandlung.

 

Warum wurde er gefürchtet?

Erinnern Sie sich noch an die so genannte "Brutkastenlüge"? Nachdem 1990 irakische Truppen den Nachbarstaat Kuwait überrannt hatten, drängten der damalige US-Präsident George H. W. Bush und die entmachtete kuwaitische Führungskaste auf einen militärischen einsatz der USA. Um den Kongress und die Weltöffentlichkeit von der Notwendigkeit der Befreiung Kuwaits zu überzeugen, wurde eine nachweislich völlig frei erfundene Geschichte fabriziert, wonach irakische Soldaten bei der Besetzung eines Krankenhauses Babys aus Brutkästen genommen und zum Sterben auf dem Boden liegengelassen hätten.

Das wahrhaft Erstaunliche an dieser Propagandalüge war indes, dass sie überhaupt in die Welt gesetzt wurde. Musste man tatsächlich eine auf die Tränendrüse drückende Story aus dem Ärmel ziehen, obwohl Saddam Hussein bereits hinreichend seine Grausamkeit bewiesen hatte? Ebenso gut hätten die Alliierten in den 1940er Jahren mit der Behauptung, Hitler würde Hundewelpen misshandeln gegen das Dritte Reich mobil machen können. Denn während seiner knapp 14-jährigen Herrschaftszeit ließ der irakische Diktator kein Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus.

Alleine der 1980 vom Zaun gebrochene Krieg gegen den Iran kostete rund eine Million Menschen das Leben. Seine Feldzüge gegen Kurden und Schiiten, sowie unablässige Säuberungswellen wurden mit unerbittlicher Härte und allen zur Verfügung stehenden Waffen, darunter Giftgas geführt. Hunderttausende starben bei den Angriffen oder wurden in den berüchtigten Foltergefängnissen zu Tode gequält. Selbst seine Familie verschonte er nicht von seiner Kaltblütigkeit: Zwei nach Jordanien übergelaufene Schwiegersöhne lockte er 1996 mit dem Versprechen sie zu verschonen zurück in den Irak. Wenige Tage nach ihrer Heimkehr ließ er sie hinrichten. Wie viele Menschen seiner Herrschaft zum Opfer fielen, lässt sich immer noch nicht abschätzen, da noch weitere unentdeckte Massengräber mit tausenden von Toten vermutet werden.

Aber der Diktator hatte auch eine sanfte Seite: 2000 veröffentlichte er seinen Liebesroman "Zabibah und der König", natürlich mit ihm in der Hauptrolle des noblen Herrschers. Angeblich verkaufte sich das Werk eine Million mal. Während das internationale Echo vernichtend ausfiel, dürften die irakischen Literaturkritiker wohl milder gestimmt geurteilt haben...

 

Wie starb er?

Als verspätetes Weihnachtsgeschenk für das irakische Volk am 30. Dezember 2006 durch den Strick. Bezeichnenderweise ist er der einzige Despot auf dieser Liste, der nicht sanft entschlief oder sich selbst richtete.

5. Pol Pot: "Bruder Nr. 1"

Wie schlimm war er?

Um wertvolle Munition zu sparen, wurden die Köpfe von Babys an Bäumen zerschmettert.

 

Warum wurde er gefürchtet?

Man sollte bekanntlich keine Hitler-Vergleiche anstellen. Bei Pol Pot, kambodschanischer Diktator von 1975 bis 1979, muss man eine Ausnahme machen. Verglichen mit ihm, erscheint selbst Adolf Hitlers Weltbild völlig rational. Mit anderen Worten: Pol Pot war ein Wahnsinniger, egal welchen Maßstab man auch immer anlegen möchte.

An die Macht gelangte er in den Wirren des Vietnamkriegs, nachdem dieser auf Kambodscha übergegriffen hatte. In den frühen 1970er Jahren baute er im Dschungel die maoistisch-nationalistische Guerillabewegung "Khmers Rouges" ("Rote Khmer"), auf, die dank des von den USA unerbittlich geführten Krieges zahlreiche Mitglieder um sich scharen konnte. 1975 waren die Roten Khmer zahlreich und stark genug, um in Kambodscha die Macht zu übernehmen. "Bruder Nummer 1", wie sich Pol Pot nennen ließ, verfolgte eine wahnwitzige Idee: Die Erschaffung einer "reinen" Rasse ohne Klassenunterschiede. Dazu wurden die Überwindung sämtlicher gesellschaftlicher Klassen und natürlich "Säuberungen" als nötig erachtet. Kambodscha sollte binnen kürzester Zeit in einen kollektivistischen Bauernstaat umgewandelt werden.

