Fakten über die Beziehung zwischen Shostakovich und Stalin

Die Beziehung zwischen Dmitri Shostakovich und Joseph Stalin war komplex und von Widersprüchen geprägt. Wir müssen davon ausgehen, dass Stalin wusste, dass Shostakovich der genialste russische Komponist des 20. Jahrhunderts war. Stalin war dafür bekannt, Künstler zu fördern – allerdings nur, wenn sie bereit waren, Werke zu erschaffen, die zur Verherrlichung des von ihm errichteten Regimes führten.

Dieser Punkt wurde schließlich zum Streitpunkt zwischen Shostakovich und Stalin, denn Shostakovich wollte seine künstlerische Freiheit weder Stalin noch einem Regime unterordnen. Für diese Haltung zahlte er einen hohen Preis: Seine Werke wurden zensiert, um seine Karriere und sein Leben zu retten. Zwar schuf Shostakovich auch Werke, die das Regime verherrlichten, doch müssen wir davon ausgehen, dass er dies lediglich tat, um ein vollständiges Verbot seiner Musik zu verhindern.

 

Die musikalische Sprache der 10. Symphony – Eine Verschlüsselung von Angst und Bedrohung

Meine erste persönliche Begegnung mit der Musik von Shostakovich war ein Probenmitschnitt der ersten Symphony, die Leonard Bernstein mit einem Jugendorchester erarbeitete. Die Musik von Shostakovich ist nicht leicht zu hören, aber mal ganz ehrlich: Was erwartest du von Musik, die die Schrecken des 20. Jahrhunderts in Töne fassen will? Um es auf den Punkt zu bringen: Shostakovich war ein Genie, das in der Lage war, komplexe Emotionen auf musikalische Weise auszudrücken. Aus diesem Grund komponierte Shostakovich in der Tradition von Beethoven, der in seiner 5. Symphonie ebenfalls seinen Gefühlen freien Lauf ließ.

In seiner 10. Symphony verwendete Shostakovich eine sehr freie Harmonik. Deshalb gibt es in dieser Symphony viele dissonante Klänge, an die du dich erst gewöhnen musst. Allerdings stehen diese im Gegensatz zu kurzen Momenten, in denen alles "harmonisch" fließt. Mitten in einer Stimmung von Angst und Bedrohung, die charakteristisch für dieses Werk ist, gibt es also auch eine gewisse Hoffnung bzw. die Sehnsucht nach besseren Zeiten. Um all dies zu erzeugen, bediente sich Shostakovich eines großen Orchesters. Neben den Streichinstrumenten fordert er 12 Holzbläser (Flöten, Oboen, Englischhorn, Klarinette, Bassklarinette, Fagott, Kontrafagott), 14 Blechbläser (Hörner, Trompeten, Posaunen, Tuba) und ein umfassendes Schlagwerk mit Pauken, großer Trommel, kleiner Trommel, Becken, Triangel, Tamburin, Holzblock und Xylophon. Auffällig ist vor allem die Verwendung eines Glockenspiels. 

Allein schon die Tatsache, dass Shostakovich in seiner 10. Symphony eine Stimmung der Angst und Bedrohung vermitteln will, wird dir helfen, seine Musik besser zu verstehen. Auf der anderen Seite zeigt es aber auch, dass die Musik von Shostakowitsch im Laufe der Zeit nichts an ihrer Aktualität verloren hat. 

Die Struktur und Bedeutung der Sätze der 10. Symphony

Die 10. Symphony steht in der Tonart Es-Dur. Bei Es-Dur denke ich zuerst an die 3. Symphonie von Beethoven, in der Napoleon im Mittelpunkt steht. Ursprünglich wollte Beethoven diese Symphony Napoleon widmen, doch er verwarf diesen Gedanken, nachdem Napoleon sich selbst zum französischen Kaiser krönte. Rückblickend muss man sagen, dass die Parallelen zwischen Napoleon und Stalin bemerkenswert sind.