Stadtbewohner wurden zur Zwangsarbeit auf den Feldern gezwungen und Intellektuelle erbarmungslos verfolgt. Dabei genügte es bereits, durch das Tragen einer Brille intellektuell zu wirken. Zehntausende Gebildete wurden ermordet, darunter fast sämtliche Ärzte des Landes. Millionen Kambodschaner mussten den halben Tag lang ohne jegliche medizinische Versorgung auf den Feldern schuften und sämtliche Erträge an die Roten Khmer abtreten - Privatbesitz gab es für das Volk ohnehin nicht mehr. Die vorhersehbaren Folgen: Hungersnöte, Mangelwirtschaft, Epidemien. Und natürlich Säuberungen. Wie bereits eingangs erwähnt, wurde bei der Ermordung der Regimegegner auf Sparsamkeit Wert gelegt. Gemordet wurde mit Spitzhacken, Hämmern oder scharf zugespitzten Bambusstöcken. Für gewöhnlich mussten die zur Exekution Vorgesehenen ihre eigenen Gräber schaufeln.

Interessanterweise beschwor Pol Pot keinen Massenkult rund um seine Person. Ganz im Gegenteil: Er schwang keine öffentlichen Rede, hielt keine Massenkundgebungen ab, ließ keine Fotos von ihm aushängen und seine Vergangenheit liegt teilweise noch heute im Dunkeln. Erst der Einmarsch vietnamesischer Truppen als Antwort auf Überfälle der Roten Khmer in Vietnam setzte Ende 1978 dem Alptraum ein Ende. Da die Roten Khmer sämtliche Nachrichtenkanäle kontrollierten, wurden viele Kambodschaner, die von den Angriffen auf das Nachbarland nichts wussten, vom Einmarsch völlig überrascht. Während die einstigen Herrscher ins Bergland und den Dschungel flüchteten, blieb das kambodschanische Volk mit dem Erbe eines weiteren katastrophalen kommunistischen Experiments zurück. Mindestens zwei Millionen Menschen überlebten die Bildung einer "klassenlosen Gesellschaft" nicht.

 

Wie starb er?

Beging im April 1998 Selbstmord, wahrscheinlich durch eine Überdosis an Medikamenten, nachdem er 1997 von einem Tribunal zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Da war wohl kein Arzt in der Nähe...

4. Dschingis Khan: Keine Chance der Überbevölkerung!

"Moment", mag so mancher Leser verdutzt einwerfen, "so übel fand ich Dschinghis Khan nicht! Ihr größter Hit gefiel mir richtig gut!"

Tatsächlich errangen "Dschinghis Khan" beim Song Contest 1979 den hervorragenden 4. Platz. Ironischerweise gewann damals der schnulzige israelische Beitrag, den man als Antithesis zum pompösen germanischen Brachial-Schlager betrachten kann.

Doch nachfolgend soll es nicht um lustig gekleidete Schlagersänger gehen, sondern um den mongolischen Herrscher, der vermutlich nicht "very amused" wäre, wüsste er, wofür sein schlechter Name missbraucht wurde. Darauf gebe ich Ihnen Ralph und Siegel!

 

Wie schlimm war er?

Andere Kriegsherren ließen sich Gold und Geschmeide von den Kriegszügen bringen. Dschinghis Khan hatte ein Faible für Ohren. Säckeweise.

 

Warum wurde er gefürchtet?

Vielleicht lag es daran, dass sein Vater vergiftet und er zeitweise als Sklave gehalten wurde, um aus einem etwas schüchternen Jungen den Inbegriff des Schreckens anstatt eines freundlichen Blumenhändlers zu formen. Faktum ist: Dschinghis Khan vereinte die traditionell miteinander verfeindeten mongolischen Stämme und schuf das wohl größte Weltreich der Geschichte, das in seiner größten Ausdehnung weite Teile Asiens bis hin zu Ungarn umfasste. Freilich bedurfte es hierzu gewisser militärischer Überzeugungskünste, insbesondere psychologische Kriegsführung. Eine von den Mongolen belagerte Stadt hatte nur zwei Optionen: Entweder kämpfen und dem Erdboden gleichgemacht zu werden, oder sich zu ergeben und in den meisten Fällen ebenfalls völlig vernichtet zu werden.

Damit legte Dschinghis Khan das Fundament zu einer unerbittlich grausamen Kriegsführung, die sein Enkel Hülegü 1258 perfektionierte. Die damalige Weltstadt Bagdad wurde nicht einfach erobert, sondern dermaßen präzise zerstört, dass sie auf Jahrhunderte hinaus in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Konservativen Schätzungen nach eine Viertelmillion Menschen - andere Quellen nennen bis zu 800.000 Einwohner - wurde massakriert, die kostbaren Schriften der Bibliotheken in den Tigris geworfen, die Bewässerungssysteme gründlich und nachhaltig demoliert.

Als Vorbild für dieses Blutbad könnte die persische Stadt Nischapur gedient haben. Diese bedeutende Handelsstadt beherbergte im Jahr 1221 fast zwei Millionen Einwohner und war somit eine der größten, wenn nicht sogar die größte Stadt der Welt. Offenbar zum Missfallen des Dschinghis Khan, der die Stadt erstürmen und alle Einwohner, deren man habhaft wurde, abschlachten ließ. Um gewissermaßen seine Handschrift zu hinterlassen, errichteten die Mongolen Pyramiden aus den abgeschlagenen Köpfen.

Der Blutzoll der mongolischen Feldzüge ist selbst heute noch beispiellos. Zwar wird etwa Dschinghis Khans Toleranz gegenüber fremden Religionen immer wieder positiv hervorgehoben. Angesichts dessen, dass er alleine in China so viele Tote wie im gesamten Zweiten Weltkrieg hinterlassen haben soll, ein durchaus streitbarer Blickwinkel auf die Mongolenstürme.

 

Wie starb er?

Bis heute ist unklar, warum er vermutlich am 18. August 1227 starb. Ein tödlicher Reitunfall? Oder doch ein Attentat? Kaum vorstellbar bei einem so netten Kerl...

3. Adolf Hitler: Deutschlands größter Medienstar

Wie schlimm war er?

Schaffte es in den zwölf Jahren seiner Herrschaft, Deutschland zur ewigen Paria der Internationalen Völkergemeinschaft zu machen. Und er ist dafür verantwortlich, dass sich die deutschsprachige Filmindustrie auf den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg spezialisierte und deutsche Politiker jeden zweiten Satz mit: "Gerade als Deutsche tragen wir eine historische Verantwortung", beginnen oder beenden, je nach Betroffenheitslage.

 

Warum wurde er gefürchtet?

Hitler war wohl nicht der größte Massenmörder aller Zeiten. Die geradezu maschinelle Vernichtung "unwerten" Lebens, durch eine krude Rassenideologie pseudo-wissenschaftlich untermauert, stellte dennoch einen Höhepunkt menschlicher Niederträchtigkeit dar. Kühler, präziser und geplanter wurden weder vorher, noch nachher Millionen Menschen versklavt, bis zu ihrer physischen Neige ausgesaugt und wie Abfall entsorgt. Dabei bewies die Geschichte, dass sie mitunter makabren Humor pflegt. Möglicherweise rettete ein Ire Jahre vor seiner Machtergreifung Hitlers Leben. Während seiner Herrschaft überlebte Hitler dutzende Attentate, viele davon durch pure Zufälle, die wie boshafte Absicht des Schicksals wirkten. Hitlers Rache war naturgemäß fürchterlich: Einige der Mitverschwörer des gescheiterten Stauffenberg-Attentatsversuchs werden an Klaviersaiten und Fleischerhaken aufgehängt, ihre Todesqualen zu Hitlers persönlicher Erbauung gefilmt.

Wie viele Tote Hitlers Herrschaft forderte lässt sich unmöglich eruieren. Neben dem Holocaust an etwa sechs Millionen europäischen Juden, starben viele weitere Millionen Soldaten, Zivilisten, Widerstandskämpfer oder Angehörige "unwerten" Lebens oder "minderwertiger" Rassen. Speziell an der Ostfront war der Blutzoll für die Wehrmacht, die Rote Armee und insbesondere die zwischen den mächtigen Armeen eingekeilte Bevölkerung enorm hoch. Alleine in der Sowjetunion soll es bis zu 40 Millionen Tote gegeben haben, wobei diese Zahlen freilich nicht alleine den Kampfhandlungen geschuldet sind. Die stalinistischen "Säuberungen" machten auch vor der ohnehin geschundenen Zivilbevölkerung nicht halt. Insofern sind die unseligen: "War Hitler schlimmer als Stalin, oder umgekehrt?"Diskussionen müßig.