Die 10. Symphony von Shostakovich besteht aus vier Sätzen, die jeweils eine eigene Bedeutung und Funktion haben.

Der erste Satz beginnt mit einem düsteren Tutti in den Streichern. Nur zur Erinnerung: Shostakovich zeichnet eine Atmosphäre der Angst und Unterdrückung. Erst nach ein paar Minuten stimmt eine Klarinette eine Melodie an. Dieser Moment ist wie eine Erlösung. Im Laufe des ersten Satzes wird die Musik dramatischer. Sie entwickelt sich immer mehr zu einer Auseinandersetzung mit den Themen Macht und Unterdrückung.

Der zweite Satz ist ist ein grotesker Tanz, der auf makabre Weise die Absurdität und Brutalität eines totalitären Systems aufzeigt.ist von einer sehr intensiven Trauer und Verzweiflung geprägt.

Der dritte Satz kann als eine Art Klagelied interpretiert werden, in dem Shostakovich die Opfer des Stalinismus betrauert. 

Das Finale ist ein komplexer Satz, der von einer Vielzahl von Emotionen geprägt ist. Auch dieser Satz beginnt düster und endet mit einem überraschenden, fast humorvollen Schluss, der als eine Art Befreiungsschlag interpretiert werden kann. Ich erwähnte bereits, dass diese Symphony kurz nach Stalins Tod uraufgeführt wurde. All die Schrecken seiner Herrschaft sind überwunden. Übrigens steht auch die 3. Symphony von Robert Schumann, in der es darum geht, rheinische Lebensfreude auszudrücken, in Es-Dur. Im Finale feiert Shostakovich sich selbst: Er hat seinen Widersacher Stalin überlebt. Für ihn, aber auch für seine Landsleute, besteht Hoffnung auf eine bessere Zeit und ein besseres Leben.

 

Wie reagierten die Kritiker und die Musikwelt auf die 10. Symphony von Schostakowitsch?

Die 10. Symphony von Shostakovich teilte die Kritiker in zwei Lager. Das erste Lager war von der komplexen Struktur, der Ausdruckskraft und dem epischen Umfang beeindruckt. Das zweite Lager empfand das Werk als zu düster und pessimistisch. Dennoch waren sich beide Lager einig, dass es sich um ein großes Meisterwerk handelte. Im Laufe der Zeit etablierte sich die Symphony als eines der zentralen Werke der sowjetischen Musik. Sie wurde weltweit gespielt und von vielen Hörern als musikalisches Zeugnis einer der dunkelsten Epochen der sowjetischen Geschichte interpretiert. Schostakowitsch selbst äußerte sich jedoch nie zur Bedeutung seines Werkes und ließ somit Raum für unterschiedliche Interpretationen. Diese Tatsache sollte dich ermutigen, die Musik von Schostakowitsch wertfrei zu hören. Wenn du das tust, wird dir der Zugang zu seiner Musik erleichtert.

Fazit: Drei Gründe, warum ich Schostakowitsch immer wieder höre

ie 10. Symphony von Dmitri Shostakovich ist weit mehr als nur ein musikalisches Werk. Sie ist ein musikalisches Zeitdokument, das die Schrecken des Stalinismus auf eindringliche Weise widerspiegelt. Gleichzeitig ist sie ein Zeugnis der unbändigen Kraft menschlicher Kreativität, die auch unter den schwierigsten Bedingungen nicht erlischt – wenn man bereit ist, an sich selbst und seine Sache zu glauben.

Es gibt drei Gründe, warum mich die Musik von Shostakovich immer wieder begeistert:
Erstens hat sie im Laufe der Jahre nichts von ihrer Aktualität verloren. Zweitens spiegelt sie nicht nur die Schrecken des Zweiten Weltkriegs wider, sondern hilft mir auch, persönliche Krisen und Konflikte zu verarbeiten. Drittens ermutigt sie mich, gegen den Strom der Gesellschaft zu schwimmen und die Werte, von denen ich überzeugt bin, nicht aufzugeben. 

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