Interessanterweise war Hitler überzeugter Vegetarier, fanatischer Nichtraucher und lehnte Alkohol strikt ab. Folglich lassen sich die ersten Antiraucherkampagne in die Zeit des Dritten Reiches zurückverfolgen, ebenso wie strenge Tier- und Naturschutzgesetze. Fühlen Sie sich bitte dazu ermuntert, dieses Wissen das nächste Mal aufzugreifen, wenn ein sendungsbewusster Naturschützer wieder einmal mit Nazi-Vergleichen um sich schmeißt.

 

Wie starb er?

Beging am 30. April 1945 nur wenige Stunden nach seiner Heirat mit Eva Braun.Selbstmord im Führerbunker. Diese Ehe muss der blanke Horror gewesen sein...

2. Stalin: Der Mann aus Stahl

Wie schlimm war er?

Weigerte sich, seinen eigenen in deutsche Kriegsgefangenschaft geratenen Sohn auszulösen.

 

Warum wurde er gefürchtet?

Verwendete anstatt seines sperrigen Geburtsnamens Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili den Namen Stalin, was "Der Stählerne" bedeutet und in einer besseren Welt vielleicht das Pseudonym eines das Böse bekämpfenden Comichelden wäre. In dieser Welt ist "Stalin" aber ein Synonym für: "Der russische Hitler".

Mit eben jener stählernen Faust regierte er das die Sowjetunion von 1927 bis zu seinem Tod 1953. Eine erstaunliche persönliche Entwicklung wenn man bedenkt, dass er in in einem orthodox-theologischen Seminar zur Schule ging. Sein Kokettieren mit marxistischen Lehren und die offene Rebellion gegen alles Religiöse führten zum Ausschluss aus dem Seminar. Fortan bekämpfte er an Lenins Seite den Zar und war dabei als Propagandist tätig. 1918 wurde er zum Befehlshaber der Roten Armee ernannt und entwickelte dort seine Vorliebe, Mitmenschen, die andere Meinungen vertraten, zu liquidieren.

Mit der Machtergreifung 1927 begann seine jahrelange Terrorherrschaft. 1928 wurden die Bauern enteignet und ihr Land kollektiviert. Die Folge dessen war eine Hungersnot ungeheuren Ausmaßes. Alleine in der Ukraine verhungerten Millionen Menschen. Die Verzweiflung der Menschen mündete vielfach in Kannibalismus - und dies in der einstigen Kornkammer des Sowjetreiches. Dessen ungeachtet peitschte Stalin rücksichtslos die Industrialisierung des Landes durch. Ehrgeizige Fünfjahrespläne sollten den rückständigen Agrar- in einen modernen Industriestaat verwandeln. Gewaltige Industrieanlagen, Straßen- und Eisenbahnnetze, Bergwerke, Kraftwerke und ganze Städte wurden aus dem Boden gestampft. Eine noch heute von Alt-Kommunisten verklärte "Erfolgsgeschichte", die auf der brutalen Ausbeutung von Millionen Menschen geschrieben wurde und Zehntausende Tote forderte. Die Gulags genannten Straflager versorgten das Regime mit einem schier unerschöpflichen Heer an Zwangsarbeitern.

Kein Wunder also, dass die Wehrmacht bei ihrem Einmarsch 1941 von vielen Sowjetbürgern zunächst noch als Befreier vom stalinistischen Terror begrüßt wurde. Der "vaterländische Krieg" gegen Nazi-Deutschland kostete wiederum viele Millionen Soldaten und Zivilisten das Leben, wobei die bittere Ironie in dem Wissen lag, selbst im Falle eines Sieges gegen das Dritte Reich in Armut, unablässiger Angst und Sklaverei darben zu müssen. Tatsächlich änderte auch der propagandistisch ausgeschlachtete Sieg über den einstigen Verbündeten nichts an den katastrophalen Lebensumständen des Volkes. Säuberungen und Schauprozesse gehörten weiterhin zum Alltag, ebenso wie Nahrungsmittelengpässe und willkürliche Verhaftungen.

Erst unter Gorbatschows Politik des Glasnost durften die Verbrechen unter Stalins Regime offen ausgesprochen und die Gräuel der Vergangenheit aufgearbeitet werden. Angesichts dessen, dass seine Herrschaft selbst in Friedenszeiten dutzende Millionen Tote forderte, mag es durchaus verwundern, dass noch heute so manche Genossen ein Loblied auf ihn singen. Was wiederum verdächtig an die Nr. 3 dieser Liste der grausamsten Despoten erinnert. Motto: Wenigstens hatten die Leute damals Arbeit und die Autobahnen waren nicht so verstopft wie heute.

 

Wie starb er?

Mit 74 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Schaffte es im Gegensatz zu Hitler nicht zum internationalen Medienphänomen. Wahrscheinlich war er einfach zu nett.

1. Mao: Vorbildlicher Kommunist!

Wie schlimm war er?

Während Millionen Chinesen verhungerten, führte er ein ausschweifendes Luxusleben. Oh, und er hatte eine Schwäche für Frauen. Sehr junge Frauen.

 

Warum wurde er gefürchtet?

Die 1960er Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs - und zugleich eine des Irrsinns. Millionen Hippies und sonstige Sandalen-Revolutionäre demonstrierten mit der Mao-Bibel in der Hand gegen verknöcherte Strukturen in den westlichen Demokratien. Eine durchaus berechtigte Kritik, die freilich ausgerechnet mit den Schriften des wohl größten Massenmörders der Geschichte bekundet wurde. Ebenso gut könnte man mit "Mein Kampf" in der Hand für mehr Toleranz gegenüber Andersdenkenden eintreten. Allzu sehr sollte dies freilich nicht verwundern, tragen doch viele Menschen noch heute ein Porträt von Che Guevara auf ihren T-Shirts, ohne dessen Brutalität zu hinterfragen. Nun gut, er war doch solch ein attraktiver Mann...

Der fast drei Jahrzehnte über China herrschende Mao Zedong war aus ähnlichem Fleisch geschnitzt: Zwar nicht attraktiv, aber dafür freundlich lächelnd. Zudem verkleidete er seine wirtschaftlichen und politischen Kampagnen mit blumigen Titeln wie: "Die Hundert-Blumen-Bewegung" oder den "Großen Sprung". Dabei entpuppte sich alleine der "Große Sprung" als die Initialzündung zur größten Hungerskatastrophe der Menschheitsgeschichte. Fast könnte man daraus ableiten, dass Kommunismus das Gegenteil von "gut gemeint" ist.

Die Anzahl der Leichen, die Maos Weg pflasterten, wird auf ca. 50 bis zu 75 Millionen geschätzt. In Friedenszeiten, wohlgemerkt! Seine Herrschaft war von Hungersnöten, Massenexekutionen, Folter und rigider Zensur, die ab und an der hübschen Optik wegen gelockert wurde, gekennzeichnet.

 

Wie starb er?

Mit 82 Jahren an einem Herzanfall. An Hunger wäre gerechter gewesen.

Nachwort

Lassen Sie mich, werte Leser, noch auf einen Umstand hinweisen, der insbesondere die Massenmörder des 20. Jahrhunderts verbindet. Allesamt waren sie der Überzeugung, "ihr" Volk in eine bessere Zukunft zu führen und einer gerechten Sache zu dienen. Was uns diese blutigen Geschichten ein ums andere lehren ist, dass es keine "bessere Zukunft" wert ist, über Leichen zu gehen, "störrische" Mitmenschen gewaltsam von der "gerechten Sache" zu überzeugen oder eine Wahnidee blindwütig zu verfolgen. Trauen Sie niemandem der behauptet, er wüsste, wie man die Welt besser, schöner, gerechter gestalten könne, und Sie müssten ihm dafür nur Ihren Gehorsam oder Ihre Stimme geben. Die Wahrheit ist: Kein Mensch vermag das Paradies auf Erden errichten, da jeder Mensch seine ganz eigenen Vorstellungen, Wünsche, Ideen oder Träume hat. Und niemand, absolut niemand hat irgendein von Gott oder dem "Volk" gegebenes Recht, über das Leben anderer Menschen zu verfügen.

Bitte lesen Sie hierzu meine nachfolgend verlinkten Artikel und bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil.

Autor seit 13 Jahren
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